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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Wohnzimmer
herumliegen läßt. Außerdem hätte Max dann gesehen, wie sie mit der Flasche oder
etwas anderem herumhantierte, worin sich das Gift befand. Miffy war absolut
unfähig, irgend etwas unauffällig zu tun.«
    »Und was war mit dem Drink?«
fragte Onkel Jake. »Wer hat den eingeschüttet?«
    »Es gab einen Barkeeper«,
erklärte Max, »und zwei Frauen zum Servieren. Soweit ich mich erinnere, hat
eine der Kellnerinnen ein Tablett mit Drinks gebracht, und Miffy Tergoyne hat
sich ein Glas genommen.«
    »Es war nicht das letzte Glas
auf dem Tablett?«
    »Wohl kaum. Etwa 14 Personen
bedienten sich gleichzeitig. Ich glaube fast, man kann die Hypothese, daß der
Drink schon vergiftet war, als er auf dem Tablett stand, getrost vergessen, es
sei denn, es wäre der Person mit dem Gift völlig gleichgültig gewesen, wer
vergiftet wurde. Also, wenn Miffy Tergoyne nicht selbst das Opfer gewesen wäre,
würde ich sagen, sie hätte die Striptease-Nummer absichtlich inszeniert, um
alle abzulenken und einem Komplizen die Möglichkeit zu geben, den Drink in
meiner Hand zu vergiften.«
    »Wäre das möglich gewesen, ohne
daß du es bemerkt hättest?«
    »Warum nicht? Teufel auch, ich
habe genauso gegafft wie alle anderen auch. Wenn jemand das Zeug in der Hand
gehabt hätte, wie Chief Wilson gemeint hat, hätte er kaum mehr als eine Sekunde
gebraucht, ein Gläschen voll hineinzukippen. Wenn dabei etwas auf meine Hand
getropft wäre, hätte ich lediglich angenommen, ich hätte etwas vom Drink
verschüttet. Ihr wißt ja, wie es ist, man kann 50 Menschen in einen Raum
stecken, der so riesig ist, daß man eine ganze Armee darin unterbringen könnte,
und eh man sich versieht, stehen 47 von ihnen dichtgedrängt in einer Ecke. Es
ist wohl der Herdentrieb.«
    »Warst du es, der sie alle
zusammengetrieben hat?«
    »Ganz im Gegenteil, Onkel Jake,
sie haben mich in die Enge getrieben. Miss Tergoyne hat mich über mein
Liebesleben ausgequetscht, und die anderen haben versucht zu verstehen, was ich
geantwortet habe.«
    Sarah kicherte. »Max nimmt Sie
auf den Arm, Onkel Jake. Aber Miffy konnte tatsächlich schrecklich unhöflich
sein, und ich muß zugeben, so schlimm wie heute habe ich sie noch nie erlebt.
Aber bis jetzt hat Alice B. auch immer die Verhöre übernommen. Alice war etwas
weniger plump und sehr viel geschickter, wenn sie andere aushorchte. Sie hätte
bestimmt ein hervorragendes Gestapo-Mitglied abgegeben, habe ich schon immer
gedacht. Aber Pussy Beaxitt ist auch nicht ohne. Sie stand schon parat, um dich
zu löchern, doch Miffy hat ihr keine Gelegenheit dazu gegeben. Weißt du, Max,
deine Idee von Miffys Plan, der dann nicht funktioniert hat, ist eigentlich gar
nicht so schlecht. Vielleicht hat sie gedacht, wenn sie dir einen Martini
reicht, würdest du ihn auch austrinken. Sie selbst hätte nämlich keinen Moment
gezögert.«
    »Aber wenn wirklich Gift darin
war, warum hat sie ihn dann selbst getrunken, als ich ihn ihr zurückgab?«
    »Möglicherweise ein Reflex.«
    »Unsinn, Liebling. Sie hätte
ihn doch genausogut zufällig umstoßen und sich einen neuen nehmen können.«
    »He!« rief Mike über seine
Schulter nach hinten. »Ich unterbreche diese interessante Diskussion zwar nur
sehr ungern, aber wohin soll es überhaupt gehen?«
    »Am besten, ihr setzt mich bei
mir zu Hause ab, bevor ihr weiterfahrt«, teilte Sarah ihm mit. »Ich glaube,
Miriam hat inzwischen mehr als genug von mir.«
    »Was soll das denn heißen?«
wollte Max wissen.
    »Wäre doch ganz natürlich,
oder? Miriam glaubt bestimmt, daß du nur wegen mir in diese Sache hineingeraten
bist, und damit hat sie absolut recht. Ich bin sicher, dein Onkel denkt genauso
und ist nur zu höflich, es zu sagen.«
    »Nein, das bin ich nicht«,
sagte Jacob Bittersohn. »Ich weiß verdammt gut, daß es nicht Ihre Schuld ist.
Ich weiß auch, daß Max sicher in irgendeinem anderen Schlamassel stecken würde,
wenn es dieser nicht wäre. Sie glauben doch nicht etwa, daß ich ihn heute zum
ersten Mal herausgehauen habe? Ich bin sicher, daß Miriam das versteht. Ira
versteht es bestimmt, Isaac auch. Was allerdings meine Schwägerin Bayla
betrifft — nun ja! Haben Sie vielleicht zufällig ein Gästezimmer in Ihrem
Haus?«
    »Fünf, und sie stehen Ihnen
jederzeit alle zur Verfügung«, erklärte Sarah.
    »Sehr gut«, sagte Mike. »Denn
wenn Onkel Jake sich aus dem Staub machen muß, geh’ ich direkt mit. He, was ist
denn das schon wieder?«
    Er war gerade im Begriff, in
die Auffahrt

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