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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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aufnahmen, um zugleich gegen die Franzosen und die Türken Krieg um die Vormachtstellung in Europa führen zu können.
    Tatsächlich hatten die Fugger auch in diese überseeische Unternehmung investiert; sie hatten drei große Flotten ausgerüstet und in die Neue Welt geschickt. Doch Karl hinterging die Fugger und schloss zeitgleich eine Vereinbarung mit dem Konquistador Francisco Pizarro Gonza´lez, der den Fuggern zuvorkam und das bis dahin nur gerüchteweise bekannte Reich der Inkas an der Westküste Südamerikas im Handstreich unterwarf, unterjochte und unter seinen Halbbrüdern und Getreuen aufteilte.
    Die Fugger blieben letztlich auf den immensen Kosten für ihr Amerika-Abenteuer sitzen und zogen sich zumindest offiziell aus den spanischen Kolonien zurück. Doch es konnte immer von großem Nutzen sein, wenigstens die inoffiziellen und informellen Verbindungen aufrechtzuerhalten – und das taten die Fugger denn auch, wobei Amman Sachs seine stille Bewunderung nicht verleugnen konnte, dass die Magie dieser mächtigen Handelsfamilie auch nach so vielen Jahren und an einem gottverlassenen Ort wie Nombre de Dios noch so eindrucksvoll wirkte.
    Amman Sachs fixierte sein Gegenüber.
    »Ihr seid Hernando Hörl, nicht wahr?«, sagte er. »Ein Sohn des Veit Hörl aus seiner Zeit als Fuggerfaktor am spanischen Hof. Ich freue mich, Euch persönlich kennen lernen zu dürfen. Es gäbe bestimmt tausend Dinge, die ich von Euch gern über Euren berühmten Vater erfahren würde. Aber meine Zeit drängt, wie Ihr Euch denken könnt.«
    »Wer seid Ihr, Herr? Und was wollt Ihr hier, um Gottes willen? Die Fugger sind an diesem Ort alles andere als gern gesehen. Ich zittere jeden Tag, dass man meine wahre Herkunft enthüllen könnte.«
    Sachs ahnte, dass er die Personifizierung sämtlicher Albträume dieses Mannes darstellen musste, eine Heimsuchung aus einer längst erloschen geglaubten Vergangenheit. Und doch konnte er keine Rücksicht nehmen auf die Ängste dieses geheimen Faktors in den Reihen der gegnerischen Kaufmannszunft.
    »Ihr habt meinen Namen und meine offizielle Mission bestimmt schon vom hiesigen Gouverneur erfahren, ist es nicht so?«
    Das Gesicht des Faktors wurde noch bleicher. »Der Schweizgardist! Ihr tragt eine Maske!«
    Dem Agenten der Fugger kam die Situation allmählich albern vor.
    »Natürlich! Und wie Ihr wohl ahnen könnt, stehe ich unter ständiger Beobachtung. Deshalb brauche ich Eure Hilfe. Ihr wisst, dass der größte Teil des Vermögens Eurer Familie in der Obhut der Fugger liegt; also erwägt gar nicht erst, ein doppeltes Spiel zu treiben. Es wäre nur zu Eurem und Eurer Angehörigen Nachteil.«
    Wieder schluckte der Spanier.
    »Gut«, fuhr Amman Sachs fort. »Ich denke, wir verstehen uns jetzt. Ich habe hier eine Order von Seiner Majestät König Philipp.« Der Agent übergab dem anderen Mann ein gefaltetes Pergament, das er aus einem Futteral unter seinem Mantel hervorgeholt hatte. »Wie Ihr seht, ist es in Gold gesiegelt. Damit dürfte an der Echtheit kein Zweifel bestehen. Lest es.«
    Ungläubig nahm Hernando Hörl das Dokument entgegen und begann es aufmerksam zu studieren. Sachs selber kannte den Inhalt des Schriftstücks nur zu gut, bildete es doch gleichsam den Kern seiner Mission. Es war der geheime Befehl des spanischen Königs, umgehend eine der Galeonen der vor Nombre de Dios ankernden Flotte mit einer Hand voll Begleitschiffen fertig auszurüsten und unter größter Geheimhaltung auf den Weg nach Veracruz zu entsenden, den Haupthafen der Spanier in Mexiko, westlich der Halbinsel von Yucatan. Sachs selbst konnte diesen Befehl nicht der Kommandantur von Nombre de Dios übergeben; zu groß die Gefahr, dass der Gouverneur oder einer der Kapitäne misstrauisch wurde und das Vorhaben sabotierte. Immerhin hielt man Sachs für einen Repräsentanten Roms, und als solcher war er mindestens so gefürchtet wie die Heilige Inquisition. Und den Befehl zu verbrennen und das Siegel einzuschmelzen war für die hiesige Obrigkeit ein Leichtes, wie Amman Sachs wusste, um auf diese Weise zu verhindern, dass Kirche und Krone sich zu sehr in die gut gehenden Geschäfte hier einmischten.
    »Man wird mir nicht glauben«, hörte Amman Sachs den Spanier nach einer ganzen Weile mit trockener Stimme sagen.
    »Man wird dem goldenen Siegel des Königs glauben, mein Freund. Das reicht. Aber beeilt Euch. Unsere kostbare Fracht darf nicht zu lange warten, sonst wird der Vizekönig von Neuspanien darauf aufmerksam. Und auch

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