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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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Aufwartung, um sich zu bedanken und zu verabschieden. Doch zu seiner Überraschung war der Spanier nicht allein: Ein Mann mit kurzen dunklen Haaren, schwarzen Augen und heller, beinahe weißer Haut stand bei Hörl an dessen Schreibpult.
    »Oh, verzeiht. Ich dachte, Ihr wärt allein, Meister Hörl.« Wieder war Sachs ohne anzuklopfen ins Kontor eingetreten und wurde sich seiner groben Unhöflichkeit mit einem Mal bewusst.
    Eine Pause entstand, in der Sachs und der Fremde einander aufmerksam und misstrauisch musterten. Hernando Hörl seinerseits machte keine Anstalten, seine beiden Gäste einander vorzustellen.
    Schließlich sprach der Fremde als Erster.
    »Die Sonne wird niemals untergehen im Reiche Karls des Fünften.«
    Amman Sachs bemerkte einen fremden Akzent, den er aber nicht gleich einzuordnen verstand. Der Fremde, in teure spanische Tücher gewandet, war zweifellos ein Edelmann. Und wenngleich er offenbar Ausländer war, kannte er die geheime Parole der Fugger. Sachs hatte nicht die leiseste Ahnung, wer dieser Mann sein konnte.
    »Möge dieses Glück auch seinen Nachkommen stets beschieden sein.« Der Fugger-Agent hätte vor Überraschung beinahe vergessen, auf die verabredete Losung zu antworten. »Wer seid Ihr, Herr?«
    Ein feines Lächeln spielte um die Lippen des Angesprochenen.
    »Sagen wir, ein Freund. Was bedeuten schon Namen zwischen zwei Männern, die in der Kleidung fremder Länder reisen müssen, nicht wahr?«
    Sachs stutzte. Dieses nachgeschobene »Nicht wahr« kam ihm bekannt vor. »Ihr solltet an einem Ort wie diesem äußerste Vorsicht walten lassen«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass die Einwohner von Nombre de Dios sehr gut auf Engländer zu sprechen sind . . .«
    Das Lächeln des Fremden wurde noch intensiver.
    »Glaubt Ihr?«, erwiderte er. »Nun, die Engelländer dürften hier mindestens so beliebt sein wie die von einer feindlichen großen Kaufmannschaft bezahlten Söldner des Heiligen Stuhls. Zumal solche, die beim Heiligen Vater längst in Ungnade gefallen sind, nicht wahr?« Der Fremde lachte leise. »Wobei solche unheiligen heiligen Krieger gerade hier, am Ende der Welt, genau am richtigen Ort sind – wo doch dem missglückten Angriff der angeblichen Engländer auf Nombre de Dios einige seltsame, für die hiesige Obrigkeit jedoch erfreuliche Todesfälle folgten, die man den Angreifern in die Schuhe schieben konnte, die längst mit ihrem verwundeten Anführer geflüchtet sind.«
    Sachs glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.
    »Ja, die Welt ist ein verruchter Ort, mein Freund, voller Pest und Schwefel. Und Nombre de Dios ist die Hauptstadt dieser Hölle«, fuhr der Unbekannte fort. »Aber ich halte die Herren offensichtlich auf. Meister Hörl . . .« Der Engländer nickte dem Spanier zu, eher er vor Amman Sachs hintrat und diesem aus nächster Nähe fest in die Augen sah. »Herr von Hohensax? Es hat mich gefreut, Euch kennen zu lernen.« Er lächelte. »Wir werden uns ganz bestimmt wiedersehen.« Damit nickte der Fremde auch Sachs zu, ging an ihm vorbei aus dem Raum und verließ das Haus, wie der dumpfe Klang der Tür verriet, als der seltsame Mann sie hinter sich zuschlug.
    »Wer war das, Meister Hörl?« Sachs konnte seine Neugier nicht mehr zügeln.
    Der Kaufmann, der noch immer hinter seinem Schreibpult stand, blickte ihn nachdenklich an. »Das kann und darf ich Euch leider nicht sagen. Aber Ihr habt es ja gehört – auch er kennt die Parole. Zwanzig, dreißig Jahre gab es keinen Fugger in diesen Breitengraden, und jetzt geht es hier zu wie in einem Taubenschlag.«
    Der Spanier klang ehrlich bestürzt, sodass Sachs nicht weiter nachbohrte, um vielleicht doch noch den Grund für die Anwesenheit des Engländers zu erfahren. Stattdessen bedankte er sich, wie er es ursprünglich geplant hatte, bei Hörl für die geleistete Arbeit und entschuldigte sich für die Mühen und die zusätzlichen Gefahren, die sein Auftauchen für den Spanier in deutschen Diensten zweifellos bedeuteten.
    Am nächsten Tag, im ersten Morgengrauen, wurden auf der Galeone endlich die riesigen Segel mit den Kreuz der Christusritter in den Wind gezogen, und auch das halbe Dutzend anderer Schiffe machte sich zur Abfahrt bereit. Langsam setzte sich der Tross, nahezu unbemerkt von dem größtenteils noch schlafenden Nombre de Dios, nach Norden in Bewegung. Der Konvoi, in dessen Mitte die
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als Flaggschiff segelte, hielt sich während der darauffolgenden Tage bei günstigem Wind aus Südost stets in

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