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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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Zusammenarbeit entschieden. Deshalb habe ich ihn auch überreden können zu vergessen, dass du den Mord an Fredriksen nicht persönlich gemeldet hast.«
    »Äh, das… das war alles ein bisschen kompliziert.«
    Ich griff wieder zur Flasche des Nachtredakteurs und goss den Rest in mich hinein. »Ich wollte ja später Bescheid sagen, aber …«
    Mr. George hob abwehrend die Hand. »Das reicht jetzt wirklich. Und es ist wohl auch besser, wenn ich dich nicht nach dem Einbruch im Jenshaugvei frage.«
    »Aber woher weißt du …«
    Er seufzte und zeigte auf mein Gesicht. »Ich vermute, du wirst mir irgendwann sagen, woher du diese blauen Flecken hast?«
    Ich murmelte etwas über Birger Bay. Mr. George lächelte traurig. »Erik, die letzte Zeit war ganz schön hart für dich. Eine kleine Pause würde dir guttun. Ich habe mit Helgesen gesprochen und er ist bereit, dich in die Sportabteilung zu versetzen. Die brauchen gerade Leute, und du hast doch immer schon dahin gewollt, oder?«
    Das war genau das Angebot, auf das ich so lange gehofft hatte. Aber unter diesen Umständen hielt meine Freude sich in Grenzen.
    »Ja, ich verstehe ja, dass du keinen brauchen kannst, der unbedingt den Detektiv spielen will«, sagte ich und seufzte. »Und der noch dazu einfach umkippt, sowie er eine Leiche sieht.«
    »Daran gibt es nichts auszusetzen, Erik«, sagte Mr. George. »Habe ich dir von meiner ersten Mordreportage erzählt? Nicht? Na, die Leiche lag in einer Scheune unter einigen Säcken versteckt. Als die Polizei die Säcke wegnahm, sah ich das übel zugerichtete Gesicht des Opfers. Ich stürzte hinaus und übergab mich.«
    Er deutete ein Lächeln an. »Ich möchte dir noch eins anvertrauen: Nach all diesen Jahren gibt es noch immer eins, vor dem mir graust. Und zwar, dass der Redaktionssekretär sagt: Du übernimmst den Mord, Svendsen!«
    Mr. George beugt sich vor und streichelte unbeholfen meine Schulter.
    »Man wird das nie ganz los, weißt du, Erik. Und vielleicht ist das auch nur gut so.«
     
    Das Portrait
     
    Ich dachte gerade über meine neue Situation als Sportreporter nach, als Möbelhändler Agnaess hereinschaute.
    »Gut, dass du noch hier bist, Erfjord. Das ist heute morgen gekommen. Tut mir leid, aber ich hatte es total vergessen.«
    Er reichte mir ein ziemlich flaches viereckiges Päckchen. Es gab keinen Absender, auf das Packpapier war gekritzelt: »Erfjord. Arbeiderbladet«.
    »Wer hat das gebracht?«
    »Keine Ahnung. Das lehnte einfach plötzlich am Tresen.«
    Agnaess lächelte, zuckte mit den Schultern und verschwand.
    Ich schnitt den Bindfaden durch und riss das Papier weg. Das Päckchen enthielt ein kleines Gemälde von vielleicht 25 Quadratzentimetern. Es musste alt sein. Der breite Holzrahmen war wurmstichig und hatte keine Vergoldung oder Dekoration. Auf der Rückseite war die Leinwand von einer dunklen Furnierplatte versteckt, die mit vier kleinen Nägeln am Rahmen befestigt war. In Größe und Ausformung erinnerte das Bild an eine Ikone. Es stellte jedoch keine Heilige dar, sondern eine recht unschöne Dame mittleren Alters, die ein tief ausgeschnittenes blaues Kleid und einen albernen kleinen Federhut trug.
    Warum in aller Welt hatte irgendwer mir dieses Portrait geschickt?
    Ich saß noch überrascht mit dem Bild auf den Knien da, als mein Blick auf einen Zettel im Packpapier fiel. Es war eine Quittung aus dem Kunsthandel von A. M. Vik, Tordenskiolds gate 5, datiert vom 8. Januar.
    Ich wickelte das Bild wieder ein, klemmte es mir unter den Arm und ging los.
     
    Viks Laden entpuppte sich als identisch mit dem ehrwürdigen Kunsthandel Blomqvist, der den Besitzer gewechselt hatte. Er lag in einem seltsam tempelhaften zweistöckigen Haus, in dem nur das Erdgeschoss Fenster zur Straße hatte. Rechts vor einem geschwungenen und blankpolierten Mahagonitresen mit Rahmen und Passepartouts stand Anders M. Vik. Er war ein kleiner dicklicher Mann von Mitte fünfzig, der einen dunklen Anzug trug. Sowie er mich sah, zog er seine Manschetten einige Zoll aus seinen Jackenärmeln hervor und kam mit einem breiten Lächeln auf mich zu.
    »Und wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Ich nahm das Packpapier weg und legte das Bild auf den Tresen.
    »Dieses hier ist vor einiger Zeit bei Ihnen abgegeben worden.«
    Das Lächeln verschwand aus dem rötlichen Gesicht. »Nun ja, solche Informationen …«
    »Ich bin Journalist bei Arbeiderbladet«, sagte ich eilig. »Und es kann wichtig sein, den Besitzer ausfindig zu machen.«
    Nach

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