Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Sache. Die Mauern zwischen den Dimensionen sind dünn, Charity. Wären sie es nicht, wären Materietransmitter nicht möglich. Und diese Bombe hat millionenmal mehr Energie gehabt, als nötig ist, eine Transmitterverbindung herzustellen. Es hätte zu einer Kettenreaktion kommen können, die zuerst diesen Planeten, dann dieses Sonnensystem, dann diese ganze Galaxis und am Ende vielleicht das gesamte Universum vernichtet hätte.« »Du … übertreibst«, sagte Charity mit bebender Stimme. »Wenn … wenn das möglich wäre, dann wäre es schon geschehen.« »Wieso?« fragte Gurk verblüfft. »Weil das Universum unendlich ist, Gurk. Und unvorstellbar alt. Ich glaube, daß alles, was nötig ist, auch geschieht und auch schon geschehen ist.« Zu ihrer Überraschung dachte Gurk einige Sekunden ganz ernsthaft über dieses Argument nach. Dann lächelte er wieder. »Und wer sagt dir, daß es nicht bereits passiert ist?« fragte er. »Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was vor dem Ereignis war, das eure Wissenschaftler den Urknall genannt hatten? Und von dem sie niemals wirklich herausgefunden haben, was er war?« Darauf wußte Charity keine Antwort. Und nach einigen Augenblicken zuckte Gurk mit den Schultern, machte eine wedelnde Bewegung mit beiden Händen und deutete auf die Tür hinter ihr. »Und jetzt muß ich wirklich zurück. Ich verspreche dir, daß ich dir über alles Rede und Antwort stehen werde, sobald wir dieses Problem gelöst haben.« Charity versuchte nicht noch einmal, ihn aufzuhalten, sondern sah ihm nur wortlos nach, bis er wieder verschwunden war. Dann wandte auch sie sich um und ging in ihr Quartier zurück, wo Skudder und Harris auf sie warteten. Sie hörte Skudders Lachen durch die geschlossene Tür, noch ehe sie den Raum betrat. Die beiden Männer saßen am Tisch und spielten eine Partie Schach, aber das war offensichtlich nur ein Vorwand, um beieinandersitzen und reden zu können, denn die Konstellation der Figuren hatte sich nicht geändert, seit Charity vor fast einer Stunde den Raum verlassen hatte. Sie war ein wenig erstaunt, wie schnell Skudder und der Engländer Freundschaft geschlossen hatten; eigentlich war es nicht Skudders Art, binnen weniger Tage Vertrauen zu einem Menschen zu fassen. Bei Harris verhielt es sich anders. Auch Charity mochte ihn. Er war sympathisch, und daran hatte nicht einmal das Mißtrauen etwas ändern können, das sie ihm eine Weile lang entgegengebracht hatte. Aber es war kein Mißtrauen, das ihm selbst galt. Sie war immer noch der Meinung, daß mit Harris und auch den anderen angeblichen Überlebenden von Hartmanns schlafendem Heer irgend etwas nicht stimmte. Aber wenn, dann war es nichts, was sie getan hatten, sondern etwas, das mit ihnen getan worden war. Sie verscheuchte den Gedanken, lächelte Skudder flüchtig zu und ging an den beiden vorbei zur Kochnische, um sich eine Tasse Kaffee einzuschenken. Sie war nicht durstig, aber ihr Mund war trocken vom langen Reden. Bevor sie zu Stone hinaufgegangen war, hatte sie eine halbe Stunde mit den Freiwilligen verbracht, die sie zwei Tage zuvor das erste Mal gesehen hatte. Sie hatte ihnen eine Menge Fragen gestellt – und eine Menge überraschender Antworten erhalten. Was Kias über das Verfahren der Jared behauptet hatte, Menschen im Schlaf binnen weniger Stunden ein Wissen vermitteln zu können, das sie normalerweise nur in Monaten oder Jahren erwerben konnten, entsprach der Wahrheit. Obwohl die vier Männer und zwei Frauen in der Kolonie in Paris geboren und aufgewachsen waren und Zeit ihres Lebens nicht einmal ein so simples Gerät wie  einen Fernsehapparat zu Gesicht bekommen hatten, verstanden sie sich perfekt auf den Umgang mit sämtlichen Waffen und Fahrzeugen der Basis. Charity war sicher, hätte sie sich mehr Zeit genommen, um noch mehr Fragen zu stellen, dann hätte sie noch etwas von ihnen lernen können. Was ihre Zweifel an der Schlagkraft ihrer improvisierten Truppe allerdings nur wenig milderte. Es war eine Sache, etwas zu wissen. Es zu tun, eine völlig andere. Sie nippte an ihrem Kaffee, schlenderte zum Tisch und legte Skudder in einer vertrauten Geste die linke Hand auf die Schulter. Mit einer ebenso selbstverständlichen, fast unbewußten Bewegung griff er nach ihren Fingern und drückte sie. Charity lächelte flüchtig. Das war eine der ganz wenigen positiven Veränderungen, mit denen sie in den letzten beiden Tagen umzugehen gelernt hatten. Zwischen ihnen war keine falsche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher