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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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eisglatt.
    »Wir werden ihn finden. Jetzt, da wir seine Spur entdeckt haben, werden wir ihn finden.«
    Das Gurgeln des Laith klang seltsam hohl unter ihren Füßen. Ailis schien sie nicht zu hören.
    »Er ist ihm nachgelaufen«, schluchzte sie. »Oh, ihr Feuer, er ist ihm nachgelaufen.«
    »Wem ist Lunn nachgelaufen?« Cassim packte die Frau fester, schüttelte sie leicht. »Ailis, wem ist Lunn nachgelaufen?«
    »Seinem Vater. Er ist seinem Vater nachgelaufen.«
    »Seinem …?« Cassims Brauen zogen sich zusammen. »Ihr sagtet, Euer Gemahl wäre …«
    »Er war hier. Er wollte …« Die Tränen verwandelten ihre Worte in Gestammel. »Das Fenster … Lunn muss gesehen haben, wie … Und er ist ihm nachgelaufen.« Ihre Stimme wurde zu einem qualvollen Schrei. Sie sprang auf, wollte den Spuren folgen. Cassim hielt sie zurück. Eis knackte unter ihren Füßen.
    »Nicht! Ihr helft dem Kleinen nicht, wenn Ihr auch noch in die Kälte hinauslauft. – Wir zeigen den Männern aus dem Dorf die Spur. Sie werden Lunn und Euren Mann finden! – Kommt! Kommt mit!« Sie musste eine widerstrebende Ailis am Handgelenk mit sich zum Gasthaus zurückzerren.
    Schon auf dem Hof kamen ihnen mehrere Männer entgegen. Das Licht ihrer Fackeln verwandelte den Schnee in glitzerndes Blut. Hastig berichtete Cassim ihnen von ihrer Entdeckung. Die Dorfbewohner tauschten erschrockene Blicke.
    »Er ist über den Fluss gegangen«, murmelte einer.
    Cassim widersprach. »Nein! Wir haben seine Spuren auf der Ebene hinter dem Haus …« Schlagartig verstummte sie. Die Felswände mit ihren steil abfallenden Klippen liegen auf der anderen Seite des Laith. – Deshalb war der Boden unter dem Schnee so glatt;
deshalb das Knacken; deshalb schienen die Geräusche des Flusses direkt aus der Erde zu kommen und klangen so seltsam hohl. – Der Laith fließt hier unter einer Eisschicht! Der Schnee hat sie so vollkommen zugedeckt, dass man nicht mehr sagen kann, wo das Ufer aufhört und der Fluss anfängt.
    Einer der Dorfbewohner fasste seine Fackel fester und blickte die anderen an. »Lasst uns den Kleinen suchen, ehe seine Spur sich im Wald verliert und er bis zum Morgen erfroren ist. – Zeigt uns, wo die Spur des Jungen ist, Herrin!«
    Er bedeutete Cassim vorauszugehen. Ailis weigerte sich zurückzubleiben und folgte ihr dichtauf. Kalte Böen flüsterten über den Schnee und deckten bereits ihre Fußabdrücke zu. Jetzt, im Licht der Fackeln, fragte Cassim sich, wie sie nicht hatte erkennen können, dass der sanft abfallende Hang das Ufer war, das zum Fluss hinunterführte. Ein Stück weiter zu ihrer Linken ragten die ersten scharfkantigen Felsen der Stromschnellen aus dem Wasser, das sich hier erneut gurgelnd und schäumend durch sein Bett wälzte. Offenbar floss der Laith ab dieser Stelle wieder zu rasch und unruhig, als dass sich an seiner Oberfläche eine Eisdecke hätte bilden können.
    Das dunkle Heulen zerschnitt so unvermittelt die Nacht, dass selbst die Männer erschrocken keuchten. Abermals hallte der Laut aus den Wäldern jenseits des Flusses zu ihnen herüber. Cassims Herz setzte aus. Ein Firnwolf! Sie haben uns gefunden! – Warum ausgerechnet jetzt? Ohne es zu merken, presste sie die Hand gegen die Lippen. Oh, bitte nein! Morgwen ist allein da draußen. Ein drittes Mal klang der Ruf des Wolfes durch die Dunkelheit. Er schien sich auf halber Höhe der Klippen zu befinden.
    »Lunn!« Ailis’ Schrei ließ Cassim das Blut in den Adern stocken. Einem der Männer gelang es gerade noch, die junge Frau zurückzuhalten. Und dann sahen sie, was Ailis gesehen hatte: eine kleine helle Gestalt in den Felsen auf der anderen Seite des Flusses. Schwach trug der Wind ein Weinen herüber, und Cassim glaubte sogar, ein geschluchztes »Mama!« und »Papa!«
zu hören. Verzweifelt wand Ailis sich in den Armen des Mannes, der sie festhielt, rief wieder und wieder den Namen ihres Sohnes. Unaufhaltsam näherte der Kleine sich rückwärts der senkrecht in die Tiefe führenden Felswand. An ihrem Fuß lachte und wisperte der Laith zwischen den Felsen der Stromschnellen.
    Der Wolf trat langsam aus der Schwärze zwischen den Bäumen, eine riesige weiße Bestie. Leicht geduckt näherte sie sich ihrer Beute, blieb immer wieder stehen. Lunn machte einen weiteren Schritt zurück – und fiel. Ailis’ Kreischen mischte sich mit seinem Schrei. Wasser spritzte auf, gleich darauf ein zweites Mal. Der Wolf war seinem Opfer ohne Zögern nachgesetzt.
    »Verfluchte Bestie!« Einer der

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