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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Kinder«, erwiderte Lionel mit zusammengebissenen Zähnen. »Wie Sie sehen,
fehlt kein einziges Streichholz. Ich habe sie ganz fest zusammengepackt, damit
sie sich nicht aneinander reiben und aus Versehen entzünden können.«
    »Das kann man wohl sagen. Wie
Sie die Dinger eingepackt haben, hätten Sie wahrscheinlich die gesamte
Schachtel in Brand gesetzt, wenn Sie versucht hätten, eins herauszuziehen. Und
andere Streichhölzer hatten Sie nicht? Auch kein Feuerzeug?«
    »Ich bin Nichtraucher.«
    »Und was ist mit Ihren Söhnen?
Na kommt schon, Kinder. Wer von euch hatte die Streichhölzer?«
    Sie knufften sich gegenseitig
in die Seite und kicherten, aber keiner wollte irgend etwas zugeben.
    »Wollt euch wohl nicht
gegenseitig verpetzen, was?« fragte der Einsatzleiter.
    »Sehr untypisch«, bemerkte
Sarah. »Normalerweise beschuldigen sie einander ständig. Jungs, es ist jetzt
nicht der richtige Zeitpunkt, edel zu sein. Ihr braucht auch gar nicht zu
denken, daß Lionel aus dem Schneider ist, wenn ihr den Mund haltet. Egal, wer
das Feuer gelegt hat, euer Vater wird dafür haften müssen, wenn ich Probleme
mit der Bank bekommen sollte.«
    Die Kinder fanden das zwar
äußerst lustig, aber trotzdem wollte keines mit der Sprache herausrücken. Jesse
zog sich Pullover und Shorts aus und warf sie dem Feuerwehrmann vor die Füße.
    »Durchsuchen Sie mich doch!«
forderte er.
    Da weder die Shorts noch der
Pullover Taschen hatten und Jesse darunter sonst nichts trug, konnte er einen
Punkt für sich verbuchen. Sofort brüllten auch seine beiden jüngeren Brüder
»Durchsuchen Sie mich doch!«, hüpften übermütig herum und stellten ihre
mückenzerstochene Haut zur Schau.
    »Seid endlich still, und zieht
euch wieder an!« brüllte Sarah. »Wie steht es denn mit Woody? Hatte er
Streichhölzer?«
    »Er trug dieselben Sachen wie
die anderen«, ließ Pete Lomax verlauten, als schulde er Woody einen Gefallen,
nachdem er ihn beinahe niedergemäht hatte. »Jedenfalls, als ich ihn oben am
Haus gesehen habe«, fügte er noch hinzu, für den Fall, daß jemand ihn für
vorlaut halten sollte.
    »War das der Kleine, den ich
die Auffahrt hab’ runterrennen sehen?« erkundigte sich sein Onkel. »So ‘n
mageres Bürschchen mit nackten Füßen wie die Jungens hier? Mit so ‘nem
gestreiften Hemd an wie der Badeanzug von meinem Onkel Arch damals um 1910,
bloß daß da längere Beine dran waren?«
    »Hört sich ganz nach Woody an«,
sagte Sarah. »Wohin ist er denn gelaufen, Mr. Lomax?«
    »Kann ich beim besten Willen
nich’ sagen. Is’ nich’ hierherum zurückgekommen, is’ schnurstracks an mir
vorbei die Straße zum Dorf lang. Hat nich’ grade glücklich ausgesehen, aber
richtig schnell gerannt oder so is’ er auch nich’.«
    »Wieso ist Woody denn ins Dorf
gegangen?« verlangte Jesse zu wissen. »Er hat doch zu mir gesagt, daß er Sarahs
Telefon benutzen wollte. Er wollte nämlich seinen Buchmacher anrufen.«
    »Woody hat ein Talent für
Geldgeschäfte«, erklärte Lionel. »Er liebt es zu experimentieren, indem er sich
auf Spekulationen verschiedenster Art einläßt.«
    »Er hat einen tollen Tip für
das fünfte Rennen in Suffolk Downs«, übersetzte Jesse. »Er versucht nämlich,
genug Geld zusammenzukratzen, um nach Bora Bora abzuhauen, solange er noch den
Kindertarif im Flugzeug kriegen kann.«
    »Klingt einleuchtend«, bemerkte
Max Bittersohn.
    »Tja, ich befürchte, da habe
ich seinen Unternehmungsgeist aber sehr frustriert«, meinte Sarah. »Ich habe
ihm gesagt, er müßte zum öffentlichen Fernsprecher unten im Dorf gehen. Wenn
ich allerdings gewußt hätte, daß der Anruf für einen derart guten Zweck gedacht
war, hätte ich vielleicht mit mir reden lassen. Wann ist er denn hier
aufgebrochen? Und ist er vorher allein zum Bootshaus gegangen?«
    »Wir haben es uns gemeinsam
angesehen«, klärte Lionel sie auf.
    »Genau. Lionel hat uns gezeigt,
wo der Pott ist«, kicherte James. »Was sollen wir denn jetzt machen, Lionel?
Uns in die Büsche verziehen?«
    »Ich würde vorschlagen, ihr
fahrt am besten sofort wieder zurück nach Cambridge«, lautete Sarahs Vorschlag.
»Die Schlafsäcke kriegt ihr sowieso nie im Leben schnell genug trocken, um sie
heute nacht benutzen zu können, und ich würde euch nach allem, was ihr
angestellt habt, bestimmt nicht zu mir ins Haus einladen, selbst wenn ich genug
Bettzeug hätte, was übrigens nicht der Fall ist. Als ich gesagt habe, ihr
könntet hier unmöglich bleiben, wenn ihr mir

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