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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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zog kopfschüttelnd die Ahle heraus. Die Hitze hatte einen runden rosafarbenen Hof um den Einstich erzeugt, und ein roter Blutstropfen trat aus der Wunde. Dalton nahm ein Handtuch und wischte das Instrument mit knappen, gemessenen Bewegungen ab.
    »Ich bin neugierig«, sagte er. »Wie sehr hat das wehgetan? Ich meine, professionell gesehen. Auf einer Skala von eins bis zehn.«
    Geiger öffnete die Augen. Als er Dalton anschaute, blitzte das Licht auf ihren feuchten Oberflächen. »Wie sehr sollte was schmerzen?«, fragte er.
    Dalton blickte von seinem Reinigungsritual auf. Seit Jahren hatte er die Geschichten von dem Wunderknaben gehört, der einen neuen Stil in die Kunst des Folterns eingebracht hatte, von dem Zauberer, der selbst die CIA zu Lobeshymnen hingerissen hatte, über den Meister, der die Wahrheit auch ohne Blutvergießen herausbekam. Doch der Mann auf dem Stuhl war nicht, was Dalton erwartet hatte. Er war zu … Dalton konnte den Gedanken nicht zu Ende führen, konnte nicht ganz den Finger auf die Eigenschaften legen, die den Menschen von der Legende trennten.
    Dalton legte die Ahle weg und hob den Schläger auf.
    »Na, das entmutigt mich aber«, sagte er und schwang ihn zur Probe zweimal. »Mögen Sie Baseball?«
    »Ich habe nie gespielt.«
    Dalton holte aus und drosch den Schläger auf Geigers linken Brustmuskel. Dalton grunzte fast so laut wie Geiger, der die Lippen verzog und den Rest seines Gesichts nach innen zu ziehen schien, wie eine Strömung, die Treibgut ansaugt. Schmerz tostedurch seine Brust, und das Heer von Engelsstimmen in seinem Kopf schoss eine Salve von Pfeilen ab, die im hohen Bogen auf diesen Schmerz herabregneten.
    I see my light come shining …
    Die Pfeile durchschlugen den Schmerz, stachen ihn an, ließen ihn zusammenfallen.
    … from the west down to the east.
    »Sagen Sie mir, wo der Junge ist, Geiger.«
    Als Dalton keine Antwort hörte, schlug er wieder zu und traf das obere Ende des Brustbeins. Die Wucht des Hiebes bewirkte eine Verengung der Luftröhre und ein Gefühl, würgen und gleichzeitig ersticken zu müssen. Geigers Ohren füllten sich mit einem hohen Jaulen, das die Musik in ihm übertönte; reflexartig bäumte er sich in seinen Fesseln auf. Seine Brust hob und senkte sich heftig.
    Dalton packte ihn beim Kinn und rammte seinen Schädel gegen die Kopfstütze. Der Stoß half Geiger tatsächlich dabei, nach Luft zu schnappen.
    »Hören Sie mir zu«, sagte Dalton. Er kam Geiger sehr nahe. Sein Atem roch nach Pfefferminz. »Ich mag meine Arbeit, aber diesmal genieße ich sie nicht. Das ist seltsam, wenn man bedenkt, wer Sie sind. Deshalb will ich Ihnen etwas sagen. Nennen wir es kollegiale Höflichkeit. Dieser Auftrag ist letzten Endes ein Norell – haben Sie mich verstanden? Sie werden wahrscheinlich nicht freikommen. Diese Leute werden mir eher befehlen, aus Ihnen einen Cobb-Salat zu machen, als dass sie mir befehlen, aufzuhören. Also lassen Sie das. Hören Sie auf, den Mann zu spielen, für den Sie sich halten, denn das sind Sie nicht. Und weil Sie es nicht sind, werden Sie wahrscheinlich auf diesem Stuhl hier sterben.«
    Dalton richtete sich wieder auf und rieb seinen Nacken. »Haben Sie irgendetwas davon nicht verstanden?«
    Geiger konnte endlich wieder schlucken.
    »Was ist ein Cobb-Salat?«, fragte er.
    Dalton holte wieder mit dem Schläger aus und traf beide vierköpfigen Schenkelstrecker.
    ***
     
    Der laute Donnerschlag des Hiebes und der Anblick, wie Geigers Torso sich in Krämpfen wand, veranlassten Hall, der durch den Einwegspiegel zuschaute, das Gesicht zu verziehen.
    »Was ist ein Cobb-Salat?«, wiederholte er. »Echt komisch.« Er wandte sich Ray zu, der auf der Couch saß und sich ein Glas Eis ans Gesicht drückte. »In Anbetracht seiner Lage ist das wirklich ein großartiger Spruch.«
    »Sag Dalton, er soll mit den Messern anfangen«, sagte Ray. »Der Kerl wird schon reden. Und sorg dafür, dass er uns auch sagt, wo Harry ist.«
    Hall goss sich einen Clynelish ein.
    »He, für mich auch«, sagte Ray.
    »Kein Alkohol.«
    »Ich fühle mich schon besser, ehrlich.«
    Dalton hatte in Geigers Medizinschränkchen Lidocain gefunden und Ray eine Injektion in die untere Gesichtshälfte gegeben. Der Schmerz hatte nachgelassen, und Ray wurde immer lebhafter.
    »Harry hat Geiger nicht verraten, Ray. Was bringt dich auf den Gedanken, Geiger würde Harry verraten?« Er hob das Glas an die Lippen; dann hielt er inne und setzte den Scotch wieder ab. »Hör mir gut

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