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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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und klar. Augen, in denen Frost brennt. Er stößt ihn an. Schnauft in sein weißes Fell. Eine Stimme in seinem Kopf. »Komm, kleiner Bruder. Du gehörst jetzt zu mir.« Er winselte wieder. Die Angst der Wölfinnen drang beißend in seine Nase. Lächelnd richtete die Eiskönigin sich auf, wandte sich um. Ihr Pelz streifte sein Gesicht. Das Wimmern gefror in seiner
Kehle. Eine ihrer Centauren-Wachen half ihr in den Schlitten. Ein Befehl, und die Einhörner zogen ihn in majestätischer Eleganz unter dem Gesang ihrer Schellen vorwärts. Auch der Karren setzte sich in Bewegung. Einige der Jungen stemmten sich kläffend gegen die Stricke, die sie in ihm hielten, andere kauerten sich nur aneinander und starrten mit großen, verängstigten Augen um sich. Klagend hoben die Wölfinnen ihre Stimmen. Er wandte sich ab und rannte um das Leben der Jungen.

    Die kleine Frostnymphe war zu Anfang recht unterhaltsam gewesen. Aber der Eisenring um ihren Hals, der verhindern sollte, dass sie sich in Schnee verwandelte, hatte sie zu schnell geschwächt. Irgendwann hatte sie nur noch gewimmert und gebettelt.
    Mit diesem hier würde es um einiges interessanter werden. Einer, durch dessen Adern ganz offensichtlich zur Hälfte kaltes Blut floss. Solche Mischlinge trugen gewöhnlich keine Magie in sich, deshalb war kein Eisen nötig. Aber er war sich sicher, dass er kämpfen würde – bis zum Ende. Das hatte er schon bewiesen, als seine Knechte ihn hierhergebracht hatten. Ein Lächeln glitt über Kaylens Lippen, als der Mann sich zu regen begann, sich schwerfällig auf die Seite drehte, mit einem leisen Stöhnen innehielt und nach der Wunde an seinem Hinterkopf tastete. Einen Moment starrte er auf das Blut an seinen Fingern, ehe er sich mühsam auf Hände und Knie stemmte. Dann wandte er langsam den Kopf. Augen aus blauem Eis starrten ihn an. Einen Atemzug, zwei, drei. Das Jern unter Kaylen scharrte unruhig mit den dreigespaltenen Hufen, schüttelte seine um sich selbst gewundenen Geweihhörner. Die Glöckchen an seinem Zaum sangen. Kalte Böen ließen die goldenen Fäden wirbeln, die in seinen Mähnenbart eingeflochten waren. Ein Ruck an der Kandare
brachte es zur Ruhe. Hinter sich konnte er seine Begleiter murmeln hören. Der Mann stand auf, langsam, ohne den Blick auch nur für einen Wimpernschlag von ihm zu nehmen; berührte nachdenklich seine aufgerissene Unterlippe. Auf der wie Mondstein schimmernden Haut blühte das blaurote Farbenspiel eines Blutergusses direkt über dem Wangenknochen.
    Kaylen, Prinz von Jarlaith, wartete; wartete auf das Betteln, das Winseln – es kam nicht. Der Mann starrte ihn einfach nur weiter an, während er mit nicht mehr am Leib als Hemd und Hose in der Kälte stand. Und dann verzog sein Mund sich zu einem Lächeln voll eisiger Arroganz.
    Ärger flammte in Kaylen auf. Er trieb das Jern vorwärts, auf diesen unverschämten Kerl zu. Er würde ihm eine Lehre mit der Peitsche erteilen. Eine kalte Böe fuhr in eine Schneewehe, die an der Wand eines der erfrorenen Häuser in die Höhe gewachsen war, und ließ sie aufstieben. Zitternd brach das Tier zur Seite aus. Kaylen hieb ihm die Sporen in die Flanken. Es blökte angstvoll und schüttelte seine Geweihhörner, weigerte sich aber vorwärtszugehen. Schneeflocken tanzten sacht in der halb dunklen Gasse.
    »Lauf!« Er ließ die Feuerpeitsche in der Luft knallen. Der Mann rührte sich nicht, stand ruhig in dem immer dichter werdenden Schneefall. Kaylen biss die Zähne zusammen. Gewöhnlich kroch seine Beute vor ihm auf den Knien, schlotternd vor Angst. Er zischte, gab einem seiner Leute ein Zeichen. »Meine Freunde und ich haben Lust auf eine kleine Jagd! Ich habe eine Menge Korn für dich bezahlt, weil man mir sagte, du gäbest ein famoses Wild ab! – Also lauf! Oder willst du gleich hier sterben?« Auf ein knappes Nicken bohrte sich ein Armbrustbolzen knapp neben dem Mann in die vereiste Häuserwand. Anstatt um sein Leben zu rennen, machte er einen Schritt vorwärts. In seinen hellen blauen Augen blitzte milde Belustigung – und etwas anderes.
    »Du willst eine Jagd, Prinz Kaylen? – Sei vorsichtig! Du könntest
sonst die Beute sein.« Seine Stimme war ein verführerisches Schnurren. Eisiger Wind zupfte an Kaylens Mantel. Das Jern wich blökend zurück. Seine Nüstern blähten sich witternd. Es verdrehte die Augen, dass man das Weiß sehen konnte.
    »Unverschämter Hund! Lauf oder ich lass dich totschlagen.« Die Feuerpeitsche zischte, biss in die Brust des

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