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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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beiden Adeligen zu Boden.
    Wie zuvor wurden Cassim und Gerdan von Morgwen und Ernan gepackt und vorwärtsgezerrt. Sie hasteten an einem schmalen Gang vorbei, bogen in einen prächtigen Korridor ein – und blieben, angesichts eines halben Dutzends Wachen, jählings stehen. Rasch drehten sie sich um – nur um sich auch hier Gardisten gegenüberzusehen.
    Ein Wink Ernans, und sie zogen sich in die Mündung des Korridors zurück, aus dem sie eben erst gekommen waren. Cassim wurde mit einem Schubs einige Schritte tiefer hineinbefördert. Morgwens »Bleib da!« war ein Knurren zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sie wollte aufbegehren, aber er hatte ihr bereits wieder den Rücken zugekehrt. An Ernans Seite erwartete er die Männer, die sie jeden Augenblick erreicht haben mussten. Auch Gerdan musste sich mit einem Platz hinter ihnen begnügen, obwohl sie es irgendwie geschafft hatte, einem der Adeligen einen Dolch abzunehmen. Einen Herzschlag später prallte Stahl auf Stahl, als die Wachen Ernan und Morgwen angriffen. Schreie und Keuchen und Flüche erfüllten den Korridor.
    Ein Mann taumelte zwischen ihnen hindurch, brach zusammen und blieb reglos liegen. Morgwen duckte sich unter
einem Hieb, der sich um ein Haar in seine Schulter gebohrt hätte, machte einen Ausfallschritt vorwärts und stieß seinerseits zu. Sein Gegner sackte mit einem Schrei gegen die Wand, doch schon stand der Nächste vor ihm. Unter der Wucht seiner Schläge wich Morgwen aus und plötzlich fand sich die Wache mit dem Rücken zu Ernan wieder. Keinen Atemzug später lag der Mann am Boden. Ernan wandte sich zwei weiteren zu, trieb sie in den Korridor zurück, in dem Morgwen mit einem dritten Krieger rang. Ein Schwert schlug mit einem dumpfen Laut auf die Teppiche vor Ernans Füßen. Mit einem weiten Wutschlag trieb er seine Gegner zurück, bückte sich in der kurzen Atempause, die ihm der Hieb verschafft hatte, und hob die Klinge vom Boden auf. War er mit einem Schwert in den Händen schon gefährlich gewesen, so war er mit zweien tödlich. Die Männer, die sich ihm entgegenstellten, erfuhren es mit schrecklicher Endgültigkeit am eigenen Leibe. Die Verbliebenen waren vorsichtiger. Sie bedrängten Ernan, nur um dann rasch wieder zurückzuweichen. Es war ein gefährlicher Tanz, der nur ein Ziel hatte: Ernan zu ermüden – und wenn nicht bald etwas geschah, würden sie Erfolg haben. Seine beiden Klingen sangen durch die Luft. Feuer blitzte auf ihnen. Ein weiterer Mann war zu langsam, stürzte und blieb stöhnend liegen. Ein anderer duckte sich im allerletzten Moment, ehe ein Hieb ihm den Kopf von den Schultern trennen konnte. Das Klirren der Schwerter wurde allmählich leiser. Auch das Fluchen verstummte. Nur das Keuchen war geblieben.
    Irgendwann ließ Ernan die Schwerter sinken und trat zurück. Bis auf seine eigenen harten Atemzüge war es still.
    Cassim stieß sich zögernd von der Mauer ab, an die sie sich die ganze Zeit gepresst hatte. Nach dem Kreischen von Stahl auf Stahl war das Schweigen beinah erschreckend. Sie beobachtete, wie Ernan über einen stöhnenden Mann stieg und den anderen Korridor hinunterblickte. Die Brauen zusammengezogen, sah er dann zu Gerdan hin, bückte sich nach einem Schwert, das
am Boden lag. Erschrocken erkannte Cassim Morgwens Waffe an dem mehrfach um den Griff gewickelten Leder. Rasch trat sie in den Gang. Der Mann, mit dem sie Morgwen zuletzt hatte kämpfen sehen, lag tot am Boden. Von Morgwen selbst fehlte jegliche Spur. Verwirrt blickte sie Gerdan und Ernan an. Der hatte die Lippen zu einem ärgerlichen Strich zusammengepresst. Ein gellender Schrei ließ alle drei entsetzt zusammenfahren.

    Mit geschlossenen Augen genoss Prinz Kaylen die Hitze des Badewassers. In die aufsteigenden Dampfschwaden mischte sich der herbe Duft von Zirnblättern. Zwei mächtige Feuerschalen erfüllten das Gemach mit Wärme, und dennoch gefroren die feinen Wassertropfen, die sich an den Wänden bildeten, zu einem rauen Putz aus Eis. Ärger grub scharfe Linien um seinen Mund. Er hatte seinen Leibdiener Sion in die Küche geschickt, um ihm Wein und Käse zu holen. Wenn der Bengel den Weg zurück in seine Gemächer nicht bald fand, würde er ihm mit der Peitsche Beine machen.
    Ein kalter Luftzug strich an ihm vorbei. Eben wollte er den Kopf heben, um Sion für seine Trödelei harsch zurechtzuweisen, als er jäh unter Wasser gedrückt wurde. Sein Schrei wurde zu einem Gurgeln. Er riss die Augen auf. Über ihm wogte die Oberfläche. Verzerrt

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