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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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würde.
    Mit einem Messinglineal deutete der Kapitän die Route an, die sie zwischen Hispaniola und der nordwestlich davon liegenden Insel Kuba nehmen würden, um so das südlich von Kuba liegende Jamaika zu erreichen. Von Jamaika aus sollte es dann nordwestlich durch den Canal de Yucatan in das jetzt »Golf von Mexiko« genannte Meer gehen, das zwischen Mexiko im Westen und Florida im Norden sowie Yucatan im Süden begrenzt wurde.
    Auf der Route zwischen Jamaika und dem Canal de Yucatan sah Amman Sachs zwei kleine Inseln eingezeichnet, die mit »Caymanes« beschriftet waren. Die Inseln lagen im offenen Meer, und der Fugger-Agent erinnerte sich, was ihm damals der Kapitän der
Flor de la Mar
gesagt hatte, als sie auf den Weg nach Veracruz waren: Dass immer wieder neue Inseln in der Karibischen See auftauchten. Auf den Karten der
Flor
waren die »Caymanes« noch nicht eingezeichnet gewesen, da war Sachs sicher.
    »Ja, das kann gut sein«, erläuterte nun der Kapitän der
Aviso
, als der Schweizer ihn nach den Caymanes fragte. »Es sollen nur zwei flache Eilande sein, ganz voller Schildkröten und Echsen. Schmackhaft, wenn man kein anderes Fleisch mehr hat. Aber das Wasser dort soll schlecht sein und die Vegetation nicht der Rede wert. Wegen der Schildkröten nannte man die beiden Inseln noch vor wenigen Jahren Islas de las Tortugas.«
    Amman Sachs wunderte sich. »Seit wann ist die Existenz der Caymanes denn bekannt?«
    Der Kapitän überlegte kurz. »Ich glaube, der große Kolumbus selbst hat sie auf einer seiner Rückreisen entdeckt. Das muss auf seiner letzten Reise gewesen sein, im Jahre des Herrn 1503.« Er kratzte sich kurz am Kopf, ehe er fortfuhr. »Diese flachen Felsen im Meer haben keinen anderen Nutzen, als für eine gut gefüllte Speisekammer zu sorgen. Solch einen wichtigen Stützpunkt, auch wenn er sonst keine strategische Bedeutung hat, behält man gerne für sich. Man weiß ja nie, wem eine Goldgaleone in die Hände fällt.« Der Kapitän blickte Sachs kurz in die Augen. »Da ist es gut, wenn auf den Karten nicht sämtliche Geheimnisse eingetragen sind. Eine große, wertvolle Galeone ist ja deutlich gefährdeter, in die Hände von Piraten zu fallen, als ein kleiner Kurierfahrer wie unsere
Aviso

    Plötzlich hatte Sachs eine Idee. »Gibt es viele solcher Inseln, die von den Kartographen
vergessen
wurden? Die ein Schiff ins Verderben reißen können, wenn der Kommandant nichts von ihrer Existenz weiß und eines Nachts an den Ufern Schiffbruch erleidet?«
    Der Kapitän zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. »Worauf wollt Ihr hinaus?«
    »Vor einiger Zeit ging ein Schiff meines Prinzipals auf der Überfahrt von Veracruz nach Lissabon in den Weiten des Atlantiks bei völlig ruhiger See verloren. Ein nachfolgendes Schiff entdeckte nur Trümmer im Meer. Aber vielleicht waren diese Trümmer gar nicht von dem vermissten Segler.«
    Der Kapitän überlegte. »Wo ungefähr wurde Euer Schiff das letzte Mal gesehen?«
    »Auf den Azoren. Östlich der Inseln wurden dann die Reste eines Schiffes im Wasser treibend gesichtet«, erklärte Sachs.
    Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Ich bin oft zwischen Lissabon und Vila do Porto auf der Azoreninsel Santa Maria hin und her gefahren. Dazwischen ist nichts. Und Ihr sagt, bei ruhiger See?« Der Kapitän verfiel in düsteres Schweigen.
    Schließlich stand er auf und holte aus einer Schrankklappe eine unförmige Flasche aus blasigem grünem Glas, in der eine dunkle Flüssigkeit schwappte, sowie zwei Zinnbecher. Dann schenkte er dem Fugger-Agenten und sich großzügig ein. Augenblicklich stieg Amman Sachs ein beißender Geruch in die Nase.
Aqua ardens
, wie er vermutete, »brennendes Wasser«. Branntwein.
    »Ein Seemann hört es nicht gerne, wenn von gescheiterten Kameraden die Rede ist. Trinkt. Die Franzosen nennen es Armagnac. Ich habe ihn in Bilbao bekommen, stets der nördliche Endpunkt meiner Reisen. Er ist sehr gut.«
    Der Fugger-Agent trank einen Schluck, und augenblicklich brannte ihm der ganze Mund bis tief in den Rachen und in den Hals hinein. Er hatte nur einen kleinen Schluck genippt; trotzdem brannte es wie Feuer an seinem Gaumen. Sachs hustete und keuchte und hielt sich den Leib.
    »Was für ein Teufelszeug«, stieß er hervor.
    Der Kapitän trank einen großen Schluck, ohne eine Miene zu verziehen. Nur ein wenig Luft sog er durch die Mundwinkel ein. »Ja, Ihr habt recht. Deshalb ist es genau das Richtige, um Kameraden zu gedenken, die wahrscheinlich zur

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