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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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zu Sarahs Haus einzubiegen, als er sich plötzlich einer
Straßensperre aus Sägeböcken, einem riesigen Schild mit der Aufschrift »Zutritt
verboten« und einem Wachposten mit einer gutgeschliffenen Sense gegenübersah.
    »Mr. Lomax«, stieß Sarah
hervor. »Was machen Sie denn hier?«
    »Die Leute abhalten.« Der
selbsternannte Wachposten stellte seine Sense auf den Boden.
    »Welche Leute denn, um Himmels
willen?«
    »Alle, sozusagen.«
    »Aber wieso denn? Oh, mein
Gott! War die Sache mit der Axt im Kutscherhaus etwa schon in den Nachrichten?«
    »Könnt’ man sagen, woll. Dieser
hundsgemeine Kerl von einem Neffen«, Lomax senkte den Kopf so tief, daß der
lange Schirm seiner Kappe sein Gesicht völlig verdeckte. »Ich schäm’ mich so,
daß der mit mir verwandt is’«, murmelte er.
    »Was hat er denn getan? Hat er
seinen Freunden erzählt, daß die Polizei hier war?«
    »Viel schlimmer noch.«
    Lomax richtete sich auf und
trat ihnen so mutig entgegen wie sein gleichnamiger Vorfahre am Bunker Hill den
Rotröcken entgegengetreten war. »Pete treibt sich mit ‘nem Flittchen rum, das
beim Party-Service arbeitet. Als die Leute vom Party-Service bei Miss Tergoyne
fertig waren, is’ Pete hin, um die Reste zu verputzen. Sie hat ihm erzählt, was
passiert is’, un’ die beiden sind sofort im Affentempo hergeflitzt. Sie ham
sich in den Büschen versteckt un’ gesehen, wie Wilson un’ seine Männer das
Kutscherhaus durchsucht ham. Sie ham die Axt un’ das Bild gesehen, un’ dann ham
sie gesehen, wie Max im Streifenwagen weggefahren worden is’. Da ham sie
gedacht, warum sollen wir da nich’ was dran verdienen, un’ ham ‘s Fernsehen un’
die Zeitung angerufen.«
    »Das ist wirklich das
allerletzte Mal, daß -«, begann Sarah, doch Mr. Lomax hob beschwichtigend die
Hände.
    »Sie brauchen mir nich’ zu
sagen, daß ich Pete feuern soll, weil ich das schon längst gemacht hab’. Ich
würd’ mich selbst am liebsten gleich mitfeuern, weil ich dämlich genug war, ihm
zu trauen, aber dann hab’ ich gedacht, es war’ besser, wenn jemand hier die
Stellung halten tät, bis Sie wieder da sind, sonst bleibt nachher nix mehr von
dem Haus übrig.«
    »Mr. Lomax, Sie dürfen nicht
einmal daran denken zu kündigen. Was sollte ich denn ohne Sie anfangen?
Schwarze Schafe gibt es doch in jeder Familie. Ich bin nur dankbar, daß Sie
hier waren und die Geistesgegenwart hatten, die Zufahrt zu sperren. Am besten,
ich steige hier aus und gehe zu Fuß nach Haus.«
    »Von wegen!« sagte Max. »Wir
bleiben zusammen. Mike, spring mal schnell raus, und räum die Sägeböcke aus dem
Weg, ja? Jed, Sie kennen doch meinen Neffen Mike, den Sohn von Ira? Und das
hier ist mein Onkel Jake.«
    »Ich kannte Mike schon, als er
noch ‘n Dreikäsehoch war.« Lomax nahm die Sense in die linke Hand und streckte
seine Rechte durch das offene Wagenfenster. »Sie müssen Isaacs Bruder sein. Der
Anwalt. Nett, Sie kennenzulernen, Sir. Sie ham Max aus der Patsche geholfen,
damit er seine Hochzeit nich’ verpaßt, nehm’ ich an.«
    »Mr. Lomax«, rief Sarah, »woher
wissen Sie das? Sagen Sie bloß nicht, Pete -«
    »Hat mir keiner sagen müssen.
Ich hab’ doch Augen im Kopf! Verdammt! Da kommt ja schon wieder so ‘n mobiles
Kamerateam. Ihr macht am besten, daß ihr schnellstens hoch zum Haus kommt. Ich
bleib’ hier un’ halt’ sie auf.«
    »Ich helfe Ihnen«, sagte Mike.
»Hast du einen Wagenheber, Max?«
    »Bloß keine Körperverletzung!«
warnte sein Großonkel.
    »Keine Sorge, Onkel Jake. Ich
kenne mich in juristischen Dingen aus. Ich werfe mich vor den Aufnahmewagen und
lasse mich überfahren. Dann können Ma und Pa den Fernsehsender verklagen.«
    »Ein goldenes Kind. Na,
mach schon, Maxie!«
    Max hatte sich wieder selbst
ans Steuer gesetzt. Der große Wagen schoß die Zufahrt hoch und war bald für die
Kameras außer Sichtweite.
    »Dieser Lomax ist ein guter
Mann«, kommentierte Jake. »Aber was nutzt es schon, wenn er die Zufahrt
blockiert? Sie können sich doch sicher auch über die Wiesen herschleichen, oder
nicht?«
    »Nur wenn sie bereit sind, sich
die Kleider vom Leibe reißen zu lassen«, teilte ihm Sarah mit. »Wir haben seit
Jahren die Dornensträucher um die Wiesen ungestört wachsen lassen, um ungebetene
Besucher abzuhalten und die Pflanzen und Tiere zu schützen. Inzwischen ist das
Gestrüpp sechs Meter hoch und zwölf Meter breit. An der Strandseite ist eine
hohe Klippe, die man so gut wie überhaupt nicht überwinden kann,

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