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Der Sommersohn: Roman

Der Sommersohn: Roman

Titel: Der Sommersohn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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verspreche, dich nicht anzuschreien oder zu beschuldigen, hörst du mir dann zu? Lässt du es mich erklären?«
    Dad rieb sich die Augen. »Ich denk mal drüber nach.«
    »Wenn du bereit bist, sag mir Bescheid.«
    »Ich wünschte, du würdest mich nicht so sehr hassen, Mitch.«
    Der letzte Rest meiner Energie verpuffte, als hätte ich einen Schlag in die Magengrube bekommen.
    »Das ist kein Hass. Ich wünschte, du könntest das verstehen.«
    Sonst sagte er nichts. Ich starrte auf die vor uns liegende Straßen kurve und wartete darauf, dass Billings wieder erschien.
    »Herrje, Mitch! Du hast ihn tatsächlich geschlagen?«
    »Nein, er mich. Ich habe ihn zu Boden geworfen.«
    »Ach, das ist ja was völlig anderes«, sagte Cindy.
    »Weißt du, das hilft nicht weiter.«
    »Gott, nein. Glaubst du denn, du machst Fortschritte?«
    »Mir ist klar, wie dumm das ist, okay? Ich habe gerade hundertdreißig Kilometer hinter mir, auf denen ich jeden Schritt überdacht habe, den ich seit meiner Ankunft gemacht habe. Das brauchst du mir jetzt nicht noch einmal vorzuhalten, klar?«
    »Okay, okay.«
    »Ich sitze hier ganz tief in der Scheiße. Ich weiß nicht, was ich tue.«
    »Ich weiß«, sagte sie.
    »Und Wallen dreht bald durch. Diese Reise ist mein Ruin.«
    »Nein. Wir sind doch hier. Wir sind auf deiner Seite.«
    »Ja, aber wie lange noch?«
    »Das ist unfair.«
    »Ich bin hier, du bist da, dein kleiner Freund ist da. Du hast es dir ja schön eingerichtet.«
    »Mitch ...«
    Eine Stimme unterbrach uns.
    »Hi, Daddy.«
    Seit wann hatte Adia schon mitgehört? Wir hatten wenig richtig gemacht, aber dass wir unsere Kinder vor unserer Kern schmelze schützen wollten, darauf hatten wir uns geeinigt. Ich überlegte fieber haft, was Adia möglicherweise gehört hätte und was für Fragen sie haben könnte.
    »Adia«, sagte Cindy, »leg den Hörer auf.«
    »Wie geht’s dir, meine Süße?«, gurrte ich.
    »Gut. Wann kommst du nach Hause?«
    »So bald wie möglich. Was macht denn dein Bruder?«
    »Er spielt.«
    »Dann geh mal mit ihm spielen, ja?«
    »Okay. Ich hab dich lieb, Daddy.«
    »Ich hab dich auch lieb, mein Schatz.« Der Hörer knallte auf die Gabel.
    »O nein!«, sagte Cindy.
    »Ich glaube, sie ist okay.«
    »Hoffentlich. Hör mal, Mitch, du brauchst dir keine Sorgen zu machen ...«
    Ich schnitt ihr wieder das Wort ab. »Ich weiß. Ich teile nur aus.«
    »Okay. Aber das hat sich abgenutzt, Mitch.«
    Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. Ich hatte keine Worte, um das ganze Chaos zu bewältigen. Das Problem zwischen uns, so unüberwindbar schon vor meiner Ankunft, war nur noch größer geworden.
    »Tut mir leid. Was soll ich denn jetzt machen, Cindy?«
    »Was immer du kannst. Egal, wie lange es dauert.«
    »Und wenn ich den Job verliere?«
    »Wir haben Geld. Du hast Kontakte. Du findest einen neuen Job.«
    »Du klingst ja ziemlich zuversichtlich.«
    »Tja, bin ich aber nicht. Aber was soll ich denn sonst sagen?«
    »Und was, wenn ich dich verliere?«
    »Du tust das Richtige. Ich habe gesagt, dass ich warte. Also warte ich.«
    Dad stand schon im Wohnzimmer und wartete auf mich.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Das geht nur mich und sie etwas an, Pop.«
    »Fährst du nach Hause?«
    »Wenn wir hier fertig sind.«
    »Wann ist es deiner Meinung nach so weit?«
    »Die Aussicht ist trübe, Alter«, sagte ich.
    Bevor er mich daran hindern konnte, umarmte ich ihn. Ein paar Sekunden hing er schlaff in meinen Armen, also drückte ich ihn fester. Schließlich klopfte er mir auf den Rücken. So leise, dass ich es kaum hörte, sagte er: »Mir tut das mit heute auch leid.«
    Verdammt! Es war ein Anfang.

SPLIT RAIL | 30. JUNI – 1. JULI 1979
    Dad stolzierte in jedes Zimmer. Er sah in jeden Winkel, und nachdem er sich vergewissert hatte, dass Marie nicht da war, schaltete er überall das Licht aus. Ich stand im Wohnzimmer mit meiner Tasche und beobachtete ihn.
    »Mitch, bring das Zeug weg«, sagte er.
    Ich stapfte durch die Diele zur ersten Tür links und schaltete ein Licht ein, das Dad gerade ausgeknipst hatte. Es gab keine Anzeichen mehr, dass dies mal mein Zimmer gewesen war, seit Jerrys Einzug im vorigen Jahr. Jetzt schüttelte Farrah Fawcett ihr Haar und lächelte mich freundlich an. Kiss, The Cars und Bad Company starrten mir in Rockstarposen von Illustriertenausschnitten entgegen. Ich packte aus und fand eine leere Schublade für meine Sachen; dann brachte ich meine schmutzige Wäsche in die Waschküche.
    Ich hörte Dad am

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