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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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schmalen Gang entlang, in dem sie standen. Fackeln warfen ihr unruhiges Licht auf die golden schimmernden Mauersteine. Als sie weitergingen, klangen ihre Schritte unnatürlich laut in Cassims Ohren.
    Gewundene Stufen führten zum nächsten Stockwerk hinauf. Durch eine weitere Tür betraten sie einen Korridor, dessen kalter Boden von kostbaren Teppichen bedeckt war. Feuerbecken auf goldenen Klauenfüßen lösten hier die Fackeln ab. Ihre Flammen spiegelten sich auf den eisglitzernden Wänden und verbreiteten Helligkeit und Wärme. Cassim wurde vorwärtsgezogen, hinter Gerdan her, den Korridor hinunter.
    Hinter einer weiteren Biegung öffnete sich ein breiterer Gang, an dessen Ende eine Treppe in das nächste Stockwerk führte, wo sich Prinz Kaylens Gemächer befanden. Kostbare Wandbehänge schmückten die Mauern, verbargen Nischen und Durchgänge. Sie passierten schweigend eine zweiflüglige Tür, vor der wiederum Gardisten standen. Gelächter erklang, erfüllte laut den Korridor, als sie abrupt aufgestoßen wurde und mehrere Männer aus dem dahinterliegenden Raum kamen.
    »He! Ihr! Halt! Wohin?« Die Stimme ließ Cassims Herz zwei Schläge lang aussetzen. Ihre Bewacher blieben mit ihnen stehen. Der Mann hinter Gerdan drehte sich um.
    »Wir haben Befehl, sie zu Prinz Kaylen zu bringen, Herr«, erklärte er dem kostbar gekleideten Höfling gelassen, während er in einer knappen Geste die Faust in Schulterhöhe hob.
    »Gleich zwei?« Jemand lachte.
    Einer der Männer kam auf sie zu, stutzte, sah zu Gerdan, dann zu Cassim. »Bei den Feuern, das ist doch die Ketzerhexe. – Und das ist der kleine Feuerschopf.« Cassim wollte der nach ihr ausgestreckten Hand ausweichen und prallte dabei gegen ihren Bewacher. Finger schlossen sich um ihr Kinn. »Das Weib, das bei dem Eisblut war.« Er drehte sich halb zu
seinen Kumpanen um. Zwei weitere Höflinge näherten sich, begutachteten Cassim, während der Erste sich Gerdan und ihrem Häscher zuwandte – nur um mit einem Zischen zurückzufahren.
    »Verdammt! Ernan Siren Eochaid! Der abtrünnige Hauptmann. Was beim …« Seine Augen weiteten sich, als er begriff: »Die Weiber sind gar keine Gefangenen. – Wachen!«
    Der Mann langte nach dem Schwert an seiner Seite, doch Ernan war schneller. Er versetzte Gerdan einen Stoß, dass sie an die Wand taumelte, und riss seine eigene Klinge aus der Scheide. Keinen Herzschlag später schepperte die Waffe des Mannes davon. Auch Cassim wurde unsanft zur Seite befördert und fiel auf Hände und Knie. Rasch stand sie wieder auf und verdrehte dabei ihre Handgelenke gegeneinander, so wie Ernan es ihr gezeigt hatte. Ihre Fesseln lockerten sich. Sie konnte sie ohne Mühe abstreifen. Auf der anderen Seite des Korridors warf auch Gerdan den Strick beiseite, wich ein Stück weiter zurück und hielt sich dicht bei der Wand. Ernans Befehle waren eindeutig und unmissverständlich gewesen: »Wenn wir entdeckt werden, ehe wir Kaylens Gemächer erreicht haben: Steht nicht im Weg!«
    Auch Cassims Bewacher hatte sein Schwert gezogen. Morgwen. Sein schwarzes Haar war unter etwas verborgen gewesen, das sie vom ersten Augenblick an ein Schaf erinnert hatte, das sich vor Kurzem erst im Dreck gewälzt hatte. Dieses Ding klatschte eben gerade ins Gesicht eines der Männer. Eine Mischung aus Asche, zermahlenem Ton und Blut hatte Morgwens Haut dunkel gefärbt. Cassim musste ihm hastig ausweichen, als er seinerseits vor einem Schwerthieb zurücksprang. Ernan hatte ihn einige Stunden zuvor mit in den kleinen Hof seines Hauses genommen, um herauszufinden, wie geschickt Morgwen mit einer Waffe umgehen konnte. Sein Urteil war niederschmetternd gewesen. Mit der Armbrust und dem Dolch mochte Morgwen gut sein, aber was den Kampf mit dem Schwert betraf, war er kaum mehr als besserer Durchschnitt. Erneut
drang sein Gegner auf ihn ein. Morgwen duckte sich zur Seite und kippte dem Mann ein Feuerbecken entgegen. Öl ergoss sich über den Korridor, setzte Teppiche und Wandbehänge in Brand. Schreie erklangen. Das Geräusch von eiligen Schritten kündigte weitere Wachen an.
    Zwei der Adeligen näherten sich Ernan gleichzeitig. Er brüllte etwas über das Klirren der Schwerter hinweg. Cassim konnte ihn nicht verstehen, doch Gerdan stieß sich von der Mauer in ihrem Rücken ab und machte einen Schritt auf das Feuer zu, das sich unaufhaltsam ausbreitete. Die Flammen schlugen höher, trieben die Männer zurück, bildeten eine unüberwindliche Barriere. Einen Augenblick später sanken die

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