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Der Sommersohn: Roman

Der Sommersohn: Roman

Titel: Der Sommersohn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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machte weiter.
    »Für Jerry«, sagte ich, und ich sah die Kinnlade meines Vaters herunterfallen, »hast du die Bombe zwar nicht gelegt. Aber du hast ihn getötet, genau so, als hättest du eine Pistole an seinen Kopf gehalten und abgedrückt.«
    Dad holte zum Schlag aus, der meinen Hals streifte, als ich mich wegduckte. Ich ließ die Schultern hängen und rammte ihn in die Weichteile, und er rang nach Luft, als sein Rücken gegen das Stahltor prallte. Mit dem rechten Arm nahm er mich in den Schwitzkasten und hämmerte mir mit der Linken auf den Rücken, aber am Ende rang ich ihn nieder. Er stöhnte, als er mit dem Rücken auf dem Boden landete. Ich kletterte auf ihn und fixierte seine Schultern mit meinen Knien. Er zappelte wie verrückt, konnte sich aber nicht befreien.
    »Du hörst mir jetzt mal zu«, sagte ich, und mein Speichel tropfte Dad ins Gesicht. »Mom und ich haben Jerrys Sarg aus dem Flieger gleiten sehen. Wir haben ihn nach Hause gebracht. Wir haben mit angesehen, wie er beerdigt wurde. Warum konntest du nicht dabei sein, du Stück Scheiße? Warum konntest du deine Schuld nicht eingestehen, nicht zugeben, dass du ihn verjagt hast? Du bist so ein Feigling. Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich mir gewünscht habe, du wärst tot.«
    »Fick dich«, sagte Dad.
    »Fick dich selber.«
    Angespannt, mit hochrotem Kopf, stemmte er sich von unten gegen mich. Ich ließ meinen Arsch auf seine Brust fallen, um seine Bewegungsfähigkeit weiter einzuschränken.
    In dem Moment hörte ich das Klacken der Schrotflinte.
    »Was zum Teufel ist denn hier los?«
    Mein Kopf flog herum. Ein Mann stand auf der anderen Seite des Tors und sah mich vom anderen Ende des Gewehrlaufs an.
    »Das hier ist mein Vater«, sagte ich.
    »Sie sollten ihn pfleglicher behandeln.«
    »Das verstehen Sie nicht.«
    »Nö. Will ich auch nicht. Und Ärger kann ich nicht gebrauchen. Wie wäre es, wenn Sie von Ihrem alten Herrn runterund in Ihr Auto einsteigen und von hier verschwinden?«
    Ich rappelte mich auf, hielt Dad die Hand hin, aber er schlug sie weg. Während er langsam aufstand, klopfte ich mir den Staub ab.
    Der Rancher hielt die Waffe auf uns gerichtet und sah uns zu, wie wir zum Wagen gingen und einstiegen. Ich überlegte, ihm zu sagen, dass Dad früher Eigentümer der Ranch gewesen war, aber das wäre noch absurder gewesen.
    Ich ließ den Wagen an, und wir fuhren weg.
    Wieder trug uns das Schweigen voran, zurück nach Split Rail und über den Restberg zum Highway. Der holprigste Teil unserer Fahrt – und unseres Tages, hoffte ich – lag nun hinter uns, und ich sagte leise: »Tut mir leid.«
    »Was denn?«
    »Alles. Aber hauptsächlich der Ringkampf. Bist du okay?«
    »Du kannst mir nicht wehtun.«
    Für eine neue Runde fehlte mir jetzt der Nerv. Nicht jetzt. Was hatte Cindy zu mir gesagt? »Lass dich nicht provozieren.« Was hatte ich getan? Genau das.
    Außerdem konnte er mir wehtun. Ich konnte jedes »Fick dich« von ihm mit einem »Fick dich« kontern, aber das bedeutete nicht viel, wenn wir keine anderen Worte fanden. Ich hatte es jahrelang hinter seinem Rücken gesagt, und jetzt hatte ich bewiesen, dass ich es ihm ins Gesicht sagen konnte. Eine nutzlose Fähigkeit. Sprachlos verharrten wir an gegensätzlichen Polen.
    Wir ließen Broadview und den Diner links liegen, in dem wir auf dem Heimweg hatten einkehren wollen. Hunger verspürten wir jetzt nicht. Vielmehr waren wir gemeinsam einsam.
    Ich warf verstohlene Blicke zur Seite. Dad saß stoisch da und starrte stur geradeaus, sein Gesichtsausdruck war hart wie eine geballte Faust.
    »Ich versuche nur, irgendeinen Zugang zu dir zu finden«, sagte ich.
    Er hielt die Augen und seine Stimme gesenkt.
    »Ich will nicht drüber reden.«
    Ich schlug einen sanfteren Ton an. »Ich rede jetzt nicht von Mom. Ich rede nicht von Jerry. Ich rede von dir und mir.«
    »Was willst du denn von mir?«
    »Deine Zeit. Deine Gedanken. Deine Ohren. Ich glaube, wenn ich auch nur einmal mit dir über diese Dinge reden könnte, wäre ich in der Lage, sie für immer abzuhaken.«
    Dad sah endlich hoch, und ich schwöre bei Gott, er weinte.
    »Was macht das jetzt noch aus? Wozu soll das gut sein?«
    »Weil achtundzwanzig Jahre Schweigen nichts gebracht hat. Denkst du noch jemals an Marie und was sie dir weggenommen hat? Bist du darüber nie wütend?«
    »Doch.«
    »Also, mir wurde auch was weggenommen, vor langer Zeit, und ich konnte es nie zurückbekommen. Verstehst du das?«
    »Nein.«
    »Wenn ich

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