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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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des Schwebens, bis Enhörnings Hufe wieder aufsetzten. Weiter ging die Jagd am Waldrand entlang. Elin trank die Luft und war glücklich. Vor ihr lag die Welt. Und als sie sich nach Henri umsah, fühlte sie sich noch leichter. Henri lachte! Sie hatten den Konvoi meilenweit hinter sich g e lassen, als sie endlich langsamer wurden und ihre Pferde schließlich in den Schritt fallen ließen. Schaum tropfte von den Pferdemäulern auf den Boden, Schweiß glänzte auf den Flanken. Henri klopfte seinem Hengst den Hals.
    »Enhörning ist immer noch ein guter Läufer, Mad e moiselle.«
    »Und Sie sind ein besserer Reiter geworden, Monsieur Henri.« Noch während sie diese unbedachten Worte sa g te, hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Se i ne Fröhlichkeit verwehte wie der Rauch einer ausgebl a senen Kerze.
    »Tja«, meinte er trocken. »Wer hätte gedacht, dass ich eines Tages besser reiten als laufen kann.«
    »Es tut mir sehr Leid, dass Sie verwundet wurden«, sa g te Elin. »In Monsieur Chanuts Haus wusste ich noch nichts von Ihrem Unglück. Es war nicht meine A b sicht …«
    Mit einer schroffen Geste winkte er ab.
    »Danke, Mademoiselle«, sagte er heiser. »Es ist nicht nötig, jemandem, der am Boden liegt, auch noch hö h nisch ins Gesicht zu treten.«
    »Sie unterstellen mir, dass ich mich über Ihr Leid lu s tig mache? Da redet der Richtige, Monsieur Riksdaler!«
    Henri fluchte, wendete sein Pferd und galoppierte den Weg zurück. Mit gemischten Gefühlen sah Elin ihm nach.
    »Ist dir ein Troll über den Weg gelaufen?«, fragte Kr i stina, als sie wenig später Rast machten.
    »So etwas Ähnliches«, murmelte Elin.
     
    Am zweiten Tag der Reise kam ihnen eine Delegation des Bischofs entgegen, um die Kutschen zum Schloss zu begleiten. Ein junger Mann ritt direkt auf Elin zu und schwenkte seinen Hut.
    »Einen Gruß von meinem Freund Hampus!«, rief er.
    »Erik? Sind Sie Erik Gyllenhielm?«
    Der Reiter dirigierte sein Pferd näher an Enhörning heran und ergriff Elins Hand. Galant beugte er sich über den Handschuh und grüßte sie mit einem angedeuteten Handkuss. »Hampus hat mir schon viel von Ihnen e r zählt, Mademoiselle. Und dabei schamlos untertrieben.« Sein Blick schweifte a nerkennend über ihr Gesicht und streifte ihr Dekoll e tee. »Sind Sie sicher, dass Sie einen Bleikopf wie meinen Freund heiraten wollen ? Ich würde mich opfern, für ihn einzuspringen.«
    Eriks Grinsen verdarb Elin auf der Stelle die Laune. Was hatte Hampus ihm erzählt ?
    »Hören Sie lieber auf, Gerüchte zu schüren«, erwide r te sie etwas zu barsch.
    Je näher sie dem Schloss kamen, desto mulmiger wu r de Elin zumute. Es war, als würde sie mit jedem Schritt, den sie auf Uppsala zuritt, ein wenig kleiner werden, als würden ihre Gewänder immer armseliger und schäbiger. Als sie das Tor zum Schlosshof passierten, war sie wi e der die unscheinbare Scheuermagd und starrte mit klo p fendem Herzen zu den Fenstern hoch. Es fühlte sich u n wirklich an, die Treppe, die zum Eingang führte, zu b e treten. Das Seltsamste jedoch war das Greisengesicht von Victor. Der Diener ging ihr kaum noch bis zur Schulter – ein winziges, faltiges Männchen stand vor ihr.
    »Victor!«, rief Elin. »Ich bin es! Oh, ich freue mich so, dich zu sehen! Wie geht es den anderen? Was macht Olof? Und Greta? Ist sie immer noch so garstig?«
    Die trüben Augen sahen sie lange an, dann lächelte der alte Diener und verbeugte sich.
    »Guten Tag, Fräulein Asenban. Danke, es geht allen gut. Wenn ich um Ihren Mantel bitten dürfte ? «
    Elin schluckte und schämte sich, dass sie den alten Diener in die Verlegenheit gebracht hatte, sie auf ihren neuen Platz verweisen zu müssen.
    »Natürlich«, sagte sie kleinlaut. »Danke, Victor.«
    Noch unwirklicher war es, die Treppe zu den oberen Stockwerken hinaufzugehen – in die Gemächer, die mit ihren Gobelins und Holzvertäfelungen im Vergleich zum französischen Prunk von Tre Kronor altertümlich und rührend unmodern wirkten. Behutsam, als würde sie in ein verbotenes Zimmer eindringen, öffnete Elin eine Tür. Der Sessel, in dem Madame Joulain vor so langer Zeit gestickt hatte, sah ein wenig schäbig aus. Goldene We b fäden schimmerten durch den abgenutzten Stoff.
     
    »Nein«, sagte Kristina schon zum dritten Mal. »Du re i test mit den Gardisten oder gar nicht.« Wie immer, wenn sie Briefe las, ging sie in ihrem Kabinett auf und ab. Hier in Uppsala knarrte der Holzboden noch mehr als auf Tre Kr o

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