Der Spiegel aus Bilbao
Gedanken darüber, wie ich am schnellsten das Geld für eine
Heiratserlaubnis zusammenkratzen konnte, und Barbara erklärte mir, daß das
Nebensache sei, denn wir seien das ideale Traumpaar, ein Herz und eine Seele,
und schlug vor, zum Abendessen ins Ritz zu gehen, wenn wir es uns schon nicht
leisten konnten zu heiraten.«
»Also auf die Idee wäre ich
bestimmt nicht gekommen«, bemerkte Sarah, um die Sache für ihn irgendwie etwas
leichter zu machen.
»Was sollte ich denn schon
machen?« stieß er hervor. »So wollte sie es eben, und damals war ich nicht in
der Lage, es zu ändern. Jedenfalls lief eine Zeitlang alles recht gut. Mit
Barbaras Unterstützung konnte ich ein paar wirklich gute Aufträge annehmen. Und
dann bekam ich die Chance meines Lebens. Ich hörte von einem höchst
sympathischen Lebenskünstler, der sich die Zeit damit vertrieb, reiche Sammler
aufzuspüren und sie zu überreden, ihre überzähligen Kunstwerke Museen und
Colleges zu stiften und dadurch Unmengen an Steuergeld zu sparen. Und er selbst
bekam dafür ein bißchen Geld für seine Vermittlertätigkeit.«
»Aber Max, das ist doch nichts
Ungesetzliches, oder? Ich weiß, daß auch Cousin Percy dem Worcester-Museum
einen Bierstadt geschenkt hat, und außer Cousine Mabel hat sich keiner daran
gestört.«
»Ja, sicher, aber ich nehme an,
daß der Bierstadt, den dein Cousin dem Museum gegeben hat, auch der Bierstadt
war, den das Museum bekommen hat. Der Typ damals hat die Sache aber so
eingefädelt, daß die Spender zwar den vollen Wert der Originale von der Steuer
absetzten, aber die Beschenkten früher oder später herausfanden, daß man ihnen
eine Fälschung untergeschoben hatte. Daraus ergaben sich einige peinliche
Situationen. Die ursprünglichen Besitzer hatten Angst, für seine Komplizen
gehalten und der Steuerhinterziehung verdächtigt zu werden, obwohl sie doch nur
in gutem Glauben gehandelt hatten. Die Museen waren verständlicherweise sauer,
weil sie nicht das bekommen hatten, was man ihnen versprochen hatte, aber sie
trauten sich nicht, zu lautstark zu protestieren, um nicht wie die Idioten
dazustehen und andere mögliche Gönner gegen sich aufzubringen. Unser Freund
ließ also einfach die Gemälde kopieren, brachte die Fälschung als Original an
den Mann und behielt das richtige Bild. Ich beschloß, mich mit dem Fall auf
eigenes Risiko zu befassen, in der Hoffnung, daß ich meine Ausgaben von einigen
der Leute, die er betrogen hatte, wieder erstattet bekommen würde. Ich dachte,
es wäre eine gute Werbung für mich, wenn ich ihn wirklich überführen würde. Ich
habe viel Zeit und Geld dafür geopfert, um Spuren zu verfolgen und
Beweismaterial zu sammeln, obwohl ich es mir gar nicht leisten konnte. Barbara
kannte jeden Schritt, den ich machte, sie hat uns sogar einen gebrauchten Safe
gekauft, damit wir darin die Beweisstücke sicher lagern konnten.«
Er schwieg wieder. »Und was ist
dann passiert?« fragte Sarah.
»Und dann, gerade als ich
bereit war, die Falle zuschnappen zu lassen, hat Barbara den Safe
aufgeschlossen, das Beweismaterial herausgenommen und dem Kerl als Hochzeitsgeschenk
überreicht. Die Flitterwochen haben sie in Zürich verbracht. Das nehme ich
jedenfalls an. Von dort stammte nämlich der Stempel auf dem Umschlag, den sie
mir schickte und in dem sich der Schlüssel für den leeren Safe befand.«
»Oh, Max! Und was hast du dann
gemacht?«
»Na was schon! Mich selbst
verflucht, weil ich so ein Trottel war, und wieder schlechtbezahlte Aufträge
übernommen, damit ich wenigstens ein paar von den ausstehenden Rechnungen
begleichen konnte. Seitdem habe ich allein gewohnt. Zufrieden?«
Er griff nach dem Zündschlüssel
und ließ den Motor an.
Kapitel 4
V ielleicht hätten sie die
Situation gemeinsam klären können, wenn Appie Kelling eine halbe Stunde länger
auf der Party geblieben wäre. Max hatte das Kaminfeuer angezündet, um die
Abendkühle zu vertreiben. Sarah hatte zwei trinkbare Whiskeys gemixt und einen
einfachen Snack aus Käse und Cracker vorbereitet, was Max am liebsten aß. Sie
hatten es sich gerade bequem gemacht, um sich noch einmal in aller Ruhe über
die ganze Angelegenheit zu unterhalten, als Appie hereinstürzte.
»Hallihallo, Kinderchen! Wo
seid ihr denn? Ah, ein Treibholzfeuer, wie wunderbar! Und seht bloß mal, was
ich euch mitgebracht habe!«
Was sie mitgebracht hatte,
machte zögernd einen Schritt vorwärts. »Hallo, Sarah. Tut mir leid, daß ich
hier so
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