Der Spiegel aus Bilbao
ein.
Sie sah, daß Cousin Lionel die
Krise wie erwartet handhabte: Er spornte seine Söhne an, ihm zu helfen, das
Zelt abzubrechen und die Campingausrüstung zu retten. Er rührte keinen Finger,
um das Bootshaus zu löschen oder das Feuer im Gras daran zu hindern, auf die
Bäume überzugreifen. Sie schob ihn zur Seite und begann, die Säcke und Eimer zu
verteilen.
»Jesse, du nimmst diesen Eimer
hier und füllst ihn mit Wasser. Jungens, macht die Säcke naß und schlagt damit
die Flammen am Rand aus. Das Feuer darf auf keinen Fall die Bäume erreichen.
Lionel, gib Max die Schlüssel zu deinem Bus. Er blockiert den Weg, die
Feuerwehr kann nicht durchkommen.«
»Nein«, protestierte ihr Cousin
aufgebracht. »Ich brauche das Fahrzeug, um das Zelt zu retten.«
»Wenn der Benzintank
explodiert, können Sie überhaupt nichts mehr retten, nicht mal sich selbst«,
sagte Max. »Die Schlüssel, Lionel.«
Lionel warf einen einzigen
Blick auf Max Bittersohns zusammengepreßte Kiefer und gab ihm die Schlüssel.
Max sprang auf den hohen Fahrersitz, manövrierte das Gefährt weg von den
kriechenden Flammen und rumpelte zwischen den noch unversehrten Bäumen davon.
Pete tauchte etwa zur selben
Zeit auf, offenbar in der Absicht, das Schauspiel untätig aus sicherer Entfernung
zu genießen. Sarah reichte ihm einen Besen und einen Eimer und hielt ihn an,
sich nützlich zu machen.
»Helfen Sie mir erst mal mit
dem Zelt«, brüllte Lionel.
Aber Pete schenkte ihm keine
Beachtung. Lionels Söhne übrigens auch nicht. Sie fanden es viel zu
interessant, die Flammen auszuschlagen und sich gegenseitig anzustacheln,
barfuß auf die Funken zu springen. Dann schlingerte endlich der Feuerwehrwagen
auf die Lichtung. Jed Lomax stand mit einigen anderen freiwilligen
Feuerwehrmännern auf den Trittbrettern hinten am Fahrzeug. Als erstes packten
sie sich Cousin Lionels Gaskocher und seine Laterne und warfen sie hinunter auf
die Felsen. Sie ignorierten sein Wutgebrüll und machten sich daran, ihre
Schläuche anzuschließen, um Wasser aus dem Meer hochzupumpen.
»Was für’n Glück, daß die Flut
bald kommt«, knurrte einer von ihnen. »Die Wälder sind ganz schön trocken für
diese Jahreszeit. Und Sie hören jetzt mal auf, über Ihr Zelt zu jammern,
Mister. Es is’ doch aus schwer entflammbarem Material, oder sollte es zumindest
sein. Wenn nicht, müssen wir es nämlich einkassieren.«
Lionel verfiel in grimmiges
Gemurmel und funkelte sie wütend an, während er mit großem Aufwand versuchte,
die unglaublichen Mengen an Ausrüstung zu retten, die mitzubringen er für das
Überleben auf dem Grund und Boden seiner Cousine für nötig befunden hatte. Ein
zweiter Feuerwehrwagen mit noch mehr Männern traf ein, und die Männer taten
Cousin Lionel den Gefallen, seine gesamte Ausrüstung, inklusive Schlafsäcke,
Ersatzwäsche und Lionel selbst, völlig zu durchnässen. Dabei versuchten sie, so
zu tun, als ob das nicht absichtlich geschähe.
Mit Hilfe dieser großen
Mannschaft war das Feuer schnell gelöscht, aber die Feuerwehrmänner blieben
noch ein wenig länger und spritzten die Lichtung ab, wobei Lionels Ausrüstung
noch ein- oder zweimal völlig eingeweicht wurde. Das Bootshaus hatten sie
leider nicht retten können. Es war schon bei ihrer Ankunft mehr oder weniger
abgebrannt gewesen.
»Irgendeine Ahnung, wie das
Feuer entstanden sein könnte, Mrs. Kelling?« erkundigte sich der Einsatzleiter.
»Da fragen Sie am besten meinen
Cousin«, erwiderte sie und starrte dabei den unseligen Lionel wütend an. »Er
hat sich selbst zum Campen hierher eingeladen. Ich hatte ihm strikte
Anweisungen gegeben, die Kinder keinen Unsinn treiben zu lassen, aber offenbar
hat es nicht viel genutzt.«
»Wir haben nichts angezündet«,
schrie Jesse.
»Konnten wir gar nicht«, quäkte
der kleine Frank. »Lionel hat alle Streichhölzer in einen wasserdichten
Behälter gesteckt, und jetzt kriegt er den Deckel nicht mehr auf.«
»Ach ja?« fragte der
Einsatzleiter. »Dann wollen wir uns diesen Behälter mal ansehen.«
Cousin Lionel kramte mürrisch
in seiner wassertriefenden Ausrüstung herum und schaffte es schließlich, den
Streichholzbehälter herauszufischen. Der Brandmeister betrachtete die Dose kurz
und schnippte mit dem Daumennagel gegen irgend etwas an dem Deckel, der
sogleich aufsprang.
»Lionel ist ein Idiot«,
bemerkte James.
»Warum verdreschen Sie den
Jungen nicht?« erkundigte sich einer der Feuerwehrmänner.
»Ich halte nichts von Gewalt
gegen
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