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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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räusperte sich. Noch nie hatte sie mit jemandem über ihren Glauben gesprochen. Aber es schien das Selbstverständ l ichste der Welt zu sein, hier – im Schutz der gemalten heidnischen Götter – ihren ketzerischen Gedanken ausz u sprechen.
    »Um es mit deinen Worten zu sagen: Ich denke, die Seele kennt keine Religion, die Seele kennt nur Gott. Und sobald ich weiß, dass Emilia gesund und glücklich ist, werde ich mit dir gehen, Kristina. Von mir aus auch ans Ende der Welt bis nach Terra Australis.«
    Kristina lachte und drückte Elins Hand.
    »Immer einen Schritt nach dem anderen«, sagte sie leise. »Zuerst einmal fahren wir nach Uppsala.«

 
    Ketzerkind
     
     
     
    Im Licht des Morgens verflog die Magie der Nacht und der Zauber eines ganz neuen Tages umfing Elin. Der Tag, an dem sie nicht mehr zweifelte. Irgendwann würde sie ins rosenfarbene Land reisen – mit Kristina und E b ba. Vorerst aber bereitete sich Elin auf eine Reise vor, die im Auge n blick weitaus aufregender war als der Gedanke an fremde Länder. Drei Wochen lang würde die Königin im alten Schloss in Uppsala residieren. Mehrere Unterredu n gen mit dem Bischof und viele öffentliche Audienzen standen ihr bevor. Seit Tagen wurde gepackt und vorbere i tet.
    »Was willst du denn noch alles mitnehmen?«, stöhnte Lovisa beim Anblick von Elins Bücherberg.
    »Nur noch die Behälter mit den Arzneien.« Elin mac h te sich daran, die kostbaren Flaschen einzuwickeln und in der gepolsterten Truhe zu verstauen. Beim Gedanken da r an, Emilia wieder zu sehen, sang ihr Herz. Lovisa seufzte.
    »Ach, wenn Tilda nicht ausgerechnet jetzt ihr Kind bekäme, würde ich mit nach Uppsala fahren. Was um Himmels willen ist dieses stinkende Zeug hier?«
    »Pulver aus zerriebenen Mumien. Es soll sogar gegen die Pest helfen. Wogegen es aber auf jeden Fall hilft, sind die Motten in den Kleidertruhen.«
    Der Konvoi, der wenig später nach Uppsala aufbrach, bestand nur aus vierzig Gardisten und vier Karossen. S o bald das Gepäck sicher verstaut war, schwang sich Elin in den Sattel. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie einen humpelnden Mann, der zu einem hellgrauen Pferd ging. Ohne den Kopf zu wenden, erkannte sie ihn – Henri. Als sie glaubte, dass er sie nicht beachtete, wagte sie einen vorsichtigen Blick. Der junge Graf zog sich mühsam auf sein Pferd und verzog dabei das Gesicht, als bereite ihm diese Anstrengung Schmerzen. Erst als er im Sattel saß, entspannten sich seine Züge und er sah sich um. Rasch senkte Elin den Blick und nestelte an ihrem Sattel. En d lich setzte sich der Konvoi in Bewegung. Elin ritt neben der königlichen Kutsche an der Spitze des Zuges. Die Karosse war mit Kristinas Symbol – einer Sonne – g e schmückt. An einem Türbeschlag prangte auch das Ze i chen ihres Vaters: der nordische Löwe, der einen Blitz in der Klaue hielt. Durch das Fenster konnte Elin Kristina direkt auf den Schoß sehen. Die Königin hatte keinen Blick für den Himmel, der heute einem taubenblauen Seidentuch glich, sondern war ganz in ein Buch vertieft. Bald ließen sie Stockholm hinter sich. Elin ritt in leic h tem Trab, bis der Tross den Waldrand erreichte, dann überholte sie in zügigem Tempo die Gardisten vor der ersten Karosse. Scharen von Vögeln stoben aus dem D i ckicht. Elin lächelte und fühlte sich, als würde sie auf dem Rücken des Pferdes selbst davonfliegen. Hinter ihr ertönte Hufschlag und sie warf einen Blick über die Schulter. Es überraschte sie kaum, Henri zu sehen. G e schickt lenkte er sein Pferd neben sie. Doch er grüßte sie nicht, wie es die Höflichkeit erfordert hätte. Wie auf ein geheimes Zeichen trieben sie ihre Pferde zu einem s chnelleren Trab an und ritten nebeneinanderher. Die Rufe und das Rumpeln der Kutschräder hinter ihnen wurden immer leiser. Schließlich erreichten sie die näc h ste Wegbiegung und waren endgültig aus dem Sichtfeld der Gardisten verschwunden. Während sie weiterritten, musterten sie sich betont gleichgültig aus den Auge n winkeln. Elin konnte Henris Gesichtsausdruck nicht de u ten, aber sie hatte mit einem Mal unbändige Lust, etwas zu tun, wofür Lovisa sie sicher rügen würde. Unmerklich wurde der Trab noch schneller. Dann, an einer großen Birke, gab sie Enhörning frei. Der Hengst spannte die Muskeln und stürmte los. Darauf hatte Henri offenbar nur gewartet. Das Rennen begann. Die Pferde streckten sich und sprangen wie Spiegelbilder über einen Haufen von Zweigen auf dem Weg. Elin genoss diesen Moment

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