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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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lang.«
    »Zoë«, fuhr sie fort, »ich möchte, dass wir uns am Montag früh in Ruhe zusammensetzen und alle Einzelheiten dieser Sache besprechen. Es wäre schön, wenn Sie um neun hier sein könnten.«
    »Ich habe einen Job«, wandte ich ein.
    » Das ist jetzt Ihr Job«, erwiderte sie. »Zumindest im Moment. Ich muss jetzt gehen, aber … Diese Zeichnung, stellt sie wirklich Ihr Schlafzimmer dar?«
    »Das habe ich doch schon gesagt.«
    Dr. Schilling trat nervös von einem Fuß auf den anderen.

    Wäre sie ein Kind aus meiner Klasse gewesen, hätte ich sie auf die Toilette geschickt.
    »Sie haben einen Freund, richtig?«
    »Ja. Fred.«
    »Wohnen Sie zusammen?«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Er bleibt nicht über Nacht.«
    »Was denn, nie?«
    »Nein.«
    »Aber es handelt sich dabei um eine sexuelle Beziehung?«
    »Ja, wir haben bereits das volle Programm absolviert, falls Sie das meinen.«
    Sie warf einen Blick zu Aldham hinüber. »Sprechen Sie mit ihm.«
    »Falls Sie Fred verdächtigen«, sagte ich, »können Sie ihn gleich wieder von der Liste streichen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass er sowieso nicht in Frage kommt, weil er, ähm, na ja … weil er eben nicht in Frage kommt.
    Sie wissen schon.« Sie nickte höflich, wirkte aber nicht sehr überzeugt. »Jedenfalls war er an dem Abend, an dem es passiert sein muss, gar nicht in der Stadt. Er war in den Dales, wo er mit mehreren anderen Leuten einen Garten umgegraben hat. Er ist erst am folgenden Abend wieder zurückgekommen. Sie werden vermutlich feststellen, dass es sogar Filmaufnahmen eines Yorkshirer Fernsehsenders gibt, die beweisen, dass er dort war.«
    »Sie sind ganz sicher, dass er es nicht gewesen sein kann?«
    »Ja, hundertprozentig sicher.«
    »Reden Sie trotzdem mit ihm«, sagte sie zu Aldham. An mich gewandt fügte sie hinzu: »Wir sehen uns am Montag, Zoë. Ich möchte Sie nicht unnötig in Panik versetzen, es kann gut sein, dass sich das Ganze als weniger ernst entpuppt, als es aussieht, aber ich fände es trotzdem gut, wenn Sie eine Weile nicht mehr allein in Ihrer Wohnung übernachten würden. Ach ja, eins noch, Doug.« Damit war offenbar Aldham gemeint. »Werfen Sie einen Blick auf die Türschlösser, ja? Also dann, bis Montag!«
    Aldham und ich gingen zu seinem Wagen zurück.
    »Das war … ähm, schnell«, sagte ich.
    »Lassen Sie sich von ihr nicht ins Bockshorn jagen«, meinte Aldham. »Sie geht bloß auf Nummer Sicher.«
    »Sie hat gesagt, dass Sie mit Fred reden sollen. Das werden Sie doch nicht tun, oder?«
    »Irgendwo müssen wir ja anfangen.«
    »Jetzt gleich?«
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Er arbeitet an einem Garten.«
    »Sie meinen wohl, in einem Garten.«
    »Nein, Fred sagt, er arbeitet an einem Garten. Er findet wohl, dass das künstlerischer klingt. Wo sind wir denn hier?«
    »In Hampstead.«
    »Dann ist er gar nicht so weit weg, glaube ich. Er hat was vom Norden der Stadt erwähnt.«
    »Gut. Wissen Sie die Adresse?«
    »Ich könnte ihn auf seinem Handy anrufen. Aber hat das denn nicht noch ein bisschen Zeit?«
    »Hier, bitte.« Aldham hielt mir sein Telefon hin.
    Ich hatte die Nummer in meinem Terminplaner stehen.
    »Wenn Sie hinfahren und mit ihm reden, kann ich dann vorher noch kurz mit ihm sprechen?«

    »Wozu?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich. »Vielleicht aus Höflichkeit.«

    Ich sah Fred, bevor er mich erkannte. Er stand am Ende eines langen Gartens, der an die Rückseite eines unglaublich vornehmen Hauses anschloss, und arbeitete sich mit einem Gerät, das an Gurten von seinen Schultern hing, eine Rabatte entlang. Er trug eine Baseballkappe mit dem Schirm nach hinten, eine zerrissene Jeans, ein weißes T-Shirt und schwere Arbeitsstiefel. Außerdem hatte er eine Schutzbrille auf und Stöpsel in den Ohren, sodass die einzige Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen, darin bestand, ihm auf die Schulter zu klopfen. Obwohl ich mich telefonisch angekündigt hatte, zuckte er leicht zusammen. Er schaltete die Maschine aus und löste die Gurte. Dann nahm er die Schutzbrille ab und die Ohrstöpsel heraus. Er wirkte benommen von dem Lärm, auch wenn der inzwischen verstummt war, und dem grellen Licht. Wir standen im strahlenden Sonnenschein neben einer Lilienrabatte. Fred war schweißgebadet.
    Er trat einen Schritt zurück und starrte mich an. In seinem Blick lag nicht nur Überraschung, sondern auch Wut. Er ist einer von jenen Menschen, dachte ich, die gern jeden Bereich ihres Lebens in einer eigenen Schublade

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