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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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verlegenen, freundlichen Lächeln unterbrochen. »Das weiß hier inzwischen jeder. Sie wissen ja – der Dorfklatsch und so.« Sie lachte.
    »Ach ja?« Tina nahm es mit Betretenheit auf. »Also … nun ja, das macht jetzt nichts mehr. Wir sind nämlich verheiratet, wissen Sie.«
    »Verheeeiratet?«, stieß Mrs Caker in ihrer charmanten, gedehnten Sprechweise hervor. Dazu warf sie die hübschen, geröteten Hände in die Luft und wich ein, zwei Schritte zurück, Mund und Augen aufgerissen, als könne sie nicht glauben, was sie da gehört hatte. »Verheiratet? Echt ? Mann, der hat mir überhaupt nix gesacht, der Bub! Was für ’n gerissener, hinterhältiger Kunde! Verheiratet? In der Kirche und all das? So richtig vaheiratet?«
    »Na, nicht in der Kirche«, gestand Tina lächelnd. Saxons Mutter hatte wirklich etwas Einnehmendes, Charmantes. »Auf dem Standesamt in Stanton, im September. Saxon hat dort Urlaub gemacht, wissen Sie, damit wir uns sehen konnten.«
    »Nix weiß ich, gar nix!«, protestierte Mrs Caker. »Hat mir ’n Dreck erzählt, hat er. So isses also!«
    »Und jetzt hat der Einsie… jetzt ist rausgekommen, dass wir verheiratet sind, und mein Vater ist sehr verärgert«, fuhr Tina standhaft fort, errötete jedoch, da sie nun zu den gesellschaftlich delikaten Punkten der Geschichte kam, »und deshalb werde ich jetzt erst mal ein Weilchen von zu Hause fortgehen …«
    Mrs Caker nickte verständnisvoll. »Damit er Zeit hat, sich wieder abzuregen, was? Ach, die Ollen regen sich doch immer so fürchterlich über alles auf, was? Aber das iss ja nur natürlich, nich wahr? Ihrem Vater gefällt’s nu mal nicht, dass Sie ’nen Schofför geheiratet haben.« Sie ließ sich auf ihrem Lieblingsplatz nieder und stützte das Kinn in die Hände. »Kommt sogar mir ’n bisschen komisch vor. Aber Saxon, der iss auf Zack, der iss ’n kluger Bursche, der macht das schon, werdense sehn. Und vielleicht kriegt sich Ihr Paps ja auch wieder ein. So schlimm sind wir nu auch wieder nich. Mr Caker hat ja mal seine eigene Mühle gehabt, wissense …«
    In ihrer trägen, melodiös-gedehnten Art begann sie Tina nun alles von der Mühle zu erzählen, von dem großen Mühlrad, das nun mit Gras und »blauen Blümchen« überwuchert war, vom alten Pony-Gig ihres Vaters, von Cis’ Tod. Tina schaute sich derweil so unauffällig wie möglich im Raum um. Sie hatte den Kopf ein wenig gesenkt, sodass ihre Augen von ihrer Hutkrempe überschattet wurden, damit Mrs Caker sie nicht ertappte. Dabei fiel ihr etwas Rotes auf, das aus einem halb offenen Schrank hervorblitzte.
    In diesem Schrank war offenbar der Krempel von Jahren untergebracht: alte Zeitungen, Kinoprogramme, Zeitschriften, dreckige, löchrige Kleidungsstücke, eine angekokelte Bügeldecke, eine Rolle schmutzige Paketschnur; aber das Rote, das ihr ins Auge gefallen war und das sie nun fassungslos und hingerissen anstarrte, war der Rest eines halb aufgedröselten, ärmellosen roten Wollpullis.
    »Ach, da ist ja Saxon.« Mrs Caker erhob sich mit einem schelmischen Grinsen, denn die Tür war aufgesprungen, und Saxon stand, hutlos, bleich und zerzaust im Türrahmen. Keuchend starrte er seine Frau und seine Mutter an. Es schien, als sei er den ganzen Weg gerannt.
    »Ich bin drüben gewesen, um dich zu holen«, sagte er schließlich zu Tina. »Als ich dich nicht finden konnte, hab ich versucht, deinen Vater zu sprechen, aber der wollte nicht. Da haben sie mir gesagt, dass du hier bist.«
    »Ich bin schon seit zwanzig Minuten da. Tut mir leid, dass du dir ganz umsonst so viel Mühe gemacht hast. Ich hab Mutter gesagt, dass wir wahrscheinlich erst mal nach London gehen und dass ich ihr schreibe, sobald ich dort bin. Es fährt ein Zug um acht Uhr. Das ist doch das Beste, was meinst du?«
    »Ja, glaub schon. Mann, das war vielleicht was! Egal, das wäscht sich raus, wie Mutter immer sagt.« Er schaute ein wenig verlegen zwischen den beiden hin und her. »Ihr habt euch wohl schon miteinander bekannt gemacht, was? Gut so. Mum, setz den Kessel auf, Tina wird sicher einen Tee wollen. Ich geh derweil rauf und pack meine Sachen.«
    Er wirkte erleichtert. Während er die Treppe hinaufrannte, rief er: »Hast du’s ihr schon gesagt, Tina? Das mit uns?«
    Tina kam es seltsam vor, ihren Namen in dieser Umgebung zu hören, mit der kräftigen, selbstbewussten Stimme eines jungen Mannes.
    »Ja, hatse«, rief Mrs Caker und zwinkerte Tina zu. »Da haste mir ja ’n schönes Ei ins Nest gelegt. ’n

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