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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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schaute sich die Nummer an: 917-665-0617. Er las sie sich lautlos vor und prägte sie sich ein.
    Die Tür zum Beobachtungsraum flog auf, und Hall stürzte in den Raum. Dalton hob den Kopf.
    »Seine Hand!«, brüllte Hall ihm zu. »Da steht was auf seiner Handfläche!«
    Geiger ballte die Faust und rieb mit den Fingerspitzen über die Haut; dann packte Dalton sie und öffnete sie mit Gewalt. Als Hall ihn erreichte, war die Handfläche zu sehen. Darauf standen ein paar verschmierte, aber noch leserliche Zahlen – 917-6 –, neben einem verwaschenen blauen Fleck.
    »Eine Telefonnummer«, sagte Dalton.
    »Das sehe ich selbst«, knurrte Hall. Er starrte Geiger wütend an. »Machen Sie es nicht schwerer, als es sein muss. Dazu sind Sie zu intelligent.«
    Geiger nickte. »Wie geht es Ihrem Kopf, Mr. Hall?«
    Hall achtete nicht auf ihn. Während er zum Beobachtungsraum zurückging, sprach er Dalton über die Schulter an. »Machen Sie sich an die Arbeit – sofort!«
    Die Tür knallte zu. Dalton nahm die Ahle und den Butan-brenner vom Tablett. Die Stahlnadel der Ahle war zehn Zentimeter lang und anderthalb Millimeter dick; den Holzgriff hatte der Schweiß unzähliger Benutzungen dunkel werden lassen. Der Brenner passte perfekt in Daltons Hand.
    »Wo waren wir stehen geblieben … Ach ja, bei der Meisterschaft.«
    Mit dem Daumen drückte er den Zündknopf. Eine schmale, fünf Zentimeter lange blaue Flamme schoss aus der Düse.
    »Meisterschaft erschien mir immer als der egalitärste aller Faktoren«, plauderte Dalton weiter. »Jeder kann Können erwerben. Man muss dazu nicht raffiniert, reich oder klug sein. Man braucht keinen Abschluss. Privilegien helfen einem nicht weiter, und auch keine genetische Lotterie. Man kann Torfstecher sein und zur Meisterschaft gelangen. Oder Schuhverkäufer, Tellerwäscher, Straßenkehrer …«
    Er hielt die Nadelspitze in die Flamme und ließ sie dort.
    »Ich war immer der Ansicht, dass man viel über einen Menschen sagen kann, wenn er die Meisterschaft erreicht hat. Wenn das so ist, steht fest – auch ohne dass man mehr über ihn weiß –, dass er Entschlossenheit besitzt. Er hat sich etwas angeeignet, er hat eine Leidenschaft für etwas, die ihn weit über einen Punkt hinausgetrieben hat, den die wenigsten anderen je erreichen. Das sagt doch etwas über einen Menschen aus, finden Sie nicht?«
    Die Nadel war nun rot glühend. Dalton schaltete den Brenner ab und legte ihn wieder auf den Wagen. Geiger starrte auf die glühende Nadel: Sie sah aus wie der Kern eines Kaminfeuers, in einen einzigen Leuchtfaden zusammengepresst. Er spürte, wie ihr Anblick die Vergangenheit weckte.
    Dalton musterte die Nadelspitze und brachte sie mit ruhiger Hand dicht an Geigers linke Wange. Mit der anderen Hand packte er Geiger beim Haar, damit er den Kopf nicht bewegen konnte.
    Geiger rührte sich nicht. »Das brauchen Sie nicht«, sagte er.
    »Wo ist der Junge?«
    Geiger schloss die Augen. Ein einzelner Klavierton zerfächerte zu einem klangvollen Akkord, und leuchtende Wölkchen erstrahlten, durchzogen von Adern aus hellen, falsettgespeisten Blitzen. Man sagt, alles kann ersetzt werden. Man sagt, jede Ferne ist das Gegenteil von Nähe.
    Ganz langsam drückte Dalton die heiße Nadel in Geigers Wange, bis Geiger spürte, wie die Spitze an der Innenseite herauskam und den Rand seiner Zunge berührte. Dalton wackelte mit der Sonde hin und her.
    So I remember every face of every man who put me here  …
    »Wo ist der Junge, Geiger?«
    Wie es Daltons Absicht war, bewirkte die Folter eine doppelte Empfindung: das sengende Brennen des heißen Stahls und den scharfen Schmerz des Durchstoßens. Geigers Bewusstsein blieb ein winziger Augenblick, um eine Kritik zu formulieren: Die Nadel zu erhitzen war ironischerweise kontraproduktiv, weil die Hitze eine desensibilisierende Wirkung auf die Haut besaß, die die Intensität des Übergriffs milderte.
    Dalton veränderte den Winkel der Ahle leicht nach unten und stieß sie tiefer in das weiche Bindegewebe unterhalb der Zunge.
    »Wo ist der Junge?«
    Any day now, any day now …
    Die hohe, liebliche Stimme wand sich dem heißen Schmerzstrahl entgegen, umwickelte ihn wie eine Schlange und erwürgte ihn.
    … I shall be released.
    Dalton drückte die Ahle noch tiefer hinein, bis ihre Spitze gegen etwas Hartes stieß. Knochen. Der Schmerz war geschmolzen. Geiger war im Innern der Sonne.
    »Geiger … wo ist der Junge?«
    Geiger öffnete den Mund und spuckte Blut. Dalton

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