Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
Vom Netzwerk:
Verhältnis von Längs- und Querachse eines Schiffes. Und unsere Schiffbauer haben die ideale Formel für das schnellste Schiff der Welt gefunden.«
    Amman Sachs musste an seine Beobachtungen im Hafen von Lissabon denken, als er die
Aviso
mit der neben ihr liegenden alten Karacke verglichen hatten. Er wusste, dass Drake die Wahrheit sagte.
    »Ich habe schon seit unserer gemeinsamen Überfahrt von London nach Brügge die größte Hochachtung vor Euch und Euren neuen Techniken«, schmeichelte Sachs seinem Gastgeber. »Allein, wie Ihr Eure Geschwindigkeit messt und die Robustheit Eures Schiffes richtig einschätzen könnt. Die Navigatoren, die ich vor Euch kennen gelernt habe, waren umsichtige Menschen. Ihr aber seid ein wagemutiger Draufgänger, der sich seiner Sache sicher ist. Aber wie habt Ihr uns gefunden? Was ist Euer Geheimnis?«
    Der Fugger-Agent war nicht sicher, ob Drake seine Strategie durchschaute oder ob die Eitelkeit tatsächlich die Achillesferse des Engländers war.
    Drake begann jetzt ebenfalls zu essen. »Ich habe den Atlantik in meinem Leben mittlerweile sechsmal nach West wie nach Ost überquert. Ich war unmittelbar nach Euch in Lissabon und habe Eure Abfahrt nur um Stunden verpasst. Da es wahrscheinlich war, dass Ihr Madeira ansteuert, wie jedes spanische Schiff zu dieser Jahreszeit, um günstigen Wind zu finden, war für mich klar, dass es eine Chance gab, Euch genau dort zu überholen. Wir mussten nur den gleichen Wind nutzen wie Ihr und an der erst besten schmalen Stelle, durch die Ihr fahren würdet, auf Euch warten. Das war zwischen Hispaniola und Kuba. Der Sturm war Zufall, aber da Ihr auch schon Lissabon bei Nacht verlassen hattet, war klar, dass wir auch des Nachts nach Euch Ausschau halten mussten. Welches Glück für uns, dass Ihr uns ein Signallicht gehisst habt, das sogar in dem Orkan nicht verlöschen konnte. Den Rest der Geschichte kennt Ihr ja.«
    Der Engländer zeigte das überhebliche Lächeln eines Siegers.
    Doch Amman Sachs war ehrlich beeindruckt. »Ihr seid wirklich ein Meister, Drake. Ein Zauberer. Und Ihr besitzt ein bemerkenswertes Schiff, das wie eine spanische Fregata ausschaut, aber doch ein englisches Waffenschiff ist. Und das eine doppelte Schiffswand besitzt, wie ich entdeckt habe. Der ganze Aufwand wegen eines unbedeutenden Handelsagenten aus Augsburg?«
    Drake trank einen großen Schluck Wein. »Denkt nach, Sachs. Ihr kennt jetzt Francis Drake, kennt ihn persönlich. Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, was dieser Francis Drake mit einem Schiff zu leisten vermag . . . mit
seinem
Schiff.« Der Engländer machte eine Pause und lehnte sich im Stuhl zurück. »Ist Euch noch nicht aufgefallen, dass der Name
Drake
auf Spanisch wie ›El Draque‹ klingt? Drake, der Drache. Ich bin die Apokalypse für die spanische Flotte! Ich werde ihre Vernichtung sein!« Der Engländer redete immer lauter. Dann aber lehnte er sich vor, stützte sich auf dem Tisch ab und sprach ganz leise: »Und ich habe bereits bewiesen, dass ich diese Apokalypse bin. Ich habe es häufiger bewiesen, als Ihr es noch zu glauben wagt, Hohensax!«
    Mit einem Ruck warf Drake sich wieder in den Stuhl zurück; dann nahm er mit dem ausgestreckten Arm einen Apfel vom Tisch und biss von ihm ab.
    Sachs fragte sich, ob Drake den Verstand verloren hatte. Oder war es er selber? Weil er nicht verstand, was hier eigentlich vor sich ging? Francis Drake, die Apokalypse der spanischen Flotte? Drake hatte ihm in London erzählt, dass er der Mann war, der die Festung San Juan de Ulúa im Hafen von Veracruz in Mexiko überfallen hatte. Nun hatte er auch vom Überfall auf eine spanische Karawane in Panama berichtet. Amman Sachs dämmerte allmählich, dass jeder Überfall eines Engländers auf Spanier in den letzten Jahren irgendetwas mit dem Mann ihm gegenüber zu tun haben musste.
    »Ihr wart es, der Nombre de Dios verwüstet hat, nicht wahr?«
    Der Angesprochene lächelte und aß weiter von seinem Apfel. »Nur weiter, mein Freund. Endlich seid Ihr auf dem richtigen Weg der Erkenntnis! Ich habe Euch schon einmal ermahnt, Ihr solltet Euch besser über die Leute informieren, mit denen Ihr zu tun habt. Wissen ist alles!«
    Als er selbst den Namen Nombre de Dios erwähnte, fiel Sachs seine Begegnung mit dem Namensvetter Drakes, Francis Walsingham, in diesem fiebrigen Sumpfloch ein. In dem Fugger-Agenten stieg ein alter Verdacht wieder auf, wie sich alle seine offenen Fragen schlüssig zu einer alles erklärenden Antwort verbinden

Weitere Kostenlose Bücher