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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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die Besatzung der Goldgaleone so undenkbar gewesen sein, so weit weg von der Wirklichkeit, dass sie ahnungslos ins Verderben gesteuert waren.
    Und die Engländer hatten gut daran getan, keinen Zeugen dieses Frevels am Leben zu lassen, war dieser Überfall doch der Bruch eines frischen Friedensvertrages zwischen England und Spanien. Und er offenbarte jedem Feind Englands das Draufgängertum und das sagenhafte seemännische Geschick dieses bisher unterschätzten Landes. Doch dieser Francis Drake wollte nicht länger unterschätzt werden. Er wollte den Ruhm, der ihm zustand. Und nachdem er gewissermaßen im Alleingang mit seinem Schurkenstreich die Kriegskasse seines Landes gefüllt hatte, empfand er es als maßlose Demütigung und Herabsetzung, dass er zum Dank lediglich Söldner vom Festland auf die britischen Inseln hatte befördern sollen.
    Denn größer noch als sein Wagemut war bei Drake wohl der Ehrgeiz. Alle Welt sollte erfahren, wer er war und was er dank seines Willens und seiner Erfahrung als Seefahrer ausrichten konnte. Und Amman Sachs hatte selbst am eigenen Leib jetzt mehrmals erfahren, was dieser »Drache« alles zu leisten in der Lage war. Er, Sachs, sollte nun das Werkzeug sein, das Drakes Ruhm bei seinen Feinden mehren würde. Und Drake, dieser durchtriebene Halunke, ließ seine Feinde auch noch ein Lösegeld dafür zahlen, dass sie von seinen Taten erfuhren.
    Wieder im Lager von Pedro’s Pinnacles berichtete Amman Sachs Gemma von seinem Gespräch mit Drake. Sie teilte sein Entsetzen über die unfassbare Intrige, zu deren Teil sie beide ohne Absicht geworden waren. Sie beratschlagten leise, ob es für Amman Sachs die Möglichkeit gab, aus diesem verhängnisvollen Strudel der Ereignisse herauszukommen. Doch so sehr sie sich auch ihre Situation und die sich daraus ergebenden Konsequenzen ausmalten – es schien kein Entrinnen vor dem weiteren Unheil zu geben, das auf Sachs zukam.
    Am nächsten Morgen hatte die
Falcon
ihren Liegeplatz vor Pedro’s Pinnacles verlassen. Wohin sie fahren würde, war für die Geiseln nicht zu erfahren, doch vermuteten Sachs und seine Gefährten, dass die Reise wohl mit den Lösegeldverhandlungen zu tun hatte und dass Drake sich irgendwo mit einem spanischen Unterhändler treffen wollte, um die Bedingungen für eine Auslieferung seiner Geiseln festzulegen. Der Kapitän der
Aviso
tippte, dass die Gespräche wahrscheinlich in der Stadt Havanna auf der Insel Fernandina, mittlerweile Kuba genannt, stattfinden würden. Havanna sei schließlich der Sammelplatz der großen spanischen Flotten und Sitz der meisten spanischen Repräsentanten, da dank einer nahen Pechquelle und gewaltiger Holzvorräte in den dichten Wäldern dort exzellente Bootsbauer verfügbar waren. Wer eine weite Reise mit einem Schiff hinter sich hatte, war dort am richtigen Platz. Und an einem solchen Ort würde auch jede Nachricht und jede Information ihren Adressaten finden.
    Nach einer guten Woche kehrte die
Falcon
von ihrer Fahrt zurück. Und sie sollte an Bord eine Überraschung für Amman Sachs bereithalten: Noch am Abend ihrer Ankunft wurde der Fugger-Agent abermals zu einem Gastmahl in die Kajüte von Francis Drake gebeten. Wieder war für drei Personen gedeckt, doch diesmal war der dritte Platz am erneut reichlich gedeckten Tisch nicht unbesetzt. Ein Sachs bereits guter Bekannter hatte es sich dort bequem gemacht und lächelte dem Schweizer freundlich entgegen, als dieser von Drakes Matrosen hereingeführt wurde. El Draque selbst stand an den bleigefassten Fenstern seiner Kabine und schaute durch das wellige Glas nachdenklich hinaus aufs Meer.
    »Walsingham!«, entfuhr es Sachs beim Anblick des unerwarteten Gastes an der Tafel. Seine Überraschung war echt. Aber auch sein Misstrauen war sofort geweckt. Was hatte nun auch noch dieser hochrangige Engländer hier am Ende der bekannten Welt zu suchen?
    Francis Walsingham machte keine Anstalten, von seinem Platz aufzustehen und Sachs bei einer Begrüßung die übliche Ehre zu erweisen. Und Sachs spürte auch die Spannung, die zwischen Walsingham und Drake zu bestehen schien. Es hatte wohl einen Streit oder zumindest eine Auseinandersetzung zwischen den beiden Engländern gegeben, bevor er den Raum betreten hatte.
    Sachs bemerkte, dass es offenbar Kontroversen zwischen den beiden Männern gab, und überlegte, ob er einen Vorteil daraus ziehen konnte. Aber dann musste er erst einmal herausbekommen, welche Funktion Walsingham hier ausübte. Sachs glaubte nicht,

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