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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war beiden klar gewesen, daß sie sich im Grunde schon längst entschieden hatte, denn die Umstände sprachen für sich. Nachdem sie ihre erste Verwirrung so weit überwunden hatte, daß sie wieder einigermaßen ruhig über Stones Worte nachdenken konnte, mußte sie zugeben, daß sie gar nicht mehr anders konnte, als einzuwilligen. Die einzige Alternative wäre tatsächlich gewesen, ihre Sachen zu packen und zu gehen, um die Welt der Gnade der Jared zu überlassen. Sie verbrachte fast den gesamten nächsten Tag damit, sich einen ersten allgemeinen Überblick über die Lage zu verschaffen. Zumindest in einem Punkt waren Stones Vorhersagen eingetroffen: Das Raketenbombardement hatte noch im Laufe der Nacht nachgelassen und schließlich fast ganz aufgehört. Dann und wann fingen die radargesteuerten Rubinlaser des Bunkers noch eine vereinzelte Rakete ab, doch keines der Geschosse kam auch nur in die Nähe der Basis oder Kölns. Aber damit hörten die guten Nachrichten auch schon auf. Der Feldzug der Jared gegen ihre entarteten Brüder lief auf vollen Touren; aber nicht halb so gut, wie die Kollektivintelligenz es gern gehabt hätte. Kias wich ihren Fragen zwar mit einem erstaunlichen Geschick aus, aber Charity war nicht blind. In den zwei Tagen, die seit ihrer Rückkehr zur Erde vergangen waren, waren anscheinend überall auf dem Planeten heftige Kämpfe entbrannt; Kämpfe, aus denen die Jared meistens als Sieger hervorgingen, aber sie rückten nicht annähernd so schnell vor, wie Kias Charity und Skudder bei ihrem ersten Gespräch hatte Glauben machen wollen. Die Moroni versuchten zwar nicht weiter, die Eifelbasis oder das Nest der entarteten Königin in Köln mit atomaren Waffen zu zerstören, aber das bedeutete nicht, daß sie ihre Angriffe einstellten. Bei einer der wenigen Gelegenheiten, als Charity unversehens die Bunkerzentrale betrat und Stone die Monitorwand nicht rasch genug abschaltete, so daß sie einen Blick auf die Außenwelt werfen konnte, sah sie es hoch oben am Himmel noch immer silbern und weiß aufblitzen; Kampfgleiter, die versuchten, die elektronischen Barrieren der Festung zu unterlaufen, um eine Kommandoeinheit abzusetzen oder vielleicht sogar in selbstmörderischer Manier eine Bombe ins Ziel zu bringen. Charity sagte nichts dazu. Sie war sich immer noch nicht darüber im klaren, ob Stone nun wirklich auf ihrer Seite stand. Aber wenn er log, dann tat er es perfekt und hatte auf jede nur erdenkbare Frage eine glaubwürdige Antwort parat. Also bedachte Charity Stone nur mit einem eisigen Blick und steuerte auf Gurk zu, der, heftig mit Händen und Füßen gestikulierend, in eine Diskussion mit zwei Jared verwickelt war. Sie hatte Gurk seit ihrer Rückkehr insgesamt nicht länger als fünf Minuten gesehen, und er war in dieser Zeit jeder konkreten Antwort auf irgendeine Frage ausgewichen. Sie fragte sich, was plötzlich mit dem Zwerg los war. Im allerersten Moment glaubte Charity, Gurk würde sie einfach ignorieren, aber dann registrierte er das warnende Glitzern in ihren Augen, denn er machte eine komplizierte Geste zu seinen beiden horngesichtigen Gesprächspartnern und wandte sich Charity zu. Ungeduld spiegelte sich auf seinem Gesicht. »Was willst du?« fragte er unwillig. »Ich habe eine Menge zu tun. Wir können uns später unterhalten.« »Nein«, antwortete Charity. »Jetzt.« Sie wies mit einer Kopfbewegung über die Schulter zurück auf Stone. »Ist es dir lieber hier oder draußen?« »Ich habe keine Geheimnisse vor Stone«, antwortete Gurk. »Aber ich glaube, es ist dir lieber«, fügte er hinzu und ging an ihr vorbei zur Tür. Charity folgte ihm. Sie spürte Stones Blicke. Er wirkte irritiert, vielleicht auch ein wenig besorgt. »Also?« fragte Gurk ungeduldig, kaum daß sie auf dem Gang angelangt waren und Charity die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Was willst du wissen? Und bitte, beeil dich – ich habe wirklich viel zu tun.« »Genau darum geht es«, entgegnete Charity mühsam beherrscht. »Was für furchtbar wichtige Dinge hast du zu tun? Wir sind jetzt seit drei Tagen hier, und ich habe dich in dieser Zeit nicht einmal fünf Minuten gesehen.« Gurk zog eine Grimasse. »Bist du nicht diejenige, die sich einmal darüber beschwert hat, daß ich ihr manchmal auf die Nerven falle?« Charity machte eine ärgerliche Handbewegung. »Weich mir nicht aus«, sagte sie. »Du weißt ganz genau, wovon ich rede.« Gurk setzte zu einer seiner typischen Antworten an, aber dann
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