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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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für ihn ein schmerzhaft anziehendes Mysterium. Doch wie bei allen Mysterien, war diese Anziehungskraft auf den Unwissenden schier überwältigend.
    Der Fugger-Agent gestand sich zum ersten Mal ein, dass er diese Frau aus tiefstem Herzen liebte und mit jeder Faser seines Körpers begehrte.

20.
    Die weitere Reise über den Atlantik verlief ohne besondere Höhepunkte. Der planmäßige Aufenthalt auf der Insel Madeira dauerte nur zwei Tage, in denen offensichtlich wichtige Schriftstücke das Schiff verließen und neue an Bord gebracht wurden. Zudem füllte man die Vorräte an Lebensmitteln und Wasser noch einmal auf. Auch ein neuer Passagier richtete sich für den bevorstehenden größeren Teil der Überfahrt auf der
Aviso
ein: Ein Jesuitenpater, José de Acosta genannt, der mit erstaunlich großem Gepäck unterwegs war, wie Amman Sachs befand. Es schien, als brächte der Mann, der in Sachs’ Alter sein musste, die Ausstattung für einen ganzen Kirchenbau mit an Bord. Fast einen vollen Tag sollte es dauern, bis sämtliche Kisten und Bündel, die der Geistliche mit sich führte, sicher verstaut waren.
    Das Wetter blieb dem gesamten Verlauf der weiteren Reise über günstig. Der Kapitän erklärte Sachs bei einem ihrer vielen Gespräche, dass in diesem Jahr der Wind, den die Portugiesen »Passar« nannten, sie ungewöhnlich weit im Norden erfasst habe. Eigentlich hätten sie noch viel weiter südwärts segeln müssen, fast bis zu den »grünes Kap« genannten Inseln – auf Portugiesisch nannte man sie »Cap Verden« –, um diesen günstigen Wind zu erreichen. Bei ihrer Geschwindigkeit rechnete er mit einer Fahrt von dreißig, höchstens vierzig Tagen, bis sie wieder Land sehen würden.
    Da die Winde bei der Überfahrt so außergewöhnlich günstig seien und sie auf nördlicherem Kurs führen als gewöhnlich bei einer Fahrt in die Neue Welt, erklärte der Kapitän weiter, überlege er, ihre Route jenseits der Insel Hispaniola zu ändern und nicht, wie geplant, erst Nombre de Dios und dann Veracruz anzulaufen, sondern die Reihenfolge umzukehren. Dann würde er auch den auf Madeira zugestiegenen Priester früher los sein; denn der Mann müsse im Hafen von Santiago de la Vega auf der Insel Jamaika von Bord.
    Als der Fugger-Agent, ohne groß darüber nachzudenken, den Kapitän fragte, was denn so schlimm mit dem Geistlichen sei, dass er ihn schnellstmöglich vom Schiff haben wollte, zwinkerte der Seemann ihm zu. »Er nimmt zu viel Platz weg«, sagte er nur. Und Amman Sachs erinnerte sich, dass spanische Kapitäne ihr Kommando ja bezahlen mussten und nur den Schmuggel hatten, um ihre Ausgaben wieder hereinzuholen. Der Fugger-Agent war überrascht, dass diese Praxis offensichtlich auch für die Depeschenboote galt. Und er war froh, dass er mit wenig mehr als dem unterwegs war, was er stets bei sich trug.
    Am zweiunddreißigsten Tag nach ihrer Abfahrt von Madeira kam tatsächlich backbord Land in Sicht. Und nach den ersten freudigen Ausrufen der Mannschaft erklärte der Kapitän nicht ohne Stolz, dass sie tatsächlich Hispaniola erreicht hätten, das alte »Hayti Sive Spaniola«. Er hätte die Insel an ihrer Silhouette erkannt. Doch da die Vorräte noch gut waren, verkündete er, dass man Hispaniola nicht direkt ansteuern, sondern nördlich passieren werde.
    Als sich später ergab, dass Amman Sachs und der Kapitän nebeneinander vom Schiff aus zu dem in einiger Entfernung vorbeiziehendem Land hinüberschauten, erklärte der Seemann, dass die alte Siedlung La Isabela im Norden der Insel schon lange aufgegeben worden sei. Der neue Hauptort, La Nueva Isabela, liege nun im Süden. Doch dafür extra um das große Eiland herumzusegeln, würde zu viel Zeit kosten. Außerdem sei das Land immer noch nicht sicher. Es gebe dort noch viele Indios und Cimarrones, entlaufene Sklaven, die sich in den Bergen und Wäldern verschanzt hätten. Deshalb sei es sehr gefährlich, irgendwo auf Hispaniola an Land zu gehen.
    Der Kapitän lud den Fugger-Agenten zu sich in seine Kajüte ein. Dort nahm er eine große Pergamentrolle von einem Bord und entrollte sie auf dem Kartentisch. Sachs sah, dass es eine kunstvoll gearbeitete Karte der bekannten Neuen Welt war. Der Kapitän zeigte auf den Umriss von Hispaniola und das in seine Grenzen eingemalte Profil des Gebirges, das sie vom Deck aus gesehen hatten. Sachs entdeckte, dass zu jeder eingezeichneten Landmasse die Silhouette und Geländemarken aufgemalt waren, die man von einem Schiff aus sehen

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