Der Spiegel aus Bilbao
Geld. Er trennt sich zwar
nur höchst ungern davon, aber seine Frau wird ihn schon überreden. Mary liebt
Max nämlich heiß und innig.«
»Wir sind auch nicht gerade
Bettler«, sagte Bittersohn etwas verärgert. »Am besten, wir finden erst einmal
heraus, wieviel sie wollen, bevor wir in Panik geraten. Wer will mitkommen und
ihn abholen?«
»Ich«, sagte Mike. »Du auch,
Ma?«
»Nein, geht ruhig ohne mich.
Ich werde in der Zwischenzeit deine Großmutter anrufen, bevor sie es von jemand
anderem erfährt, was der Himmel verhüten möge.«
»Bitte, sag ihr, daß es ein
dummes Mißverständnis ist«, bat Sarah. »Die Polizei wird bald feststellen, daß
er mit der Sache nichts zu tun hat.«
»Die Polizei?« Miriam zuckte
die Achseln. »Das ist Onkel Jakes Aufgabe. Ich mache mir mehr Sorgen darüber,
wie sie wohl auf die Verlobung reagiert.«
Kapitel
19
»S ie haben das medizinische
Gutachten bekommen, als ich auf dem Revier war.«
Max klang erschöpft. Es hatte
ewig gedauert, bis man ihn endlich auf Kaution wieder freigelassen hatte. Jetzt
saß er auf dem Rücksitz seines eigenen Wagens, vielleicht zum ersten Mal, seit
er das Auto gekauft hatte, und hatte beide Arme fest um Sarah geschlungen.
»Dieser Cocktail muß halb aus
Gin und halb aus Nikotin bestanden haben. Ein Wunder, daß die Frau lange genug
gelebt hat, um das Zeug zu schlucken.«
Mike bestätigte das, ohne nach
hinten zu sehen. Er saß am Steuer, sichtlich stolz, aber auch ein wenig nervös.
»Muß ja scheußlich geschmeckt haben.«
»Das wäre Miffy völlig egal
gewesen.« Sarahs Stimme hörte sich gedämpft an, denn sie hatte ihr Gesicht an
Max Bittersohns Brust geschmiegt. »Sie hätte alles getrunken, solange man es
ihr nur in einem Cocktailglas gereicht hätte. Aber wie konnte der Täter so
etwas riskieren? Max, du hättest doch genausogut die Gläser verwechseln und das
Zeug selbst trinken können?«
»Ich hatte gar kein Glas. Es
sieht daher ganz so aus, als ob jemand tatsächlich geplant hatte, Miffy
Tergoyne aus dem Weg zu räumen und mir den Mord anzuhängen. Ich wüßte nur gern,
ob ich rein zufällig oder aus persönlichen Motiven zum Sündenbock gemacht
werden sollte.«
»Gibt es in der Clique
irgendwelche fanatischen Judenhasser, Sarah?« fragte Onkel Jake scharf.
»Ich weiß es wirklich nicht,
Onkel Jake. Einige von ihnen lassen sich gelegentlich zu abfälligen Bemerkungen
über Juden hinreißen, und ich bin sicher, daß sie Max und mich nicht fragen
werden, ob wir in den Club eintreten wollen, aber ich wette, daß sie uns
andererseits großzügig bezahlen lassen würden, wenn wir sie in ein teures Restaurant
einladen würden. Natürlich sind sie nicht alle so. Ich meine die wirklich
schlichten Gemüter wie die Beaxitts und die Larringtons. Miffy war die
Schlimmste von allen, aber sie hat sich ja wohl kaum selbst vergiftet, nur um
es Max in die Schuhe zu schieben, weil er Jude ist.«
»Wenn sie ihr Gehirn all die
Jahre in purem Gin eingelegt hat, war sie vielleicht sogar zu einer solchen
Wahnsinnstat fähig, oder?«
»Ich habe auch schon an
Selbstmord gedacht«, gab Sarah zu. »Aber Lassie Larrington hat mit Miffy im selben
Wagen gesessen und behauptet, daß Miffy sich die ganze Zeit nur darüber
aufgeregt hat, daß sie jetzt eine neue Haushälterin einstellen müsse, denn
Alice B. hat ja vorher immer alle Arbeiten erledigt. Miffy schien nicht
besonders niedergeschlagen, nicht wahr, Max?«
»Sie benahm sich wie jemand,
der volltrunken ist. Oder hat sie sich sonst auch in aller Öffentlichkeit
ausgezogen?«
»Wenn sie dazu Lust gehabt
hätte, vielleicht, aber sie hat nie vorher ihre Kleider verbrannt. Miffy hing
derart an ihren Sachen, daß Alice B. behauptete, sie müßte den Müll immer
heimlich wegschaffen, wenn Miffy gerade nicht aufpaßte. Das hat mich übrigens
überhaupt erst auf die Idee mit dem Selbstmord gebracht. Erinnerst du dich, wie
sie gesagt hat, sie würde den alten Hüfthalter nie mehr tragen, und wie sie ihn
dann ins Feuer warf, unmittelbar bevor sie das Glas leer trank?«
»Vielleicht ist ihr die Idee
ganz plötzlich gekommen?« schlug Mike vor.
»Wie hätte sie das denn
anstellen sollen? Ich weiß nicht viel über Nikotin, außer daß man es früher auf
Pflanzen streute, um Ungeziefer zu vernichten, statt dieser Mittel in den
Sprühdosen, die man heute benutzt. Vielleicht macht man das heute auch noch,
aber es ist höchst unwahrscheinlich, daß jemand das Zeug im
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