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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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heute hierherkam, und dann muss ich erfahren, dass … dass er …« Sie unterdrückte ein Schluchzen und presste sich das zerknüllte Taschentuch auf den Mund, »dass er v-verlobt ist … das war ein solcher Schock, ich konnte nicht anders als weinen. Denn wissen Sie, das ist noch nicht alles – das Tanzen, meine ich und dass er gesagt hat, er will mir schreiben. Er – hat mich geküsst. Ziemlich viel sogar.«
    »Ach, nee!«, rief Hetty.
    Viola musterte sie misstrauisch mit ihren schmalen, nassen grauen Augen.
    »Wollen Sie damit sagen, dass er oft Mädchen küsst? Einfach so, meine ich?«
    »Etwa fünf pro Woche, vermute ich«, entgegnete Hetty brutal. Sie hielt es für das Beste, dieser Schwärmerei ein für alle Mal den Garaus zu machen.
    »Wirklich und ehrlich? Es hatte nichts zu bedeuten, meinen Sie?«
    »Nicht die Bohne. Er flirtet gern. Der lässt nichts aus.«
    Viola war verwirrt. Hetty konnte sehen, dass sie nicht überzeugt war.
    »Ich schwör’s«, fügte sie trocken hinzu.
    »Also – nein, das glaube ich nicht«, sagte Viola beleidigt. »Jemanden so zu küssen und dann zu sagen, dass man schreiben will. Wieso hat er das gesagt, wenn er’s nicht wirklich vorhatte? Das wäre doch dumm, oder?«
    (Dumm bist nur du, dachte Miss Franklin.) Laut sagte sie:
    »Ich habe Ihnen gesagt, wie er ist, und es ist die Wahrheit. Wenn Sie mir nicht glauben wollen, ist das Ihre Sache.«
    »Ach, ich hab nicht gemeint, dass Sie flunkern oder so.«
    »Flunkern? Ach, Sie meinen lügen. Nein, hätte ich auch nicht angenommen, dass Sie das denken …« (Wie kompliziert das wurde, auch grammatikalisch.)
    »Ich meinte nur, Sie verstehen nicht«, sagte Viola sanft.
    »Was? Victor?«
    Viola schüttelte verwirrt den Kopf. Ihr Schädel hämmerte, und ihre Augen brannten. Es war schwer, mit Hetty zu reden; ein Trost war sie nicht gerade.
    Aber es gab jetzt sowieso keinen Trost mehr.
    »Egal«, sagte Hetty nun freundlicher. Sie sah Violas ignorante, kindliche, oberflächliche Natur wie eine kleine Landkarte vor sich ausgebreitet. Es war nicht fair, einer solchen Schlichtheit mit Ironie zu begegnen. Hunden und Kindern konnte man auch nicht mit Ironie kommen.
    »Haben Sie Puder dabei?«
    Viola nickte.
    »Dann pudern Sie sich die Nase, und dann gehen wir, und Sie gratulieren dem glücklichen Paar.«
    »Nein, das kann ich nicht!«, schrie Viola auf.
    »Unsinn, Sie müssen. Sie wollen doch nicht, dass jeder merkt, dass Sie geweint und dem Paar nicht gratuliert haben, oder? Da weiß doch gleich jeder, was los ist!«, rief Hetty aus.
    »Meinen Sie?«
    »Allerdings. Man wird sich über Sie lustig machen.«
    Viola lief rot an. »Wie gemein.« Sie zückte ihren Puder. »Na gut, dann komm ich eben, aber ich will nicht, und ich wünschte, ich wäre tot.«
    »Eines Tages werden wir alle sterben; aber bis dahin können wir versuchen, unseren gesunden Menschenverstand zu gebrauchen. Also, nur Mut! Und machen Sie nicht so ein Gesicht. Sie sind viel hübscher als Phyl. Die ist ziemlich gewöhnlich, Sie dagegen haben Charakter.«
    »Ach ja?«, murmelte Viola. Sie verließen das Gebüsch und gingen langsam über den weiten grünen Rasen.
    »Ganz bestimmt. Lassen Sie sich das einen Trost sein.«
    Aber da Viola nicht sicher war, was Hetty mit »Charakter« meinte, fühlte sie sich nicht sonderlich getröstet.
    Phyllis amüsierte sich prächtig. Sie stand im Mittelpunkt, und ihr Kleid sah fabelhaft aus. Lachend präsentierte sie sich vor dem blumengeschmückten Kamin und zeigte ihren blinkenden Verlobungsring vor. Den Männern, die kamen, um ihr zu gratulieren, schenkte sie ein kesses Grinsen, wie um zu sagen: »Vielleicht hast du ja beim nächsten Mal mehr Glück.« Auch an Victor gab es nichts auszusetzen, er sah gut aus in seinem neuen leichten Sommeranzug und stellte genau die richtige Mischung aus Freude, Betretenheit und Ehrfurcht über so viel Glück zur Schau. Und es war ein großes Glück, Miss Barlow seine Verlobte nennen zu dürfen. Es wird gut gehen, dachte Phyllis. Ihre weißen Zähne blitzten, ihre runden schwarzen Augen funkelten. Sie war froh, dass es jetzt endlich entschieden war. Sie freute sich darauf, eine jung verheiratete Braut zu sein, mit einer luxuriösen kleinen Stadtwohnung, in der man Gäste empfangen und Partys veranstalten konnte.
    Gegen fünf Uhr nachmittags, als sich die Kolonne der Gratulanten etwas ausdünnte, tauchte Hetty auf, gefolgt vom aschblonden Lockenkopf dieser Wither, die ein rosa Kleid trug. Phyllis musterte

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