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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Leben hatte er sich so wohl gefühlt.

DRITTER TEIL

18
     
    »Wachen Sie auf, Geiger.«
    Die Stimme erklang in seinem Rücken. Er spürte die Riemen an den Handgelenken, den Fußknöcheln und der Brust. Er war irgendwo festgebunden. Er öffnete die Augen und schloss sie rasch wieder; dann ging er die Checkliste seiner Sinne durch. Sehvermögen, Hörvermögen, Tastsinn – sie alle schienen gut zu funktionieren. Kein Nebel, keine Verschwommenheit, keine Verzögerung.
    Er war in seinem eigenen Haus, im Sitzungsraum auf der Ludlow Street, an den Rasiersessel geschnallt. Er trug nur seine weiße kurze Unterhose. Die Klimaanlage war aus. Ihm war heiß, und er schwitzte.
    »Ich bin wach«, sagte er.
    Ein Mann trat vor ihn. Er war sehr dünn und über eins neunzig groß. Er trug eine weite Khakihose und ein graues Sweatshirt. Auf seiner Nase saß eine Brille mit runden Gläsern, und sein Glühbirnenkopf zeigte nur noch ein paar dünne ergrauende Haarbüschel. Für Geiger sah der Mann aus wie eine Gottesanbeterin. In der Hand hielt er ein Paar Einmalhandschuhe aus Latex.
    »Mein Name ist Dalton«, sagte der Mann. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Aber wer hätte gedacht, dass es unter solchen Umständen geschieht?« Seine Stimme hatte den gelassenen, gemessenen Ton eines Highschoollehrers, der sämtliche Schülerstreiche auf Erden kennt. Er zog einen Handschuh über. Das Schnappen hallte durch den Raum. »Ich mag die leicht gepuderten am liebsten«, sagte er. »Welche benutzen Sie?«
    »Keine. Ich mag das Gefühl nicht.«
    »Sie machen sich keine Sorgen um Ansteckung? HIV, Hepatitis C …«
    »Bei mir kommt es so gut wie nie zu Blutungen.«
    Dalton zog den anderen Handschuh über. Schnapp. Geiger blickte zum Einwegspiegel. Wer war noch dort? Mit Sicherheit Hall. Carmine? Wahrscheinlich nicht, aber er hörte noch seine Worte: Ich habe geschäftlich mit den Leuten zu tun. Wissen Sie, mit wem Sie sich angelegt haben? Das sind Subunternehmer staatlicher Behörden.
    Dalton folgte Geigers Blick. »Eine großartige Einrichtung, Geiger. Sie haben wirklich ein Auge fürs Detail, für die besonderen Kleinigkeiten. Und der Beobachtungsraum – sehr schön.« Dalton trat hinter Geiger und verschwand aus dessen Sichtfeld. Als er zurückkam, schob er einen Rollwagen vor sich her. »Ich habe eigenes Zubehör mitgebracht und mir auch einige Ihrer Gerätschaften ausgesucht.«
    Auf dem obersten Tablett lagen ein Butan-Handschweißgerät, ein Teppichmesser, dessen Griff mit Isolierband umwickelt war, eine spitze Ahle in einem Holzgriff, ein Baseballschläger aus Aluminium, dessen oberes Ende eine zehn Zentimeter dicke Schaumstoffschicht umgab, und Geigers altes gerades Rasiermesser. Im unteren Fach waren ein halbes Dutzend weiße Handtücher untergebracht, eine Rolle Gaze, eine Rolle Leukoplast und eine säuberlich zusammengefaltete khakifarbene Windjacke.
    »Es muss seltsam sein, auf der anderen Stelle zu stehen«, sagte Dalton. Er nahm die Brille ab und putzte die Gläser.
    Geiger musterte Daltons weite, übergroße Kleidung. Es war nicht zu erkennen, ob der Mann sich körperlich in guter Verfassung befand. Daltons Gesicht war bleich und faltenlos. Geiger schätzte ihn auf Anfang fünfzig.
    »Wie lange war ich bewusstlos?«
    »Eine Dreiviertelstunde.« Dalton setzte sich die Brille wieder auf. »Aber das Wichtigste zuerst. Ich bin an der Sache nichtbeteiligt. Man hat mir nur gesagt, dass man von Ihnen wissen will, wo der Junge steckt.«
    Geiger fiel ein, dass er sich Mathesons Handynummer in den linken Handteller notiert hatte. Die Hand war am Ende der Armlehne fixiert, die Handfläche wies zu Boden.
    »Also«, fragte Dalton, »wo ist der Junge?«
    »Dieser Jones im Irak«, sagte Geiger. »Haben Sie ihm wirklich die Lippe abgeschnitten?«
    Daltons Lächeln erinnerte Geiger an einen Hund, der die Zähne fletscht, ehe er zu knurren anfängt.
    »Tut mir leid«, erwiderte Dalton. »Der Gentleman genießt und schweigt.« Er zog sich die Ärmel bis zu den Ellbogen hoch. »Sie haben es wirklich eilig, Geiger, deshalb halte ich mich nicht mit irgendwelchen Psychospielchen auf – nicht, dass solche Spielchen meine Stärke wären oder dass sie bei Ihnen wirken würden. Nein, ich gehe direkt zum Schmerz über. Darin bin ich, bei aller Bescheidenheit, ein Meister. Schmerz ist mein Beruf.«
    Er wandte sich zu dem Rollwagen um, und Geiger drehte vorsichtig die Hand, bis er die Handfläche sehen konnte. Die Haut glänzte feucht. Er

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