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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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ist dieser Einsiedler. Fawcuss traut sich nicht aufzumachen. Falls er betrunken sein sollte, meine ich. M’dam.«
    Bäng! Bäng! Bäng! »Mischter Wither! Mischter Wither!« Wrrrrrrr.
    »Ist Saxon schon nach Haus gegangen?«, fragte Mr Wither, der dreinschaute wie ein verängstigte Maus (er war nicht der Einzige). Die Haustüre war zwar ziemlich dick und stabil, aber der Einsiedler war stark wie ein Ochse und rücksichtslos.
    »Er ist schon heimgegangen, vor einer halben Stunde, Sir.«
    »Du hast ihm ja selbst freigegeben, Arthur«, murmelte Mrs Wither, »weil es zu neblig war, um nach Chesterbourne zu fahren.«
    Bäng! Bäng! Bäng! Der Lärm ging ihnen allmählich auf die Nerven.
    Alle hatten sich erhoben und wechselten erschrockene Blicke, die Frauen hatten ihre Handarbeiten ängstlich an sich gedrückt.
    »Sollten wir nicht besser …«, begann Mr Wither, doch das Hämmern hörte plötzlich auf.
    »Blöder Jockel«, kam es in gedämpftem Gebrüll. »Du …« Der Rest war glücklicherweise unverständlich.
    Tina fuhr zusammen, und sie wurde ganz blass. Alles begann sich um sie zu drehen. Aber bevor sie sagen konnte: »Ich glaube, dass Saxon jetzt da draußen ist, Vater«, kam Fawcuss hereingewuselt und verkündete atemlos: »Saxon ist jetzt draußen bei ihm, M’dam, er ist grade wieder zurückgekommen. Ich hab ihn vom Arbeitszimmerfenster des Herrn aus gesehen, M’dam.«
    »Das hilft doch nichts, dieser Wüstling hat Saxon schon mal niedergeschlagen«, bemerkte Madge grob. »Rufen wir lieber die Polizei, Vater.«
    »Nein, nein, kommt nicht infrage, bei dem Nebel rufe ich doch nicht die Polizei, bloß wegen Falger. Nein, wir sollten …«
    »Ich finde wirklich, du solltest nach Roberts schicken, Arthur«, warf Mrs Wither ängstlich ein. (Roberts war der Dorfpolizist von Sible Pelden.)
    Mr Wither sagte nichts. Er lauschte.
    Zwei Stimmen waren zu hören, die laut miteinander stritten. Alle spitzten die Ohren, konnten aber nichts verstehen. Man hatte sich langsam gen Diele hinausbewegt und stand nun in der Eingangshalle und lauschte in vorgebeugter Haltung.
    »Was ist denn mit dir los, Tina, du zitterst ja wie Wackelpudding«, bemerkte Viola plötzlich laut und musste unwillkürlich giggeln. Sie starrte ihre Schwägerin neugierig an. »Geht’s dir nicht gut? Du siehst komisch aus.«
    »Pst, mir geht’s gut, und jetzt sei still.«
    Sie lauschten weiter.
    »… Schnauze«, rief der Einsiedler störrisch, »behalt dein Jeld … ich …«
    Dann wieder Saxons Stimme, leiser, hektisch, fast flehend.
    »Guter Junge«, nickte Mr Wither, »versucht ihn zu beruhigen. Manchmal sind Bestechung und ein bisschen Korruption die einzigen Mittel. (Was der wohl will, eine Schande ist das.) Ich werde ihn mir gleich morgen vorknöpfen … das reicht jetzt wirklich. Die beste Art, mit Betrunkenen umzugehen … ruhig auf sie einreden, sie zur Vernunft bringen …«
    » MISTER WITHER !«, röhrte es plötzlich so laut, dass die Lauschenden förmlich zurückprallten. » IHRE TOCHTA ! DIE TREIBT’S MIT DEM SCHOFFER ! KNUTSCHEN UND FUMMELN UND ALL SO WAS . MISCHTER WITHAH !«
    »Ach, halt die Klappe, du …!«
    Lautes Gerangel. Der Einsiedler stieß einen heiseren Schmerzensschrei aus.
    »Ihre Tochta! Die Kleene, nich die Dicke. Unten, im Wald. Mischter Wither!«
    Mehr Gerangel.
    Madge war knallrot angelaufen. » Was hat er gesagt?«, stieß sie empört hervor und warf Tina, die ganz blass geworden war, einen misstrauischen Blick zu.
    Vater, Mutter, die Dienstboten – alle starrten Tina an. Alle, außer Viola, der auf einmal klar geworden war, was sich da die ganze Zeit vor ihrer Nase abgespielt hatte. Auch sie war bleich und zitterte vor Angst um die arme Tina. Sie schaute starr an ihrer Schwägerin vorbei auf ein Seestück, das dort an der Wand hing.
    »Hilf mir doch mal, ja?«, drang Saxons Stimme etwas schwächer zu ihnen. Das Gerangel schien sich vom Haus zu entfernen.
    »Komme schon!«, rief eine andere Stimme. Jemand kam angerannt. Dann:
    »Ah, Sie sind’s, Sie dreckiger Mistkerl. Sie haben versucht, sich an meine Kleine ranzumachen, im Wald – he, lassen Sie das!«
    Gebrüll und Gerangel.
    »Schmusen und fummeln«, röhrte der Einsiedler verzweifelt, doch er wurde nun energisch von den anderen beiden abgedrängt. »Ihre Tochta!«
    Die Familie und die drei alten Dienstmädchen (die Köchin war inzwischen auch raufgekommen, um zu sehen, was denn da los war) waren noch damit beschäftigt, die bleiche Tina anzustarren, als ein

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