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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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von
Lionels Bengeln sein. Was aber hatte er hier zu suchen? Wenn Pete jetzt —
gütiger Gott!
    »He!«
    Das war die laute Stimme des
Jungen. Gott sei Dank lebte er noch. Er war hoch in die Luft gesprungen, als
Pete herumgewirbelt war und wütend mit der Sense das Unkraut bearbeitet hatte,
in dem sich der Junge versteckt hielt.
    »Pete!« schrie Sarah vom
Fenster aus. »Sie hätten den Jungen fast umgebracht!«
    »Ach ja? Also —« Pete sah
ziemlich bestürzt aus, soweit Sarah sehen konnte. Trotzdem konnte er nicht
widerstehen, seine Lippen zu einem selbstgefälligen Grinsen zu verziehen. »Ich
hab’ schnelle Reflexe.«
    »Dann sollten Sie sie besser in
Zaum halten. Hör endlich auf zu brüllen, Woody. Ich komme sofort.«
    Es war typisch für Lionel und
Vare, ihre ersten drei Söhne nach dem berühmten Westernhelden Jesse, Woodson
und James zu nennen. Der vierte und zweifellos letzte, da Vare ihre sexuellen
Präferenzen geändert hatte, hieß logischerweise Frank.
    Max beendete gerade ein
Telefongespräch, als Sarah herunterkam. »Ich konnte leider nicht eher Schluß
machen«, entschuldigte er sich. »Ich habe mit einem Menschen von der Sûreté
gesprochen. Sieh mich nicht so an, ich lasse die Gebühren von meinem
Geschäftskonto abbuchen. Was sollte denn der Krach hinter dem Haus?«
    »Pete Lomax hat gerade
versucht, einen von Lionels Jungs mit der Sense niederzumähen.«
    »Aus irgendeinem besonderen
Grund?«
    »Woody hatte wieder mal Unsinn
im Kopf und hat sich im Gras von hinten an ihn herangeschlichen. Er hat Pete
erschreckt, und Pete ist herumgewirbelt. Er behauptet, er habe schnelle Reflexe.
Ich muß unbedingt raus zu ihnen.«
    »Ich komme mit«, sagte Max.
»Ich kenne Petes schnelle Reflexe zur Genüge. Erinnere mich daran, dir die
Spikenarben von seinem Fußabdruck auf meinem Oberschenkel zu zeigen, wenn es
unsere Bekanntschaft jemals zulassen sollte.«
    Als sie nach draußen kamen,
plärrte Woody immer noch, so erschreckt hatte er sich. Pete mähte ungerührt
weiter Gras. Sarah platzte der Kragen.
    »Pete, wenn Sie nicht
verantwortungsbewußt mit Ihrem Werkzeug umgehen können, sollten Sie besser die
Finger davon lassen.«
    »Sie haben doch selbst gesagt,
ich soll das Gras mähen.«
    »Das habe ich Ihnen schon vor
drei Wochen gesagt. Wenn Sie es damals getan hätten, wäre das eben gar nicht
passiert. Entweder Sie lernen, Ihre Aufträge auszuführen, oder Sie müssen sich
einen anderen Job suchen. Und jetzt zu dir, Woody, was hast du überhaupt hier
zu suchen? Ich habe euch doch gesagt, ihr sollt vom Haus wegbleiben, oder etwa
nicht? Warum bist du nicht unten bei eurem Zelt, wo du hingehörst?«
    »Ich will telefonieren«, grollte
er.
    »Dann begib dich zum
öffentlichen Fernsprecher im Ort.«
    »So ‘n Mist, warum denn?«
    »Weil du mein Telefon auf
keinen Fall benutzt, deshalb. Jetzt mach, daß du verschwindest, und komm bloß
nicht wieder her. Du hast schon genug Unheil angerichtet, und mir reicht es
jetzt voll und ganz.«
    »Mensch, das wird ja ‘n toller
Sommer!« Der Junge trat wütend gegen einen Stein und stürmte die Auffahrt
hinunter. Sarah wandte sich zu Max.
    »Ich gehe jetzt das Kutscherhaus
saubermachen. Du kannst gern mitkommen und mir helfen, wenn du Lust hast. Wie
sich die Dinge hier entwickeln, kann es sehr wohl sein, daß du am Ende selbst
die Hausarbeit erledigen mußt.«
    Diese Worte waren vor allem für
Petes Ohren bestimmt, da Max ohnehin mitgekommen wäre. Aber warum rechtfertigte
sich Sarah überhaupt vor Pete? Sollte er doch ruhig über sie und ihren
attraktiven Mieter denken, was er wollte. Wütend auf sich selbst ging Sarah den
Hügel zum Kutscherhaus hinunter.
     
     

Kapitel
8
     
     
     
     
     
     
    »I ch glaube, ich habe den armen
Woody ganz schön zusammengestaucht.«
    Sarah werkelte herum und tat
so, als ob die Kommode in Max Bittersohns Zimmer unbedingt aufgeräumt werden
mußte, obwohl er kaum genug Zeit in dem Zimmer verbracht hatte, um etwas in
Unordnung zu bringen; außerdem war er ohnehin ein relativ ordentlicher Mensch.
    »Das Problem mit Lionels Meute
besteht darin, daß sie sofort auf einem herumtrampeln, wenn man versucht, sie
wie Menschen zu behandeln. Aber der Apfel fällt ja bekanntlich nicht weit vom
Stamm.«
    »Ihre Mutter muß auch verdammt
merkwürdig sein, wenn sie ihre vier kleinen Kinder einfach so sitzen läßt und
mit einer anderen Frau zusammenlebt.«
    Max kam zu ihr herüber und
legte seine Hände um Sarahs Taille. »Darüber habe ich auch

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