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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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ruhig.«
    »Bist du auf Wohnungssuche?«, fragte ich ihn. »In dem Fall solltest du mal einen Blick auf die werfen, die ich mir gestern angesehen habe. Allerdings ist die nicht besonders ruhig.«
    »Wie ist es denn gelaufen?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich. »Ich weiß nicht mal genau, was ich eigentlich dort wollte. Wahrscheinlich war es eine Schnapsidee, aber irgendwie erschien es mir wichtig. Immerhin hatte ich Gelegenheit, mit Zoës Freundin zu sprechen, Louise. Sie ist sehr nett. Das hat mir Zoë ein bisschen näher gebracht.«
    Morris nahm einen Schluck von seinem Kaffee. »Wie kann man sich für jemanden interessieren, den man nie kennen gelernt hat?«
    »Na ja, weißt du, ich fühle mich Zoë und Jenny durchaus auf eine gewisse Weise verbunden.«
    »Hast du letzte Woche die Zeitungsberichte über den Erdrutsch in Honduras verfolgt?«
    »Nein.«
    »Sie haben mehr als zweihundert Leichen geborgen. Es steht noch nicht fest, wie viele Menschen noch unter den Erdmassen begraben liegen.«
    »Wie schrecklich.«
    »Es war nur ein ganz kleiner Bericht im Auslandsteil meiner Zeitung. Wenn das Unglück in Frankreich passiert wäre, hätte es eine große Story gegeben. Wäre England der Schauplatz gewesen, hätte man es uns auf der Titelseite präsentiert.«
    »Tut mir Leid«, sagte ich. »Du musst entschuldigen, wenn ich im Moment ein bisschen zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin. Das hat mit diesem ständigen Gefühl der Angst zu tun. Da wird man einfach so.«
    Morris beugte sich vor und stellte seine Kaffeetasse ganz behutsam auf einer Zeitung ab, als wäre es tatsächlich möglich, den Wert meines ramponierten Tisches noch zu mindern.
    »Hast du wirklich solche Angst?«, fragte er mitfühlend.
    »Ja«, antwortete ich. »Ich versuche nicht daran zu denken, die Angst zumindest zeitweise zu verdrängen, aber sie ist immer da. Du kennst bestimmt das Gefühl, wenn man mit Grippe im Bett liegt und alles, was man isst, so einen komischen Beigeschmack hat. So ähnlich fühlt sich das auch an.«
    »Wenn du darüber reden möchtest, dann tu’s. Erzähl mir, was du empfindest. Du kannst mir alles sagen.
    Wirklich alles.«
    »Nett von dir, aber so kompliziert ist das nicht. Ich möchte einfach nur, dass es ein Ende hat.«
    Morris blickte sich um. Josh war noch immer in das Spiel vertieft.
    »Was wirst du als Nächstes tun?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Ich hatte mir irgendwie in den Kopf gesetzt, selbst nach Hinweisen zu suchen, aber das war wohl eine ziemlich blöde Idee. Reine Zeitverschwendung.
    Die Polizei hat schon alles gründlich untersucht.«
    »Wonach hast du denn gesucht?«
    »Keine Ahnung. Das ist wahrscheinlich das Allerlächerlichste daran. In einem Heuhaufen nach einer Stecknadel zu suchen ist eine Sache, aber was, wenn man nicht mal weiß, wonach man den Heuhaufen durchwühlt?
    Vielleicht suche ich ja nach einem Strohhalm. Ich hatte übrigens Gelegenheit, einen kurzen Blick in einen Teil der Polizeiakten zu werfen.«
    »Sie haben dich ihre Akten einsehen lassen?«, fragte Morris in scharfem Tonfall.
    Ich lachte.
    »Na ja, sozusagen.«

    »Worum hat es sich dabei im Einzelnen gehandelt?
    Waren auch Autopsieberichte darunter?«
    »Hauptsächlich war es bürokratisches Zeug, aber ich habe auch ein paar schreckliche Fotos gesehen. Was er Jenny angetan hat. Glaub mir, du willst es nicht wissen.
    Wenn ich die Augen schließe, sehe ich es noch immer vor mir.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Hast du sonst was Interessantes erfahren?«
    »Eigentlich nicht. Oh, eine Menge Details, aber nichts, was mir wirklich weiterhilft. Es war schrecklich, aber im Grunde völlig umsonst. Ich hatte wohl gehofft, auf irgendetwas zu stoßen, irgendeine Verbindung zwischen uns: Zoë, Jenny und Nadia, den drei seltsamen Stiefschwestern.«
    »Du hast mich gefunden«, sagte er lächelnd.
    »Stimmt. Keine Angst, Morris, ich habe dich noch immer im Visier. Außerdem ist da noch dieser Immobilienmakler, Guy, der ebenfalls ein Bindeglied zwischen Zoë und Jenny gewesen sein könnte. Er scheint ein ziemlich schräger Vogel zu sein. Aber selbst wenn er tatsächlich beide Frauen gekannt hat, muss das nicht notwendigerweise etwas bedeuten. Schließlich haben auch Zoë und Jenny in Nord-London gelebt, genau wie ich. Da ist es im Grunde sogar ziemlich wahrscheinlich, dass es Verbindungen zwischen uns gibt. Es wäre geradezu seltsam, wenn es keine gäbe. Wer weiß, vielleicht haben wir in denselben Läden eingekauft oder sind uns sogar hin

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