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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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richtig. So, rein mit dir.«
    Tina saß verdattert neben ihm im Bus. Jetzt konnte sie nachfühlen, wie es dem verblichenen Baron Frankenstein zumute gewesen sein musste.
    Ihr geliebtes Monster hatte die Sache wahrhaft gründlich in die Hand genommen. Sie, die nie gearbeitet hatte, hielt es für »ganz lustig«, es mal damit zu versuchen (und natürlich nützlich). Aber Saxon sagte nein. Na ja, einen Haushalt führen konnte ja auch ganz lustig sein (und das hatte sie ja auch noch nie gemacht). Kurz gesagt, seine männliche Art beruhigte sie nicht nur, sondern munterte sie sogar ein wenig auf.
    Als sie nachts mit tränenüberströmtem Gesicht in der uhrtickenden Stille ihres sauberen, unpersönlichen Doppelzimmers im Coptic Hotel in Bloomsbury aus dem Schlaf fuhr und die letzten Reste eines vagen, zutiefst kummervollen Traums verblassten, fand Tina zu ihrer unendlichen Erleichterung ihren Mann friedlich neben sich liegen und schlief beruhigt wieder ein.
    Sie waren nicht mehr allein, sondern zu zwein; und das macht, wie sagt man so schön, den ganzen Unterschied.
    Mr Gideon Spurrey, Mr Withers alter Bekannter, den wir schon an früherer Stelle kennengelernt haben, saß höchst unzufrieden am Fenster seines Hauses am Buckingham Square. Holt, sein Chauffeur, war gestorben.
    Er war nicht nur gestorben, er war davor einen Monat lang bettlägerig gewesen, was Mr Spurrey eine Menge Unannehmlichkeiten und Scherereien gemacht hatte. Ganz zu schweigen von den Kosten. Aber die verübelte ihm der alte Mann nicht. Mr Spurrey war alles andere als geizig. Nein, was ihn störte, war, dass er von Holt so einfach sitzen gelassen worden war, der Gnade wildfremder Menschen ausgeliefert.
    Holt war fast achtzehn Jahre bei Mr Spurrey gewesen und kannte seine Eigenheiten. Mr Spurrey wiederum war an Holt gewöhnt und misstraute dem Kerl, den sie ihm geschickt hatten, als Holt krank geworden war; er hatte ihn schon nach einem Tag wieder entlassen. Nicht, dass etwas nicht mit ihm stimmte; aber er war eben nicht Holt. Mr Spurrey störte es, dass er nun auf Holts Platz am Steuer saß, und er war zu dem Schluss gekommen, dass er sich nicht länger davon stören lassen konnte.
    Und jetzt war Holt tot, und Mr Spurrey musste seinen Vormittag damit verschwenden, eine Anzeige für die TIMES aufzusetzen, anstatt, wie sonst immer, in seinen Club gehen zu können.
    Der Raum, in dem er saß, war hoch, aber dennoch düster, denn die Fenster waren mit schweren braunen Samtvorhängen drapiert, dazu dichte, grauweiße Stores, die den Großteil der blendenden Helligkeit abfingen, die vom mächtigen Klotz des Buckingham Court in sein Arbeitszimmer reflektiert wurde, den neuen Wohnungen, die gegenüber dem Haus von Mr Spurrey an der Stelle des alten Buckingham House in die Höhe wuchsen. Die Wände des Arbeitszimmers waren mit hellbraunem Leder bespannt, an der Zimmerdecke waren schwere Balken sichtbar, ebenfalls in diesem galligen Ton lasiert, die schweren Sessel waren mit einem alten, ausgeblichenen Teppichstoff bespannt, der ein altes Jakobinisches Muster in Blau und Hellbraun zeigte; den Boden bedeckte ein türkischer Teppich. Es roch nach Zigarren, und es herrschte eine schwere, staubige Atmosphäre, wie sie nur Greisenalter, Reichtum und ein erstarrtes Alltagsritual erschaffen können. Der Raum, der Tabakgeruch und Mr Spurrey, der an seinem Schreibtisch am Fenster saß und gereizt zu den neuen weißen Wohnblöcken auf der anderen Seite des Platzes hinausschaute, hätten, so wie sie waren, schon immer da sein können. Chauffeur gesucht (dachte Mr Spurrey und starrte mit seinen hellgrauen, wässrigen Papageienaugen zur Baustelle hinüber), mit Berufserfahrung, anständig, zuverlässig, muss sich mit Automobilen auskennen …
    Nein, das klingt irgendwie nicht richtig.
    Chauffeur gesucht …
    Die Tür ging auf, und der Butler trat ein.
    »Ja, was ist?«, fragte Mr Spurrey, ohne sich umzusehen. Seine fünf Sinne standen zwar sämtlich kurz vor dem Vergehen, erlebten jedoch gerade ihren letzten Spätherbst. Mr Spurrey war stolz darauf, Cotton demonstrieren zu können, dass er ihn reinkommen hörte, auch wenn er der Tür den Rücken zugekehrt hatte. Mr Spurrey war sechsundsiebzig und hatte in den letzten Wochen jedem, der es hören wollte, versichert, er habe sich nie besser gefühlt.
    »Ein junger Mann möchte Sie sprechen, Sir. Caker lautet sein Name.«
    »Was? Nie gehört.« Mr Spurrey hatte sich noch immer nicht umgedreht. »Was will er denn? Was verkaufen,

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