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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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niederließen. Die Sonne brannte herunter, die Luft war heiß und drückend, der Park überfüllt. Gruppen von Teenagern spielten Frisbee oder knutschten im Schatten der Bäume. Eltern saßen mit ihren Kindern im Gras und picknickten, ausgerüstet mit Bällen und Springseilen. Junge Mädchen in knappen Tops genossen die Sonne. Überall tummelten sich Leute mit Bierdosen, Hunden, Fotoapparaten, Drachen, Fahrrädern, Brot für die Enten. Sie trugen alle helle, leichte Kleidung und waren guter Laune.
    Louise schob ihr T-Shirt ein Stück hoch und legte sich zurück, die Arme unter dem Kopf. Ich saß neben ihr, rauchte eine Zigarette nach der anderen und beobachtete die vorüberströmenden Menschen. Irgendwie rechnete ich damit, unter ihnen ein bekanntes Gesicht zu entdecken oder zumindest jemanden, der mich ansah, als würde er mich kennen, aber so jemand war nicht dabei.
    »Weißt du, was?«
    »Was?«, fragte sie schläfrig.
    »Ich habe mich in der ganzen Sache viel zu passiv verhalten.«
    »Nein, hast du nicht.«

    »Doch. Ich wollte, dass andere Leute das für mich regeln. Selbst habe ich mir nicht die Mühe gemacht, etwas dagegen zu unternehmen.«
    »Sei nicht albern, Zoë.«
    »Es ist doch so. Ich glaube, es hat etwas mit London zu tun. Ich wollte mich in der Stadt verlieren. Ich wollte nicht, dass jemand auf mich aufmerksam wird. Höchste Zeit, dass ich mal einen kritischen Blick auf mich selber werfe. Genau das muss ich jetzt tun. Ich muss mich selbst einer kritischen Prüfung unterziehen und mir überlegen, wieso sich dieser Typ ausgerechnet mich ausgesucht hat.
    Und wie der Mensch aussehen könnte, der so etwas tut.«
    »Morgen«, sagte Louise. »Verschieb deine kritische Prüfung auf morgen. Heute solltest du es dir einfach mal gut gehen lassen.«
    Ich ließ die Sonne in meine Haut dringen, unter meine schmuddeligen Klamotten. Ich war müde. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so müde gefühlt. Die Augen schmerzten, und Arme und Beine waren so schwer, dass ich sie kaum bewegen konnte. In Zukunft wollte ich jeden Tag ein ausgiebiges Bad nehmen, stundenlang auf einem sauberen Laken schlafen, gesunde Rohkost, Karotten und grüne Äpfel zu mir nehmen und nur noch Orangensaft und Kräutertee trinken. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich jemals wieder den Wunsch verspüren würde, in einen Club zu gehen, mich zu betrinken oder zuzurauchen oder gar von einem Mann anfassen zu lassen. Das schweißtreibende, hektische Leben, das ich in London geführt hatte, erfüllte mich nun mit einem vagen, aber alles beherrschenden Gefühl von Abscheu. All der Lärm, all die Anstrengung. Vielleicht, dachte ich, würde ich sogar mit dem Rauchen aufhören. Aber heute noch nicht.

    * * *

    Wir kamen an einem Laden mit Kindersachen vorbei –
    bunten Baumwolllatzhosen, Streifentops, Bomberjacken in Rot, Rosa und Gelb –, und Louise zerrte mich hinein. »Du passt mittlerweile in Kinderklamotten«, sagte sie und musterte mich kritisch.
    »Du hast zu viel abgenommen – wir werden dich wieder aufpäppeln müssen. Aber bis dahin brauchst du was zum Anziehen. Lass uns ein paar Sachen kaufen.« Unter den missbilligenden Blicken der Verkäuferin wählte ich ein paar Teile aus und ging damit in die Umkleidekabine. Als Erstes probierte ich ein geripptes graues Hemdkleid, das laut Etikett für Dreizehnjährige gedacht war, und betrachtete mich im Spiegel. Gut. Ich sah darin flachbrüstig und geschlechtslos aus. Genau das, was ich im Moment brauchte. Nachdem ich es wieder ausgezogen hatte, schlüpfte ich in ein hübsches weißes T-Shirt, das mit kleinen Blümchen bestickt war.
    »Lass mal sehen!«, rief Louise von draußen herein.
    »Komm schon, du kannst doch nicht mit einer Freundin zum Einkaufen gehen, ohne eine Modenschau zu veranstalten!«
    Kichernd zog ich den Vorhang auf und drehte mich vor ihr.
    »Wie findest du das?«
    »Nimm es!«, befahl sie.
    »Ist es mir nicht zu klein?«
    »Bestimmt, wenn du erst mal ein paar Tage bei mir wohnst und meine schrecklichen Essgewohnheiten übernommen hast. Im Moment aber siehst du sehr hübsch darin aus.« Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. »Wie eine Blume, meine Liebe.«
    Später fuhren wir mit Louises Klapperkiste zum Supermarkt, um Vorräte einzukaufen. Ich hatte lange Zeit von der Hand in den Mund gelebt, hier ein paar Pommes, da einen Riegel Schokolade, hin und wieder ein gekauftes Sandwich im verrauchten Lehrerzimmer. Es war bestimmt schon Wochen her, wenn nicht Monate, dass ich

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