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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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zwar, als er in den Wäldern auf den immer deutlicher ansteigenden Hügeln, die nun die Ufer des Tejo markierten, eine stark befestigte Stadt erkannte. Eine hohe Burg thronte geradezu auf einem der Hügel und überblickte das lichte Flusstal.
    »Ist das nicht Santarém?«, fragte er den Spanier, als er sich an diesen Ort erinnerte, der zu Zeiten der Reconquista, der christlichen Rückeroberung der iberischen Halbinsel von den Mauren, heftig umkämpft war. »Und der Königspalast Portas do Sol?« Aber die Kutschführer machten keine Anstalten, ihr wuchtiges Gefährt zu diesem Ort hinaufzuführen, woraus Amman Sachs schloss, dass der spanische König auch hier nicht seinen Aufenthalt gesucht hatte.
    Eine weitere halbe Tagesreise nach Santarém bemerkte der Fugger-Agent durch die Fensterluken, dass sie sich nun mehr und mehr vom Fluss und dem Marschland entfernten. Die Fahrt wurde ruckiger, da es nun stärker bergauf ging, hinein ins Landesinnere.
    Amman Sachs sah zunehmend dichtere Pinien- und Korkeichenwälder; der Fahrdamm wurde schmaler und die Arbeit der Pferde auch für die Insassen der Kutsche spürbar mühseliger. Mehr und mehr zermarterte Sachs sich den Kopf, wohin nun hier, im Nirgendwo, die Reise führen sollte. Einen angemessenen Ort für einen königlichen Hof kannte er in dieser immer rauer werdenden Wildnis beim besten Willen nicht. Und der verschlossene Escobar machte auch weiterhin keine Anstalten, ihm die erhoffte Aufklärung zu geben.
    Als sie einen besonders dichten Waldabschnitt passiert hatten und die Landschaft wieder etwas weiter wurde, entdeckte Amman Sachs einen neuen kleinen Flusslauf als ihren Begleiter, an dessen Ufer sich ihr immer dürftiger werdende Pfad weiter ins Hügelland hinaufschlängelte. An einer der vielen Wegbiegungen, die der kleine Zug dabei zu bewältigen hatte, bekam Amman Sachs für einen Moment freien Blick auf das vor ihnen liegende, nun wieder sanft ansteigende Flusstal – und entdeckte an dessen scheinbarem Ende auf einem hohen Felssporn eine schier unglaublich mächtige, zinnenbewehrte Befestigungsmauer, hinter der ein noch eindrucksvollerer Burgfried emporragte. Die gewaltige Festung schien aus einem hellen Sandstein gebaut. Der Fugger-Agent hatte nicht die leiseste Ahnung, um welchen Bau es sich bei dieser Festung handeln konnte.
    »Ist das unser Ziel?«, fragte er schließlich den immer noch entspannt dasitzenden Cancellarius, als der kolossale Anblick mit der nächsten Biegung, die der Weg ihrer Kutsche nahm, aus seinem Blickfeld verschwunden war.
    »Oh ja«, antwortete der Angesprochene. »Zwei Tagesreisen, wie ich es Euch gesagt hatte. Wenn wir Glück haben, werden wir es noch bis vor Sonnenuntergang hinauf zur Burg geschafft haben.«
    Amman Sachs war die Frage unangenehm, aber er mochte auch nicht länger im Ungewissen bleiben: »Dann sagt doch bitte endlich, wo wir sind. Eine solche mächtige Burg . . . wie kann es sein, dass ich noch nie davon gehört habe?«
    Der Spanier schaute den Schweizer nachdenklich an. »Ihr wisst wirklich nicht, an welchem Ort wir hier sind? So lassen sich in unserer immer kleineren Welt solch große Geheimnisse doch noch verbergen! Also gut, es ist noch ein Stück Weges, das wir vor uns haben, mein Freund. Dann will ich Euch enthüllen, welche Bewandtnis es mit der Burg hat, zu der wir gleich hinauffahren werden.
    Unser Ziel ist das Convento da Ordem de Cristo, die Klosterburg und Residenz der Christusritter. Und der Ort zu Füßen der Festung heißt Tomar. Ein bemerkenswerter Ort, wie Ihr sicher sehr bald sehen werdet.«
    Amman Sachs spürte, wie sein Mund trocken wurde.
    »Die Kreuzritterburg!«, stieß er hervor.
    Konnte das sein? Durfte das sein?
    Er hatte von diesem Ort gehört. Legenden, Mythen – nicht mehr. Ein verborgener Ort der Geheimnisse sollte die Kreuzritterburg sein; zumindest raunte man sich das allenfalls zu. Offen auszusprechen, dass es diesen Ort tatsächlich gab, wagte keiner. Zumindest war es während seiner Zeit bei der Schweizergarde so gewesen, wurde der Fugger-Agent sich bewusst. Da flüsterte man sich allenfalls nach Dienstende in der Taverne aufgeschnappte Geschichten über diesen von der Welt entrückten Ort zu, der nicht real sein konnte, den es gar nicht geben durfte. Weil er tabu war. Weil es die Grenzen des christlich und sittlich Erlaubten überschreiten würde, sollte dieser Ort tatsächlich existieren.
    Es war ein Bollwerk des geheimen Wissens des Abend- und Morgenlandes, wenn die Gerüchte auch

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