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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Wochen. Eine schreckliche Sache.«
    »Lieber Himmel!« Ich starrte sie fasziniert an. Niemand aus meinem Bekanntenkreis hatte je mit einem Menschen zu tun gehabt, der ermordet worden war. »Was ist passiert?«
    »Das weiß niemand so ganz genau.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Es ist im Haus geschehen.«
    Ich starrte sie mit offenem Mund an.
    »Wie schrecklich! Wie schrecklich für die ganze Familie!«
    Mrs. Wyndham erschien mit einer Partytüte für Chris.
    Sie sah dreimal so groß aus wie die, die alle anderen bekommen hatten.
    »Hier, mein Liebling!«, sagte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. »Wenn es irgendetwas gibt, das ich für dich tun kann …« Sie seufzte, als würde ihr allein schon sein Anblick Schmerz bereiten. Dann wandte sie sich an mich. »Ich bringe Ihnen Ihr Geld, Miss Blake. Es dauert nur einen Moment, ich habe schon alles vorbereitet.«
    »In meiner Tüte sind zwei Päckchen Bonbons! Thomas hat nur eins!«, rief Chris triumphierend. »Und ich habe einen Gummiball!«
    »Hier ist das Geld, Miss Blake.«
    Ihrer Stimme nach zu urteilen, würde sie uns wohl kein zweites Mal einladen.
    »Danke.« Erneut schulterte ich meine Ausrüstung.
    »Viel Glück«, sagte ich zu der jungen Schwedin.
    »Danke.«
    Gerade wollte ich mich zum Gehen wenden, als mir einfiel, dass Zach gesagt hatte, er werde hinterher mit der U-Bahn nach Hause fahren. Ich musste mich noch von ihm verabschieden. Also blieb ich neben Lena stehen.
    »War es ein Einbrecher?«, fragte ich sie.
    »Nein.«

    »Er hat Briefe geschrieben«, fügte Chris eifrig hinzu.
    »Was?«
    Lena nickte seufzend. »Ja«, sagte sie. »Schreckliche Briefe, in denen er angekündigt hat, dass er sie umbringen würde. Sie klangen fast wie Liebesbriefe.«
    »Wie Liebesbriefe«, wiederholte ich benommen.
    »Ja.« Sie hob den kleinen Jungen hoch. Er schlang die Beine um ihre Taille. »Komm, Chris.«
    »Warten Sie! Nur einen Moment! Hat sie denn nicht die Polizei verständigt?«
    »O doch. Das ganze Haus war voller Polizisten.«
    »Und er hat sie trotzdem getötet?« Mir war plötzlich sehr kalt.
    »Ja.«
    »Wie haben sie geheißen?«
    »Wie bitte?«
    »Die Polizisten. Wie waren ihre Namen?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Können Sie sich an ihre Namen erinnern?«
    »Erinnern? Ich sehe sie jeden Tag. Einer heißt Links, ein anderer Stadler. Außerdem ist da noch eine Psychologin, Dr. Schilling. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Ach, nicht weiter wichtig.« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Ich dachte, ich kenne sie vielleicht.«

    9. KAPITEL
    eht es Ihnen nicht gut, Nadia?«
    G »Was?«
    Erschrocken blickte ich mich um. Einen Moment lang wusste ich nicht so recht, wo ich war. Ich saß neben Lynne im Wagen. Sie beugte sich gerade mit besorgtem Gesichtsausdruck zu mir herüber.
    »Sie sind blass«, stellte sie fest.
    »Ich habe schreckliche Kopfschmerzen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir eine Weile nicht reden?«
    »Soll ich Ihnen Tabletten besorgen?«
    Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich mit geschlossenen Augen zurück. Ich wollte sie nicht sehen.
    Wenn ich erst mal zu reden anfing, konnte ich für nichts garantieren. Lynne startete den Wagen und fuhr los. Ich hatte das Gefühl, als müsste ich meinen Kopf mit beiden Händen festhalten, um zu verhindern, dass er auseinander brach. Plötzlich fiel mir ein, dass ich mich nun doch nicht mehr von Zach verabschiedet hatte.
    Ich war in eine neue Welt gestoßen worden, eine schreckliche, dunkle Welt, und ich musste erst einmal herausfinden, wo ich stand, aber vorher musste ich warten, bis sich das Tosen in meinem Kopf gelegt hatte. Vor allem aber musste ich mich während der kurzen Heimfahrt darauf konzentrieren, nicht in Lynnes schönen neuen Dienstwagen zu kotzen. Ich dachte an den Moment, wenn man sich kochendes Wasser über die Hand schüttet. Man spürt keinen Schmerz, aber man weiß, dass er eine Sekunde später durch Hand und Arm schießen wird. Mir war klar, dass ich erst einmal zur Ruhe kommen und richtig realisieren müsste, was ich da eben gehört hatte. Im Augenblick war da nur eine Stimme, die mir aus weiter Ferne, aus den Tiefen meines Kopfes zu kommen schien und immer wieder sagte, dass noch eine Frau solche Briefe erhalten hatte wie ich und dass sie tot war, ermordet. Eine andere Frau hatte durchgemacht, was ich durchmachte, und am Ende war sie getötet worden. Und das erst vor ein paar Wochen. Als ich das letzte Mal mit Max gestritten hatte, war sie noch am Leben gewesen. Sie

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