Der Spiegel aus Bilbao
sich geschickt an ihr vorbei.
»Er kann sie auf dem Heimweg
essen. Ich muß mich jetzt wirklich beeilen. Sag bitte Miffy auf Wiedersehen von
mir.«
Sie verließen das Haus und
setzten sich in den Wagen, ohne auch nur ein Wort miteinander zu wechseln.
Nachdem sie das Dorf verlassen hatten, öffnete Sarah ihr Fenster und warf die
Pastete hinaus in die Büsche.
»Den Stinktieren wird es sicher
hervorragend schmecken«, bemerkte sie. Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre
Stimme so, als sei sie gerade im Begriff zu ersticken.
»Ich weiß, was du denkst«,
stieß Max hervor.
»Ich hätte es eigentlich lieber
von dir selbst erfahren als von Alice B. Im übrigen geht es mich natürlich
überhaupt nichts an.«
»Sei doch bloß nicht so
verdammt höflich! Ich hätte es dir schon vor Monaten erzählt, wenn ich gedacht
hätte, daß es für uns irgendwie wichtig wäre. Aber ich habe Barbara seit zwölf
Jahren nicht mehr gesehen, Herr des Himmels!«
»Und wie —« Nein, das konnte
sie ihn unmöglich fragen.
Doch sie brauchte überhaupt
nicht weiterzusprechen. Wie immer wußte Max genau, was sie sagen wollte. Er
fuhr von der Straße herunter und hielt an.
»Wir bringen die Sache am
besten sofort hinter uns, Sarah. Okay, in meinem Beruf treffe ich unweigerlich
hin und wieder ein paar reiche, gelangweilte Damen, die der Meinung sind, sie
hätten sich einen Zuchthengst engagiert und keinen Privatdetektiv. Und da du es
unbedingt wissen willst: So einer bin ich nicht! Ich schlafe nicht mit meinen
Klientinnen und auch nicht mit den Frauen meiner Klienten. Das ist einfach
nicht mein Stil. Und das gilt auch für alle Verdächtigen, denn ich bin
schließlich kein verfluchter Narr. Das heißt natürlich nicht, daß ich ein
Heiliger bin wie dein wundervoller Alexander.«
»Laß bitte Alexander aus dem
Spiel, Max. Du brauchst mir gar nichts zu erzählen, wenn du nicht willst.«
»Natürlich will ich, verdammt
noch mal. Was meinst du wohl, was diese Frau deiner lieben Familie gerade noch
alles über mich erzählt?«
»Diese Leute sind mir völlig
gleichgültig.«
»Deine Tante gehört immerhin
auch zu ihnen, oder etwa nicht?«
»Tante Appie denkt nie schlecht
von anderen.«
»So ein Unsinn! Du sicher auch
nicht, was? Sag ruhig, daß du dich schon fragst, auf was um alles in der Welt
du dich da eingelassen hast.«
»Ich habe mich auf gar nichts
eingelassen.«
»Da hast du allerdings recht.
Das hast du wirklich nicht.«
»Max, das hat doch nichts mit
dir zu tun. Das habe ich dir schon tausendmal erklärt. Es ist — also gut,
erzähl mir von dieser Barbara, wenn du dich danach besser fühlst. Wer war sie?«
»Eine Studentin, die ich an der
Boston University kennengelernt habe, als ich an meiner Doktorarbeit schrieb.
Sie machte gerade ihren Magister in Kunstgeschichte, daher sind wir uns
natürlich dauernd begegnet.«
»Dann ist es also schon eine
Weile her.«
»Das habe ich dir ja gesagt.«
»Ach, hör doch auf! Wie alt
warst du genau?«
»23.«
»Ist das nicht schrecklich
jung, um eine Doktorarbeit zu schreiben?«
»Ich habe geschuftet wie ein
Idiot, wenn du es genau wissen willst. Ich mußte diesen Abschluß einfach
haben.«
»Hattest du damals schon zu
arbeiten angefangen?«
»Ja, in kleinerem Rahmen. So
haben Barbara und ich uns auch kennengelernt. Sie hatte einen Teilzeitjob in
einer der Galerien in der Newbury Street und ein kleines Apartment im selben
Haus, das sie mit einer Studentin teilte. Ich mußte zufällig ein paar Sachen
für die Galerie erledigen, und sie lud mich immer zu einem Drink ein, wenn sie
mich dort sah. Und so hat sich dann irgendwie alles entwickelt.«
Max fühlte sich sichtlich
unbehaglich. »Jedenfalls ist die Mitbewohnerin irgendwann ausgezogen, und ich
bin eingezogen. Da hatte ich bereits promoviert und konnte richtig anfangen zu
arbeiten. Ich habe genug verdient, um die Miete und die Brötchen zu bezahlen,
also hat Barbara ihren Job aufgegeben, weil die Bezahlung sowieso lausig war,
und angefangen, mir zu helfen. Sie arrangierte Termine, verschickte die
Rechnungen, behielt die Kosten im Auge, machte ein paar Recherchen und nahm mir
eine Menge Kleinkram ab, so daß ich mehr Aufträge übernehmen konnte. Sie war
intelligent, hatte die richtige Ausbildung und kannte ein paar Leute durch die
Galerie. Und sie war verrückt nach mir. Junge, war die verrückt nach mir!«
Seine Lippen zuckten. »So war
das damals. Hand in Hand marschierten wir also auf der Straße des Lebens; ich
machte mir
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