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Der Spieler

Der Spieler

Titel: Der Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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den Baron um Verzeihung zu bitten, und versicherte ihm ehrenwertig, daß Sie unverzüglich, ab heute, nicht länger zu meinem Haus gehören werden …«
    »Pardon, Pardon, General, hat er von sich aus bedingungslos verlangt, daß ich nicht länger zu Ihrem Hause gehören solle, wie Sie sich auszudrücken beliebten?«
    »Nein; aber ich habe selbst mich für verpflichtet gehalten, ihm diese Satisfaktion anzubieten, und der Baron zeigte sich selbstverständlich zufriedengestellt. Wir werden uns trennen, Verehrtester. Ihnen stehen noch diese vier Friedrichsdor und drei Florin nach hiesiger Währung zu. Hier ist das Geld und hier der Zettel mit der Abrechnung; prüfen Sie es nach. Leben Sie wohl. Von nun an sind wir fremde Menschen, außer Mühe und Ärger habe ich von Ihnen nichts gehabt. Ich werde auf der Stelle den Kellner rufen und ihm erklären, daß ich von morgen an für Ihre Ausgaben im Hotel nicht aufkomme. Habe die Ehre.«
    Ich nahm das Geld, den Zettel, auf dem die Berechnung mit Bleistift geschrieben war, verneigte mich vor dem General und sagte in tiefem Ernst:
    »Mein General, damit ist das Ganze noch nicht abgetan. Ich bedauere sehr, daß Sie seitens des Barons Unannehmlichkeiten ausgesetzt waren, aber das – ich bitte mich zu entschuldigen – das ist Ihre eigene Schuld. Was hat Sie dazu bewogen, die Verantwortung für mich vor dem Baron zu übernehmen? Was sagt Ihre Formulierung, daß ich zu Ihrem Haus gehörte? Ich bin ganz einfach Lehrer in Ihrem Haus, das ist alles. Ich bin kein leiblicher Sohn, Sie sind nicht mein Vormund, und für meine Handlungen sind Sie keineswegs verantwortlich. Ich bin selbst eine juristisch kompetente Person. Ich bin fünfundzwanzig, ich habe die Universität als Kandidat der Wissenschaften verlassen, ich bin adlig und für Sie ein vollkommen Fremder. Einzig und allein meine grenzenlose Achtung für Ihre persönlichen Eigenschaften hält mich davon ab, auf der Stelle von Ihnen Satisfaktion zu verlangen und des weiteren Rechenschaft darüber, daß Sie sich das Recht herausgenommen haben, eine Verantwortung für mich zu übernehmen.«
    Der General war dermaßen verblüfft, daß er zuerst die Arme spreizte, sich plötzlich zum Franzosen wandte und ihn eilig darüber unterrichtete, daß ich ihn soeben beinahe zum Duell gefordert hätte. Der Franzose brach in lautes Gelächter aus.
    »Aber dem Baron gegenüber bin ich nicht gewillt, Milde walten zu lassen«, fuhr ich völlig kaltblütig fort, ohne mich von dem Gelächter des Marquis des Grieux beirren zu lassen, »und da Sie, mein General, sich gleichsam zum Beteiligten an dieser ganzen Geschichte machten, die Klagen des Barons anhörten und sich für seine Interessen einsetzten, habe ich die Ehre, Sie davon zu unterrichten, daß ich nicht später als morgen vormittag den Baron um eine formelle Erklärung der Gründe bitten werde, in meinem eigenen Namen, denen zufolge er mich übergangen und sich an eine andere Person gewandt habe, als sei ich außerstande oder unwürdig, für mich die Verantwortung selbst zu übernehmen.«
    Was ich vorausgesehen hatte, trat nun ein. Als der General diesen neuerlichen Unsinn vernahm, bekam er es mit der Angst zu tun.
    »Wie, haben Sie etwa die Absicht, diese verflixte Geschichte auch noch fortzusetzen!« rief er. »Aber was tun Sie mir damit an, oh, mein Gott! Unterstehen Sie sich, unterstehen Sie sich, mein Herr, oder ich schwöre … Auch hier gibt es eine Obrigkeit, und ich … ich … kurz, bei meinem Rang … und ebenfalls der Baron … kurz, Sie werden verhaftet und mit der Polizei des Landes verwiesen, damit Sie nicht weiter öffentliche Unruhe stiften! Bedenken Sie das, mein Herr!« Der Zorn hatte ihm zwar den Atem verschlagen, aber es war ihm immer noch schrecklich bange zumute.
    »Mein General«, antwortete ich mit einer Ruhe, die für ihn vollkommen unerträglich sein mußte, »wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses kann niemand verhaftet werden, bevor dieses Ärgernis eingetreten ist. Ich habe mich mit dem Baron noch nicht ausgesprochen, folglich dürfte es Ihnen völlig unbekannt sein, mit welchen Begründungen ich mein Vorhaben ausführen werde. Ich möchte nichts anderes, als die mich beleidigende Annahme bestreiten, ich befände mich unter der Vormundschaft einer Person, die über meinen freien Willen zu verfügen habe. Ihre diesbezüglichen Bedenken und Ihre Sorgen betrachte ich als völlig gegenstandslos.«
    »Um Gottes willen, um Gottes willen, Alexej Iwanowitsch,

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