Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
passen doch zusammen.
Miriam, ich bin deinem Bruder nicht nachgelaufen. Ich habe ihm jede Möglichkeit
gegeben, sich wieder aus meinem Leben zurückzuziehen, wenn er nur gewollt
hätte. Im Moment würde ich alles tun, damit eure Eltern mit unserer Hochzeit
einverstanden sind, aber ich kann ihn nicht aufgeben, nur um es ihnen recht zu
machen. Warum sprechen wir überhaupt darüber? Jetzt ist dazu keine Zeit. Wo um
alles in der Welt bleibt dein Onkel bloß?«
    »Immer mit der Ruhe, Sarah. Sie
sind gerade auf den Hof gefahren.«
    Mike kam bereits ins Zimmer
gestürmt, bevor seine Mutter den Satz zu Ende gesprochen hatte. »Wo brennt es?«
    »Nirgendwo«, informierte ihn
Miriam. »Dein Onkel Max ist festgenommen worden, und wir brauchen Onkel Jake,
um ihn wieder herauszuholen. Das konnte ich ja wohl kaum alles Freddy erzählen,
oder?«
    »Ach, Ma! Du mit deinen
Hemmungen! Onkel Max ist doch schon öfter geschnappt worden. Was soll er denn
jetzt wieder getan haben?«
    »Sie behaupten, er hätte die
beiden Frauen vom Yachtclub umgebracht und alle ihre Gemälde gestohlen.«
    »Das darf nicht wahr sein!«
Sogar Mike war diesmal beeindruckt. »Das ist eindeutig ein Komplott.«
    »Natürlich ist es das«, sagte
Sarah. »Genau das habe ich Chief Wilson die ganze Zeit zu erklären versucht,
aber er will mir nicht glauben. Onkel Jake, wir müssen ihn unbedingt
herausholen.«
    »So?« sagte der ältere Mann.
»Jetzt bin ich also schon Onkel Jake!«
    »Sarah und Max haben sich
gerade verlobt«, erklärte Miriam matt.
    »Hervorragender Zeitpunkt. Ihr
habt eben von zwei Frauen gesprochen. Wer ist denn die zweite?«
    »Miffy Tergoyne«, erklärte
Sarah. »Ihr gehörten die Bilder. Max hatte mich zu Alice B.s Beerdigung
gefahren — das ist die Frau, die bei dem Überfall mit der Axt erschlagen wurde.
Wir wollten eigentlich danach nicht mit zurück ins Haus gehen, aber meiner
Tante Appie zuliebe haben wir es doch getan. Miffy hat Max ihren Drink in die
Hand gedrückt, weil sie sich den Hüfthalter ausziehen wollte. Danach hat sie
ihm das Glas wieder abgenommen, den Inhalt getrunken und ist tot umgefallen.«
    »Nun mal langsam. Wieso hat sie
denn vor Max ihren Hüfthalter ausgezogen?«
    »Nicht bloß vor Max, sondern
vor uns allen.«
    »Benimmt man sich bei euch
immer so?« fragte Miriam entgeistert.
    Sarah spürte einen Anflug von
Wut. Da war sie schon wieder, diese Unterscheidung in »wir« und »die anderen«,
jetzt sogar von der Frau, die bald ihre Schwägerin sein würde. Und sie dachte
daran, wie oft die Rivkins wohl gefragt worden waren, ob sie nicht in den
Yachtclub eintreten wollten, und wie viele Gegenstimmen sie bekommen hätten,
wenn sie es tatsächlich jemals versucht hätten.
    »Nein, so benimmt man sich bei
uns nicht immer«, erklärte Sarah. »Miffy hat sich zufällig an diesem Mittag so
aufgeführt. Sie war eine ältere Frau, die gerade ein schreckliches Erlebnis
durchgemacht hatte und wahrscheinlich immer noch unter Schock stand. Sie hatte
viel zuviel getrunken, außerdem war sie sowieso schon immer ein bißchen
verrückt. Ich bin so an sie gewöhnt, daß mir das, was sie getan hat, nicht
einmal sehr merkwürdig vorgekommen ist. Sie hat den Hüfthalter wegen ihrer
Strümpfe getragen. Sonst hatte sie nie Strümpfe an, weder im Sommer noch im
Winter. Ich vermute, sie hat sich darin nicht wohl gefühlt.«
    »Warum hat sie denn Max ihr
Glas gegeben?«
    »Weil er genau vor ihr stand.
Können wir ihn jetzt nicht endlich rausholen gehen?«
    »Wo denn rausholen?« fragte
Jacob Bittersohn. »Sie haben ihn doch nicht etwa ins Staatsgefängnis gebracht,
oder?«
    »Ich weiß es nicht. Sie sagten
bloß, sie wollten aufs Polizeirevier. Sehen Sie, die Polizei hat unten im Kutscherhaus,
in dem Max zur Zeit wohnt, die blutbeschmierte Axt und eins der gestohlenen
Bilder in einem Versteck gefunden. Ich habe versucht, alles zu erklären, aber
Chief Wilson dachte, ich wollte Max nur decken.«
    »Hören Sie, warum fangen Sie
nicht ganz von vorn an?«
    Mit Hilfe der sachkundigen
Fragen des Rechtsanwalts gelang es Sarah schließlich, eine einigermaßen
zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Als sie geendet hatte, nickte er.
    »Sie haben ihn also in
Untersuchungshaft genommen? Dann wollen wir mal die Haftkaution stellen.«
    »Wird man uns denn überhaupt
lassen?«
    »Keine Sorge, die werden froh
sein, wenn sie ihn wieder los sind. Wir brauchen bloß Geld.«
    »Dann wende ich mich am besten
zuerst an meinen Cousin Dolph. Er hat zentnerweise

Weitere Kostenlose Bücher