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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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Wäre es nicht wundervoll, wenn sie sich immer so fühlen könnte wie vorhin, als sie über ihr hinwegflogen? Zufrieden mit sich selbst, ohne sich nach jemandem zu sehnen, einfach nur glücklich mit diesen schönen, schönen Schwänen.
    Aber die Sonne verschwand bereits wieder hinter den Wolken, der Wind nahm zu, und es war schon fast halb vier, und um vier fuhr der letzte Bus von Dovewood Abbey ab.
    Sie hob ihren Regenmantel auf, der beinahe in eine dunkle Pfütze geweht worden wäre, und zog ihn an, denn es begann zu regnen. Die Hände tief in die Taschen vergraben lief sie rasch auf der Straße zurück, mit den Gedanken bereits wieder bei den Dingen des Alltags. Sie konnte ja noch im Lukesedge auf einen Tee mit warmem Toast einkehren – und ein gekochtes Ei dazu. Zum Teufel mit den Kosten, wir leben nur einmal, wie Shirley sagen würde. Und da war er schon, der Bus, er stand vor dem Wirtshaus, das zugemacht hatte. Sie begann zu rennen. Hinter ihr erhob sich ein mächtiger Schwarm Vögel in den Abendhimmel. Aber das sah sie nicht mehr.
    Tja, jetzt hatte sie also die Marschen besucht und sich die Vögel angeschaut. Auch wenn es nicht allzu viele zu sehen gegeben hatte. Aber vielleicht war es ja auch die falsche Tageszeit gewesen oder so.
    Aber diese Schwäne … die waren einfach herrlich gewesen. Die würde sie nie vergessen; sie konnte jetzt noch das Geräusch hören, das ihre Schwingen machten, konnte die langen, anmutig gestreckten goldenen Hälse sehen, als sie über ihren Kopf hinwegbrausten. Wie die Schwanenprinzen aus dem Märchen. Fehlten nur die Krönchen. Aber diese Schwäne waren besser, denn sie waren echt, nicht erfunden.
    Wie schön sie waren. Sie würde sich bis an ihr Lebensende daran erinnern.
    Später erreichte der Bus die einsame Wegscheide, und hier stieg Viola aus. Kein Mensch weit und breit, außer dem Einsiedler, den sie in der Dunkelheit übersehen hätte, wäre er nicht in der offenen Tür von Mrs Cakers Häuschen gestanden, aus dem ein heller Lichtschein fiel. Er machte eine Bierflasche auf, die er sorgfältig über die Schwelle hielt, um nicht den Teppich zu bespritzen. Als er das geschafft hatte, drehte er sich um und machte die Tür majestätisch hinter sich zu, als ob ihm das Haus gehörte.
    Die Tage wurden dunkler. Und bald war Weihnachten.

23. KAPITEL
    Der Frühling ließ in diesem Jahr auf sich warten, doch als er dann kam, freuten sich die Menschen umso mehr.
    Viola hatte den Eindruck, dass sie in diesem endlos langen, grauen, traurigen Winter erwachsener geworden war,ein Winter, dessen einzige Lichtblicke die gelegentlichen Briefe von Shirley gewesen waren, die jetzt vollauf mit ihrem kleinen Söhnchen beschäftigt war. Weder der Tod ihres Vaters noch ihre Witwenschaft noch die ersten traurigen Wochen bei den Withers hatten sie so sehr reifen lassen wie jene stillen, trüben Tage zwischen Oktober und Ende März. Es gab nichts Neues von Victor; er hätte ebenso gut tot sein können. Sie träumte noch immer von ihm, hartnäckige, kindische Träume, und versuchte nicht länger ihre Gefühle im Zaum zu halten oder sich auf andere Gedanken zu bringen, so wie sie es getan hatte, als Tina noch da war. Sie war dünner und stiller geworden. Das Leben war trostlos und öde, und so würde es immer bleiben.
    Aber der März ging zu Ende, und die Tage wurden länger; Vögel zwitscherten in den Baumkronen, und die Dinge gerieten wieder in Bewegung.
    Annie lief an einem ihrer freien Nachmittage der kleinen Waliserin über den Weg, die sie auf der Sommerparty der Springs im letzten Jahr kennengelernt hatte. Diese erzählte ihr, dass die Springs am nächsten Tag in Grassmere zurückerwartet wurden und was das Personal dann alles zu tun haben würde. Mr Victor wolle am 25. heiraten – zwar in der Kathedrale St. George in London, wo alle bedeutenden Hochzeiten stattfanden –, aber Mrs Spring wolle bis dahin noch einige Empfänge geben, und auch Miss Barlow würde für ein paar Tage runterkommen, und dann stand ja noch der einundzwanzigste Geburtstag von Miss Hetty an, am achtzehnten. Ja, sie würden fürchterlich viel zu tun haben, kaum zum Luftholen bliebe ihnen Zeit, meinte die kleine Waliserin und nickte wichtigtuerisch. Auf ihrem dunkelbraunen Schopf saß wippend eine weiße Baskenmütze. Annie erkundigte sich, wie es um sie, Miss Davies, stünde? Ob man in Bälde eine Verlobung erwarten könne? Die kleine Gladys, die der Typ war, für den sich junge Männer erhängen, kicherte nur. O nein,

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