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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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Mühe, alle Details aufzuzählen, um die Identifizierungsarbeit der Polizei zu unterstützen.
    Danach ließ Riisnaes mich meine gesamte Aussage wiederholen, vermutlich in der Hoffnung, dass ich mich in Widersprüche verwickeln würde. Ich hätte vielleicht begreifen müssen, dass die Polizei sich für die Leute in Fredriksens Wohnung interessieren würde, gab ich zu. Andererseits hätte ich ja nicht wissen können, dass die in Lebensgefahr schwebten. Man könne mir vielleicht vorwerfen, dass ich die Ermittlungsabteilung nicht angerufen hätte, viel mehr aber auch nicht.
    Riisnaes brummte. Es ärgerte ihn offenbar, dass er hier keinen Paragrafen auf den Tisch knallen konnte. Am Ende ließ er mich zur Redaktion zurückgehen. Dort blieb ich aber nicht lange. Mr. George schickte mich nach Hause, um mich von meinem Schock zu erholen.
    Das erwies sich als die vollkommen falsche Therapie. Obwohl mir nichts verlockender erschien als eine lange Nacht im eigenen Bett, fiel mir das Einschlafen schwer. Die ganze Zeit sah ich die junge dunkeläugige Frau mit dem kleinen Mädchen auf dem Arm vor mir.
    An den folgenden Tagen vermied ich es, den Brand zu erwähnen, ich verließ das Büro, wenn das Thema zur Sprache kam. Trotzdem aber konnte ich an nichts anderes denken. Ich hatte das Gefühl, persönlich für die verkohlten Leichen verantwortlich zu sein. Ich musste feststellen, wer sie waren, woher sie gekommen waren, warum sie in einer Wohnung in der Dronningens gate gestorben waren. Sonst würden sie mich bis ans Ende meines Lebens verfolgen.
    Schließlich beschloss ich, den Stier bei den Hörnern zu packen. Am Dienstagnachmittag rief ich Professor Francis Harbitz an. Ich hätte ihn wohl kaum zu einem unpassenderen Zeitpunkt ansprechen können. Die Zeitungen hatten geschrieben, Harbitz, sein Assistent und zwei Experten für Odontologie arbeiteten seit zwei Tagen rund um die Uhr, um die Umgekommenen zu identifizieren. Ich wollte einen Vorwand finden, um ihn treffen zu können. Vermutlich würde das in dieser Situation nichts bringen, aber ich konnte zumindest einen Versuch starten.
    Harbitz ging ans Telefon.
    »Guten Tag, hier spricht Erik Erfjord von Arbeiderbladet. Ich habe einen Vorschlag für Sie und Sie müssen dann sagen, was Sie davon halten.«
    »Sprechen Sie.«
    »Ich habe über Ihre Pläne für ein eigenes gerichtsmedizinisches Institut gelesen, die Sie auszuführen hoffen, ehe Sie in drei Jahren in Pension gehen. Verstehen Sie das bitte nicht falsch, aber die Arbeit in Verbindung mit der Brandkatastrophe hat wohl deutlicher denn je demonstriert, dass Sie mehr Platz brauchen?«
    Er schwieg lange. Harbitz war bekannt als durch und durch freundlicher und entgegenkommender Mann, und ich war sicher, dass er eine höfliche Art und Weise suchte, mich abzuweisen. Aber dann sagte er: »Erfjord war der Name, ja?«
    »Ja, Erik Erfjord. Ich bin …«
    Er fiel mir ins Wort. »Können Sie sofort herkommen?«
    »Sicher. Ich …«
    »Dann treffen wir uns in der gerichtsmedizinischen Sammlung, in sagen wir … ja, einer Viertelstunde?«
    Harbitz spielte auf die große Schädelsammlung an, die er in seinen vierunddreißig Berufsjahren zusammengetragen hatte und die im pathologisch-anatomischen Institut einen eigenen Raum einnahm. Dort lagen die Schädel in Regalen, sorgfältig auf schwarz lackierte Holzklötze montiert und jeweils mit Namen und Katalognummer versehen. Alle Schädel hatten auf den Nackenwirbeln eines Mordopfers gesessen, sie waren von Kugeln durchsiebt oder von Äxten zerschmettert worden. Es war, wie ein Horrorkabinett zu betreten.
    Nachdem wir uns die Hand geschüttelt hatten, fragte Harbitz, ob ich zum ersten Mal die Sammlung besuchte. Das konnte ich bestätigen.
    Der weißhaarige Herr ging zu einem Regal und suchte sich einen großen braunen Schädel aus.
    »Sie müssen entschuldigen«, sagte er lächelnd. »Aber wenn ich Besuch von Kriminalreportern bekomme, muss ich deren Wissen einfach auf die Probe stellen. Also, wer ist das hier?«
    Ich blieb stehen, drehte und wendete den Schädel. Dann fand ich im Hinterkopf ein Kugelloch.
    »Ich bin ja kein Experte für Kriminalgeschichte, aber ich will einen Versuch machen.«
    Harbitz wartete gespannt.
    »Ich glaube, das ist der alte Prestruden«, sagte ich.
    »Höchstpersönlich«, rief er, sichtlich beeindruckt.
    Es wäre sicher besser gewesen, wenn ich falsch geraten hätte. Ich musste mein Glück auch noch mit Julius Olsen Bjerknaes und Marit Jarstadbräten versuchen, ehe

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