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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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unglücklichen Menschen . . . all die armen Seelen . . .
    Und ihn, Amman Sachs, hatten sie einfach benutzt, da es für sie egal war, wenn man ihn und seinen Ruf bei dieser von vornherein zum Scheitern verurteilten Mission vernichtete. Er war das Bauernopfer, mit dem der Einstieg in das Englandgeschäft besiegelt werden sollte. Doch wie hatte Walsingham gerade gesagt? »Es hat nicht funktioniert!« Der Betrüger war betrogen worden, von seinem unehrlichen Kumpan, der sich nie wirklich mit seinem Galgenbruder gemein gemacht, sondern die ganze Zeit auf eigene Rechnung agiert hatte.
    Führen uns die Fugger zum unglaublich reichen Goldschiff der Spanier?, werden die Briten sich gedacht haben. Wunderbar! Und als sie dann das Gold an sich gebracht und alle Zeugen beseitigt hatten, haben sie sich wieder von ihrem vorübergehenden Geschäftspartner getrennt, nach dem Motto: Danke für den einträglichen Tipp, aber den Rest schaffen wir allein.
    Und die Fugger standen mit leeren Händen da.
    Deshalb, überlegte Amman Sachs, dieses abermals falsche Spiel mit ihm und Gemma in London. Auch das war nur eine elende Farce gewesen, die den Engländern einen Vorwand liefern sollte, den Fugger aus Britannien zu verjagen – und damit jeden ehrgeizigen Augsburger Kaufmann, der im Königreich Elisabeths Geschäfte zu machen hoffte. Und wieder war er, Amman Sachs, der Sündenbock, der die angebliche Schuld auf sich ziehen sollte. Dabei war alles ein abgekartetes Spiel!
    »Ja«, riss Walsingham den Schweizer aus seinen Überlegungen, »es kann niederschmetternd sein, wenn man erkennen muss, wie viel man seinen Herren wirklich wert ist. Glaubt mir, Meister Hohensax, ich weiß, wie Ihr Euch in diesem Moment fühlt. Aber ich bin noch nicht am Ende. Ein paar Schrecken habe ich schon noch für Euch parat . . .«
    Amman Sachs erstarrte. Sollte es tatsächlich noch weitere Abscheulichkeiten geben, die andere mit ihm getrieben hatten, ohne dass er eine Ahnung davon gehabt hatte?
    »Was kann schrecklicher sein, als von der Hand, die einen ernähren soll, in einen Abgrund gestoßen zu werden? Die Fugger haben mich für einen vorübergehenden Profit verkauft – eigentlich nicht einmal das: Nur für die Möglichkeit eines hübschen Gewinns haben sie mich ins Verderben gestürzt! Was sollte mich noch tiefer verletzten können?«
    Walsingham Gesicht schien zu versteinern oder in einer kalten Frostnacht einzufrieren, als er erwiderte: »Ich sagte Euch eingangs, dass Drake Euch nur die halbe Wahrheit über das Komplott anvertraut hat . . .«
    Sachs starrte ihn an. »Und? Was habt Ihr mir noch zu sagen? Nur heraus damit! Ich bin eh schon für mein Leben verdorben.«
    Auf Walsinghams Lippen lag der Hauch eines Lächelns. »Drake wollte damit vor allem Euren Preis in die Höhe treiben. Denn er hat erreicht, dass jetzt drei Parteien um Euren Kopf buhlen und gegenseitig den Preis für Euer Leben in die Höhe treiben. Die einen, um zu erfahren, was Ihr über das Geheimnis der Rosenobel zu berichten habt. Die anderen – einschließlich meiner Königin –, um zu verhindern, dass Ihr dieses Geheimnis der falschen Seite preisgebt. Ich glaube nicht, Sachs, dass Ihr derzeit eine Chance habt, dieses mörderische Feilschen zu überleben . . .«

24.
    Plötzlicher Lärm auf dem Hauptdeck unterbrach das Gespräch in der Kapitänskajüte. Amman Sachs und Francis Walsingham hörten die Männer der Besatzung über Deck trampeln und johlen, als wäre von einem Augenblick zum anderen eine wilde Feier im Gang. Doch von dem Getöse ging auch eine spürbare Feindlichkeit aus wie von einem derben Schabernack. Pure Fröhlichkeit jedenfalls war es nicht, was die beiden Männer an dem gedeckten Tisch vernahmen.
    Walsingham war es, der schließlich aufstand, um dem Ursprung der Heiterkeit auf den Grund zu gehen. Der Fugger-Agent folgte ihm nach kurzem Zögern.
    Auf dem Deck zwischen Hauptmast und Besanmast, wo normalerweise während einer Reise das Beiboot und die Gig des Kapitäns nebeneinander festgebunden waren, standen die Seeleute in einem Kreis und verhöhnten einen nackten Mann in ihrer Mitte, der ängstlich seine Scham zu verstecken versuchte. Die Matrosen schubsten den Bedauernswerten hin und her, stichelten ihn mit ihren Messern oder versuchten ihn mit ihren Säbeln in den Unterleib zu stechen.
    Amman Sachs sah sofort, dass es der Pater war, José de Acosta, der auf Madeira an Bord der
Aviso
gekommen war. Sachs wollte ihm sofort zur Hilfe eilen, doch Walsingham hielt ihn

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