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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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herein.«
    Die ganze Meute stürmte zur Terrassentür hinaus, gefolgt von Mrs. Wyndham, die ihnen irgendwas wegen ihrer Kamelien hinterherrief.

    Das Puppentheater war Zachs und mein Werk.
    Stundenlang hatten wir gesägt und genagelt und dann ein großes Stück Leinwand mit blauen Bergen, grünem Wald und einem kleinen Häuschen bemalt. Wir hatten sogar eine unserer Puppen selbst angefertigt, einen Löwen aus Pappmache. Wir brauchten eine Ewigkeit dafür, klecksten fürchterlich herum, und am Ende sah das Ding aus wie ein eingetrockneter Plastilinklumpen mit einer knubbeligen Oberfläche und einem schief aufgemalten Gesicht. Den Rest kauften wir dann in einem Spezialgeschäft. Die paar Stücke, die wir spielen, hat Zach geschrieben. Schließlich ist er der Schriftsteller von uns beiden. Wenn ihn jemand fragt, was er macht, antwortet er in bestimmtem Ton: »Ich schreibe Romane.« Meist fügt er dann nach einer kurzen Pause hinzu, dass er zusätzlich zu seiner Schreiberei noch ein paar andere Jobs hat, beispielsweise als Kinderunterhalter.
    Seine Puppenspiele sind kurz und kompliziert, mit zu vielen Stimmen. In dem Stück, das wir an diesem Tag aufführen wollten, spielten ein Junge, ein Mädchen, ein Zauberer, ein Vogel, ein Schmetterling, ein Clown und ein Fuchs eine Rolle. Ich bin hinterher immer schweißgebadet.
    Natürlich wusste Zach bereits von dem Brief, der Polizei und den vielen Sicherheitsvorkehrungen. An diesem Tag hatte er Lynne kennen gelernt, als wir ihn mit dem Auto abholten und dann zusammen nach Primrose Hill fuhren.
    Er hatte neben ihr auf dem Beifahrersitz gesessen und auf sie eingeredet – über Chaostheorie und die Tatsache, dass die Bevölkerung von Indien demnächst die Billionengrenze überschreiten werde. Sie hatte einen ziemlich benommenen Eindruck gemacht, es aber trotzdem irgendwie geschafft, den Wagen durch den dichten Verkehr zu lenken.
    Während wir das Theater zusammenbauten, fragte er mich, ob mir die Sache denn gar keine Angst mache.
    »Nein.« Ich war gerade damit beschäftigt, die Vorhänge an der Miniaturbühne zu befestigen, und zögerte einen Moment. Aber ich musste es jemandem sagen. »Wenn ich ehrlich sein soll, finde ich das Ganze eher aufregend.«
    »Das klingt ein bisschen pervers.«
    »Weißt du, Zach … kannst du ein Geheimnis für dich behalten?« Ich wartete seine Antwort nicht ab. Ich wusste, dass er es nicht konnte. Er ist dafür bekannt, dass er alles weitererzählt.
    »Ich habe was mit einem der Polizeibeamten.«
    »Wie bitte?«
    »Ich weiß, es ist ein bisschen seltsam, aber –«
    »Nadia.« Er packte mich an den Schultern. »Bist du wahnsinnig? Das kannst du doch nicht machen!«
    »Ach, kann ich nicht?«
    Zach ließ mich los und fuchtelte wild mit den Händen durch die Luft, als könnte er durch Worte allein nicht ausdrücken, wie unmöglich ich mich benahm. »Das tut man einfach nicht! Es ist nicht richtig! Genauso gut könntest du eine Affäre mit deinem Arzt haben. Ist dir denn nicht klar, dass der Typ dich ausnutzt?
    Du bist im Moment besonders verletzbar, und das ist sein Vorteil. Hör zu, ich bin sicher, dass du das Ganze als etwas Schönes, Reines und Wichtiges betrachtest, aber du hast dich doch gerade erst von Max getrennt, und jetzt hüpfst du mit jemandem ins Bett, der dich eigentlich beschützen sollte.«
    »Halt den Mund, Zach!«
    »Stichwort Vaterfigur. Du musst damit aufhören, Nadia!«
    »Er ist verheiratet«, fügte ich kläglich hinzu.
    Zach schnaubte verächtlich. »Hast du was anderes erwartet?«

    »Er ist attraktiv. Ich meine, ich hätte nie gedacht …« Mit einem Schaudern musste ich daran denken, wie er an diesem Morgen, also erst wenige Stunden zuvor, gekommen war, um Lynne für eine Weile abzulösen, und wir uns im Bad geliebt hatten. An die geflieste Wand gelehnt, hatten wir uns voller Leidenschaft die Kleider vom Leib gerissen.
    »Nadia!«, sagte Zach in drängendem Ton. »O verdammt, da sind sie schon!«
    Die Jungs waren aus dem Garten zurückgekehrt.

    Nach dem Puppenspiel brachte ich Oliver dazu, mir bei meinem kläglichen Zaubertrick zu helfen. Jedes Mal, wenn er meinen Zauberstab berührte, fiel das Ding in sich zusammen, und alle Kinder schrien so laut
    »Abrakadabra!«, dass Mrs. Wyndham, die in der Tür stand und zusah, vor Schreck zusammenzuckte. Dann bat ich die Kinder, mir ausgefallene Gegenstände zum Jonglieren zu geben. Ein boshafter Junge namens Carver überreichte mir eine Käsereibe, die er in der Küche gefunden

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