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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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und wieder auf der Straße begegnet. Aber das ist gar nicht das Entscheidende. Was mir zu schaffen macht, ist einfach die Tatsache, dass ich ständig vor mich hingrüble. Es muss irgendeinen Hinweis geben. Irgendetwas muss es geben.
    Ich habe mich kürzlich mit einer Psychologin unterhalten, und sie hat bei der Gelegenheit von so einer Art Prinzip gesprochen. Demnach lässt jeder Verbrecher irgendwas von sich am Tatort zurück, nimmt aber auch immer etwas mit. Eine faszinierende Idee, findest du nicht?«
    Morris zuckte mit den Achseln.
    »Na ja«, fuhr ich fort, » mich lässt sie jedenfalls nicht mehr los.
    Es kommt mir vor, als würde ich besagten Heuhaufen in meinem Kopf herumtragen. Ich habe das Gefühl, dass es dort zwei entscheidende Strohhalme gibt, und wenn es mir gelingt, diese beiden zusammenzubringen, wird es mir vielleicht auch gelingen, mein Leben zu retten.«
    »Natürlich wird dir das gelingen«, sagte Morris. »Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.«
    »Manchmal bin ich nah dran. Weißt du, was ich als das Schlimmste empfinde? Die wenigen Momente, in denen ich fühle, wie es sein könnte, das alles zu überstehen, ein normales Leben zu führen und alt zu werden.« Ich musste aufhören und mich zusammenreißen, bevor mir die Tränen kamen. Plötzlich wurde mir bewusst, dass jemand neben mir stand. Josh. Ich schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein.
    »Den heutigen Abend habe ich auch ein bisschen so empfunden«, fuhr ich fort.
    »Ich hätte nicht damit gerechnet, es hatte sich einfach so ergeben.«
    Einen Moment lang schwiegen wir. Josh sah jetzt wieder aus wie ein Erwachsener, der mit zwei anderen Erwachsenen auf dem Sofa saß. Wir tranken unseren Kaffee und warfen uns dabei immer wieder lächelnde Blicke zu.
    »Demnach hast du also versucht«, begann Morris, »eine Verbindung zwischen dir und den anderen zwei Frauen herzustellen, Zoë und … ähm … Joshs Mum.«

    »Genau.«
    »Ich habe auch über das Ganze nachgedacht, und mir ist da ein wirklich blöder Gedanke gekommen. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich dir trotzdem davon erzähle.«
    »Schieß los!«, sagte ich. »Es wird mir gut tun, zur Abwechslung mal den Mund zu halten. Ich rede sowieso viel zu viel.«
    »Mir ist aufgefallen, dass es sehr wohl eine Verbindung zwischen euch dreien gibt.«
    »Wie bitte?«
    »Es klingt fast wie eine Scherzfrage, aber wer sind die Personen, die ihr drei gemeinsam habt?«
    »Wer?«
    Ich blickte von Morris zu Josh. Josh begann zu lächeln, als wäre ihm gerade ein Licht aufgegangen.
    »Ich hab’s«, erklärte er selbstgefällig.
    »Dann sag’s mir! Wer ist es?«
    »Ich finde, du solltest noch ein bisschen länger raten.«
    Jetzt zog er mich doch tatsächlich auf wie ein jüngerer Bruder.
    »Verdammt, Josh, nun sag’s mir endlich, oder ich zieh dir die Löffel lang!« Ich hob drohend die Hand.
    »Also gut, also gut! Die Polizei.«
    »Haben die Beamten, die du kennst, auch in den beiden anderen Fällen ermittelt?«, fragte Morris.
    »Ich glaube schon«, antwortete ich. »Aber … also wirklich …«
    »Meine brillante Theorie hat tatsächlich einen entscheidenden Schönheitsfehler.«
    »Und der wäre?«
    »Das erste Opfer. Zoë. Die Polizei kann erst nach dem ersten Brief auf sie aufmerksam geworden sein.«
    »O ja, stimmt.«
    Wir schwiegen wieder. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als würde es in meinem Hinterkopf zu kribbeln anfangen.
    Endlich war das passiert, worauf ich gehofft hatte. »Das stimmt nicht«, sagte ich.
    »Was?«, fragte Morris.
    »Was du gesagt hast. Dass sie erst nach dem ersten Brief auf der Bildfläche erschienen sind.«
    »Wie meinst du das? Wie hätte die Polizei vorher von ihr wissen sollen?«
    »Es stand in den Akten. Kurz bevor das Ganze anfing, ist ein Bericht über Zoë durch die Zeitungen gegangen. Sie hat sich auf der Straße mit einem Handtaschendieb angelegt. Ihn mit einer Wassermelone k.o. geschlagen. Sie war ein paar Tage lang berühmt, ihr Foto in allen Zeitungen. Die Polizei hat schon von ihr gewusst.«
    »So ernst habe ich das mit meiner Theorie eigentlich gar nicht gemeint«, erklärte Morris. »Trotzdem … vielleicht solltest du wirklich mal darüber nachdenken, ob sie dich irgendwie seltsam behandelt haben. Ich nehme an, das Ganze ist ziemlich förmlich und unpersönlich abgelaufen, wie bei der Polizei halt so üblich.«
    Ich warf ihm einen leicht nervösen Blick zu. Ich durfte mir jetzt nichts anmerken lassen.
    »Ja, genau. Wie das so üblich ist.« Ich weiß,

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