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Der Sommersohn: Roman

Der Sommersohn: Roman

Titel: Der Sommersohn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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was er mich gebeten hatte, würde ich ihn brauchen.
    Am Freitag legten wir gemeinsam die hundertdreißig Kilometer nach Split Rail zurück. Ich brachte Kelly hinauf durch die Restberge und in die Stadt hinunter, und wir folgten der Schotterpiste, die vor dem Tor zu Dads alter Ranch endete. Der aktuelle Bewohner grenzte gerade einen Bereich mit Stacheldrahtzaun ein, als wir vorfuhren, und er stapfte durch den Schnee auf uns zu, um sich nach unserer Absicht zu erkundigen.
    »Sie erinnern sich an mich?«, fragte ich.
    Der Rancher spähte unter seinem Cowboyhut hervor.
    »Sie kommen mir bekannt vor.«
    »Sie haben vor ein paar Monaten ein Gewehr auf meinen Vater und mich gerichtet.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Dad war ein ehemaliger Besitzer dieser Ranch. Er hat gesagt, er würde seine Asche hier gern verstreut haben. Ich würde gern wissen, ob das wohl in Ordnung wäre?«
    Der Rancher antwortete nicht. Er musterte mich. Er sah Kelly an und tippte sich an den Hut. »Ma’am.«
    Er musterte mich wieder und sagte schließlich: »Mein Beileid. Kommen Sie rein.« Er fischte seine Schlüssel heraus, schloss das Tor auf und öffnete es.
    Ein böser Wind setzte uns zu, als wir ein Stück auf der Straße gingen. Nach etwa fünfundzwanzig Metern blieb ich stehen und sagte: »Hier ist es gut.«
    Meine Hände zitterten. Ich zog den Behälter aus der Manteltasche. Ich kämpfte mit dem Verschluss. Schließlich drehte ich ihn gewaltsam auf.
    Kelly legte auch ihre Hände auf den Behälter. Der Rancher trat pietätvoll zurück.
    »Nun, Dad«, sagte ich. »Geh, wohin du willst.«
    Wir schaukelten den Behälter himmelwärts, gerade als der Wind sich drehte, und er trug Dad die Straße entlang zu dem Ort, den er einst sein Eigen nannte.
    Kelly und ich trennten uns in Split Rail. Sie nahm etwas von Dad mit, um den Havre-Teil seines Wunsches zu erfüllen. Ich nahm den letzten Rest von ihm mit mir fort. Ich hatte noch eine weitere Aufgabe.
    »Danke, dass du ihn zu mir gebracht hast, Mitch«, sagte sie. Sie nahm mich in die Arme.
    »Danke, dass du da bist.«
    Wir hielten uns nicht länger auf. Es gab wenig mehr zu sagen.
    An jenem Abend wählte ich aus einem Zimmer in Salt Lake die Nummer eines gewissen T. Swint in Milford. Mein Herz raste.
    Ein Mädchen antwortete. »Hallo?«
    »Ist Toby Swint da?«
    »Wen darf ich melden?«
    »Einen alten Freund.«
    Ich hörte, wie der Hörer abgelegt wurde, und ihre kleine damen hafte Stimme rief: »Grandpa! Telefon!«
    »Hallo?«
    »Toby?«
    »Ja.«
    »Mitch Quillen hier.«
    Ich wartete. Toby sagte nichts.
    »Du erinnerst dich an mich?«
    »Ja. Es ist lange her. Wie geht es deinem Dad?«
    »Er ist gerade eingeschlafen.«
    »Ach, Mitch, das tut mir leid.«
    »Er will, dass ich seine Asche dort in Milford verstreue, und er hat gesagt, ich soll dich besuchen.«
    »Ach ja?«
    »Ich bin morgen früh da. Kann ich dich sehen?«
    »Ich glaube schon. Wann?«
    »Sagen wir gegen zehn?«
    »Das passt. Erinnerst du dich an den alten Diner? Denkst du, dass du ihn wiederfindest?«
    »Ich denke schon.«
    »Die Stadt hat sich kaum verändert. Du kommst schon zurecht.«
    »Dann seh ich dich also?«
    »Klar«, sagte er.
    Ich hörte Tobys Stimme, als ich gerade auflegen wollte.
    »Was hat Jim denn gesagt?«
    »Er hat gesagt, du würdest es mir zeigen.«
    »Ach. Okay. Dann bis morgen, Mitch.«
    Ich hängte ein. Milford lag ein paar Stunden vor mir. Meine Gedanken gingen Jahrzehnte in die entgegengesetzte Richtung.

MILFORD | 9. FEBRUAR 2008
    Toby Swint hob die Hand und winkte mich heran. Ich war froh darüber, denn sonst hätte ich ihn nicht entdeckt. Als ich näher kam und ihn besser im Blick hatte, erkannte ich einzelne Details in dem pausbäckigen Gesicht wieder, das mich musterte. Ich erinnerte mich an die spitze Nase, die so abrupt zum Boden zeigte. Die Grübchen. Das schiefe, dämliche Grinsen. Der übrige Toby, an den ich mich erinnerte, war tief vergraben in dem ergrauten Haar, in den Runzeln im Gesicht und den weichen Konturen seines Körpers, an dem der Zahn der Zeit genagt hatte.
    Ich schüttelte ihm die Hand und nahm ihm gegenüber Platz. »Danke, dass du mir Zeichen gegeben hast«, sagte ich. »Ich bin hier wohl offensichtlich fremd.«
    Er schmunzelte.
    »Ja. Du hast dich wirklich verändert, Mitch.«
    »Das habe ich auch von dir gedacht.«
    Als die Kellnerin vorbeischwebte, bestellte ich einen Eistee. Durst hatte ich zwar nicht, aber mein Mund wurde schon wieder ganz trocken, genau wie am Abend vorher, als ich

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