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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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sich ab, kriecht in die schützende Dunkelheit einer Gasse und rappelt sich auf. Vorsichtig belastet er sein kaputtes Bein. Es scheint ihn zu tragen. Auf der beleuchteten Straße rührt sich nichts. Mas Leiche liegt wie ein Haufen Abfall in ihrer Mitte. Alles ist still.
    Tranh hinkt die Straße entlang, muss sich immer wieder an der Wand abstützen, wenn sein Knie nachzugeben droht. Einige Blöcke später gehen die Methanlampen langsam aus. Eine nach der anderen, als würde eine unsichtbare Hand die Straße entlangfahren und sie auslöschen. Dabei ist es das Ministerium, das das Gas abstellt. Völlige Finsternis legt sich über die Straße.
    Bis Tranh endlich die Surawong Road erreicht, herrscht auf der breiten Straße fast kein Verkehr mehr. Ein Paar uralter Wasserbüffel zieht friedlich einen Wagen mit Gummirädern hinter sich her. Im Licht der Sterne ist der Bauer zu erkennen, der hinter ihnen sitzt und leise vor sich hin murmelt. Das Jaulen sich paarender Teufelskatzen hallt durch die schwüle Nachtluft, aber das ist alles.
    Dann das Knarren einer Fahrradkette. Das Klappern von Rädern über Pflastersteine. Tranh dreht sich um – halb erwartet er zornige Weißhemden, aber es ist nur eine Rikscha, die die dunkle Straße entlangrollt. Tranh hebt die Hand mit seinen frisch erworbenen Baht. Die Rikscha wird langsamer. Die angespannten Muskeln des Fahrers sind schweißbedeckt. Ohrringe baumeln an seinen Ohrläppchen – silberglänzende Tropfen in der Nacht. »Wohin möchten Sie?«
    Tranh mustert den Rikschafahrer argwöhnisch. Wird er ihn verraten? Hat er es auf den alten Chinesen abgesehen? Doch der Mann hat nur Augen für die Baht in Tranhs Hand. Tranh reißt sich zusammen und steigt ein. »Die Fabriken der Farang . Am Fluss.«
    Der Rikschafahrer wirft ihm über die Schulter hinweg einen erstaunten Blick zu. »Die Fabriken haben alle geschlossen. Es kostet zu viel Energie, sie nachts zu betreiben. Da unten ist schwärzeste Nacht.«
    »Das spielt keine Rolle. Dort ist eine Stelle frei geworden. Ich will mich bewerben.«
    Der Mann tritt in die Pedale. »Mitten in der Nacht?«
    »Morgen früh.« Tranh lässt sich auf dem Sitz zurücksinken. »Ich möchte nicht zu spät kommen.«

Der Spieler
     
     
    Mein Vater war ein Spieler. Er glaubte an Karma und Glück. Immer war er auf der Jagd nach Glückszahlen auf Nummernschildern und setzte sein Geld auf Lotterielose oder Kampfhähne. Wenn ich jetzt zurückblicke, dann war er vielleicht gar kein besonders großer Mann; doch als er mich zu meinem ersten Muy Thai- Kampf mitnahm, da kam er mir so vor. Er setzte sein Geld und gewann, er lachte und trank mit seinen Freunden Laolao , und sie alle wirkten so groß. In der dampfenden Hitze von Vientiane geisterte er durch die dunklen, von der Feuchtigkeit spiegelglatten Straßen.
    Für meinen Vater war einfach alles ein Spiel – ob Roulette oder Black Jack, neue Reissorten oder der Beginn des Monsuns. Als der Usurpator Khamsing sein Neues Königreich Laos ausrief, setzte mein Vater auf zivilen Ungehorsam. Er setzte auf die Lehren von Mr Henry David Thoreau und auf die Flüsterblätter an den Straßenlaternen. Er setzte auf die Protestmärsche der Mönche in ihren safrangelben Gewändern und darauf, dass in den Soldaten mit ihren gut geölten AK-47 und den blitzenden Helmen ein Rest Menschlichkeit schlummerte.
    Mein Vater war ein Spieler, meine Mutter jedoch war es nicht. Während er Briefe an die Redaktionen schrieb und damit die Geheimpolizei an unsere Haustür führte, schmiedete sie Pläne für die Flucht. Die alte Demokratische Volksrepublik Laos lag in ihren letzten Zügen, und das Neue Königreich Laos nahm rasch Gestalt an. Panzer rollten über die Boulevards, und an den Straßenecken brannten die Motorrikschas. Als der golden leuchtende Chedi des Pha That Luang unter dem Bombardement in sich zusammenstürzte, wurde ich, unter der Obhut der freundlichen Mrs Yamaguchi, von einem der Evakuierungshubschrauber der UN davongetragen. Durch die offene Tür des Hubschraubers blickten wir auf die Rauchsäulen, die wie sich windende Nagas über der Stadt emporstiegen. Wir überflogen das braune Band des Mekong mit seinem diamantbesetzten Gürtel aus brennenden Autos, die auf der Freundschaftsbrücke liegen geblieben waren. Ich erinnere mich noch gut an einen Mercedes, der wie ein Papierboot beim Loi Krathong auf dem Wasser trieb und lichterloh brannte – mitten auf dem Wasser.
    Danach herrschte Stille. Ob Lichtstrahlen,

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