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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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und euch den Firnwölfen überlassen?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber du hast dein Leben riskiert, um uns zu retten. Warum?«
    »Vielleicht weil ich Königin Lyjadis genug verabscheue, um einmal miterleben zu wollen, wie ihre Pläne nicht aufgehen; dass sie einmal nicht erreicht, was sie will? – Wie oft musste ich mitansehen, wie sie und ihr Hofstaat …« Auf der Einfassung ballten seine Hände sich zu Fäusten. »Diesmal konnte ich etwas tun.«
    »Auch wenn es dich dein Leben kostet?«
    »Mancher Preis ist es wert, gezahlt zu werden.«
    »Warum hasst du sie so sehr?«
    Er hob den Kopf und sah sie an. In seinen Augen brannte ein mörderisches Licht. »Sie hat Freunde von mir getötet. Hat sie ihren Centauren, Eisdryaden und Sphinxen überlassen. Nur so, zu ihrem Vergnügen.« Die Funken wirbelten in ihrem Reigen zwischen den Flammen höher hinauf. Morgwen blickte wieder ins Feuer. Langsam trat Cassim hinter ihn, streckte die Hand nach seiner bloßen Schulter aus, ließ sie dann aber sinken, ohne ihn berührt zu haben. Unter dem Hass hatte sie noch etwas anderes gesehen. Er gibt sich die Schuld an dem, was seinen Freunden geschehen ist.
    »Willst du mir davon erzählen?«
    Sein Rücken wurde starr. Einen Moment war nur das Knistern und Knacken der brennenden Scheite zu hören. »Nein!«, stieß er schließlich hervor.
    Cassim schwieg, beobachtete, wie seine Brust sich unter harten Atemzügen dehnte.

    »Warum bist du nicht aus den Wäldern in der Nähe ihres Palastes fortgegangen?«
    »Warum? Warum?« Wütend fuhr er herum – und packte blitzschnell zu, als Cassim zurückschreckte. Nur sein harter Griff verhinderte, dass sie stürzte. Ihre Hände waren zwischen ihnen gefangen. Sie stemmte sich gegen seine nackte Brust, versuchte, ihn von sich zu schieben. Sie gab auf, als seine Finger sich schmerzhafter um ihre Arme schlossen und er sie noch näher an sich heranzog. Seine Haut war kalt unter ihren Handflächen. In seinen Augen glitzerte Frost. »Die Frage, die sich hinter all den anderen verbirgt, ist immer noch die, ob du mir trauen kannst. – Wie soll ich dir etwas beweisen, für das es keine Beweise gibt?« Etwas in seinem Blick veränderte sich. Er lachte leise und bitter.
    »Was …?«, setzte Cassim an, verstummte aber gleich darauf wieder, als er den Kopf schüttelte.
    »Ich dachte, du wärst anders. Ich dachte, du siehst nicht nur den Eisdryaden-Bastard. Ich dachte, du nimmst mich, wie ich bin. Ich dachte … ich könnte dir vertrauen. Ich dachte …« Abermals schüttelte er den Kopf, beugte sich näher zu ihr. Seine Hände lösten sich von ihren Schultern, strichen ihre Arme empor, umfingen ihren Nacken. »Ich hatte gehofft, dass … dass du …« Seine Stimme verebbte.
    Sie starrte ihn an – und versank in seinen Eisaugen, ertrank in diesen blau glitzernden Seen aus Tiefe und Frost und Feuer. Alles um sie herum verging darin, selbst die Zeit existierte nicht mehr. Cassim stand wie erfroren. Er beugte sich noch weiter zu ihr. Sein Atem koste kalt ihre Haut. Sacht strichen seine Lippen über ihre Schläfe, glitten ihre Wange abwärts, streiften ihren Mundwinkel in einer federleichten Berührung. Cassims Lider schlossen sich ohne ihr Zutun. Nur wie aus weiter Ferne spürte sie, wie seine Hände sich in ihr Haar schoben, sie zärtlich hielten. Ihre Finger spreizten sich auf seiner Brust. Beinah zögernd berührte sein Mund ihren, legte sich weich über ihn.
Er war kühl, schmeckte nach Reif und der Süße von Fadranpflaumen. Ihre Lippen teilten sich in einem Seufzen. Mit einem leisen Stöhnen vertiefte er den Kuss – und riss sich im nächsten Herzschlag jählings von ihr los. Wankend stand Cassim da. Ihre Blicke begegneten sich für kaum mehr als einen Atemzug. Sie konnte nicht deuten, was sie in seinem sah. Schrecken? Verwirrung? Zorn?
    Abrupt warf er sich herum, stürzte zur Luke und die Stufen hinauf. Unfähig, sich zu bewegen, schaute Cassim ihm selbst dann noch nach, als seine hastigen Schritte nicht mehr zu hören waren.

    Die Fesseln scheuerten bei jeder Bewegung über Cassims Handgelenke. Der Griff an ihrem Arm war fest und eigentlich das Einzige, das sie dazu brachte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ihr Herz pochte in ihrer viel zu engen Kehle. Jeder ihrer Atemzüge war ein Keuchen. Wenn ihre Züge nur einen Bruchteil dessen widerspiegelten, was sie empfand, waren sie eine Maske der Furcht. Dann wurde sie um eine Hausecke geführt und der Palast von Jarlaith ragte vor ihr auf. Sie

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