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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Tag! Ich habe mir die Füße
wundgelaufen, quer durch New York. Auf dem Rückflug mußten wir eine halbe
Stunde über dem Flughafen kreisen, keine Ahnung warum. Und zu allem Übel hatte
auch noch unten im Sumner-Tunnel ein Wagen eine Panne und hat beide Fahrspuren
blockiert, frag bitte nicht wie. Da steckte ich also mitten unter dem Bostoner
Hafen, die Lungen voll Kohlenmonoxid, und fragte mich, wann wohl die
Tunneldecke über mir zusammenbrechen würde. Und als ich die Straße hier
hochfuhr, hat mich irgendein Spaßvogel so scharf geschnitten, daß er mir
beinahe die verdammten Scheinwerfer abrasiert hätte.«
    »Bist du dir ganz sicher, daß
er nicht vielleicht aus unserer Einfahrt kam?«
    »Wie kann ich mir da sicher
sein? Alles, was ich dir sagen kann, ist, daß er höllisch schnell fuhr. Was
machst du hier überhaupt um diese Zeit?«
    Sarah errötete. »Ich war oben
in der Wohnung, wenn du es genau wissen willst.«
    »Was hast du denn da gemacht?«
    »Auf dich gewartet. Bloß —
ausgeruht. Ich habe ein Geräusch gehört und habe mich ein bißchen gefürchtet,
das ist alles. Ich hatte Angst, es könnte einer von Lionels Söhnen sein, der hier
nochmal ein Feuer legt.«
    »Ich dachte, du wärst sie
endgültig losgeworden?«
    »Das dachte ich auch, aber sie
sind wieder da. Jetzt haben sie sich eine Zweighütte, eine Latrine und einen
Zugbrunnen konstruiert.«
    »Gütiger Gott.«
    Er nahm seine Aktentasche in
die andere Hand und legte den freien Arm um Sarah.
    »Du hast also auf mich
gewartet. Dann komm mit nach oben, und erzähl mir mehr davon.«
    Es war nicht einfach, die
Treppe mit dem geschnitzten Geländer eng umschlungen hochzusteigen, doch sie
schafften es. Max schaltete das Licht an und bemerkte das zerwühlte Bett.
    »Ach so, nur ausgeruht!«
    Er bückte sich, um ihren BH
aufzuheben, den sie bei ihrer Suchaktion im Dunkeln nicht gefunden hatte.
»Möchtest du dich noch ein bißchen mehr ausruhen?«
    »Wenn man an die Zeit denkt,
ist das sicher das Gegebene, Max.«
     
     

Kapitel 14
     
     
     
     
     
     
    E s war wohl ihr Pech, daß sie
sich ausgerechnet diese Nacht ausgesucht hatte, in der Max im Sumner-Tunnel
steckengeblieben war. Sarah bedauerte sich selbst, als ihr angeblich feuriger
Verehrer eine halbe Stunde später bereits friedlich an ihrer Seite schlummerte.
Nun ja, man konnte eben nicht alles haben. Es war schließlich auch schön, so
neben ihm zu liegen und sich an seinen Körper zu kuscheln. Warum schloß sie
nicht einfach die Augen und genoß es?
    Dann zwitscherten die Vögel,
und die Sonne schien zu ihnen ins Zimmer, da sie beide vergessen hatten, die
Rouleaus herunterzulassen. Die Armbanduhr, das einzige, was Max vergessen hatte
auszuziehen, zeigte halb acht. Mr. Lomax kam um acht, und Sarah wollte sich
lieber gar nicht erst vorstellen, was sich um diese Zeit bereits am Zeltplatz
abspielte.
    Genug Dolce vita. Sie schlüpfte
aus dem Bett, ohne Max aufzuwecken, zog sich ein weiteres Mal an und schlich
durch die Büsche zurück zum Haus. Sie hatte knapp Zeit, sich zu duschen und
umzuziehen, bis die beiden Herren Lomax eintrafen, und sie schaffte es um
Haaresbreite.
    »Wo ist denn mein alter
Kumpel?« war Petes fröhliche Begrüßung. »Ich dachte, wir könnten uns vielleicht
noch ein bißchen über Baseball unterhalten.«
    »Und ich dachte, Sie könnten
sich um die Auffahrt kümmern, während Ihr Onkel den Garten jätet.«
    Im Grunde ließ Sarah die Art
und Weise, wie Pete sie angrinste, ziemlich kalt. Wenn er nun letzte Nacht im
Kutscherhaus herumgeschlichen war? Zuzutrauen war es ihm. Und wenn er danach
nicht fortgegangen war, sondern sich lange genug draußen versteckt hatte, um zu
beobachten, was sich abgespielt hatte, bevor es Max eingefallen war, das Licht
zu löschen?
    Sie wandte sich ab, so daß er
nicht sehen konnte, wie sie errötete. »Denken Sie auf jeden Fall daran, das
große Schlagloch am Weg zum Bootshaus aufzufüllen. Der Löschwagen ist gestern
beinahe darin steckengeblieben. Und werfen Sie nicht einfach nur einen Haufen
Erde hinein. Benutzen Sie anständige, solide Steine, die nicht sofort
weggespült werden können.«
    »Na klar. Sagen Sie mal, wissen
Sie eigentlich schon, daß die Kinder wieder da sind?«
    »Natürlich weiß ich das. Mr.
Lomax, würden Sie bitte den Werkzeugschuppen aufschließen und Pete eine
Schubkarre und eine Schaufel geben?«
    Der alte Mann berührte den
Schirm seiner Kappe und starrte seinen Neffen tadelnd an. Sarah setzte das
Kaffeewasser auf und

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