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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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Erben Anton Fuggers noch auf Gegenseitigkeit? Wenn de Alcácer die Wahrheit sagte, ganz sicher nicht.
    Doch Amman Sachs wusste, dass er seinen einmal eingeschlagenen Weg nicht ohne Schaden wieder verlassen konnte.
    »Alcácer, Ihr wisst, dass Rom um einiges älter ist als Augsburg. Und auch wenn es manchmal anders aussehen mag – die Macht Roms reicht noch sehr viel weiter als die der Fugger. Glaubt Ihr ernsthaft, Ihr könnt es mit der Heiligen Inquisition aufnehmen? Als kleiner Faktor am Rand des alten Abendlandes? Also, sprecht. Was geht da vor, von dem Ihr wisst – und von dem ich wissen sollte? Ich werde darauf achten, dass Eure Antwort Euch keine Nachteile bringt.«
    Sachs wusste den Ausdruck nicht zu deuten, der nun auf dem Gesicht de Alcácers erschien. Irgendetwas zwischen Wut, Verachtung und Angst. Bevor der Portugiese endlich zu sprechen begann, holte er tief Luft, als wäre es von allergrößter Bedeutung, was er nun zu sagen hatte.
    »Ihr glaubt, mir drohen zu können, Sachs? Dass Ihr Euch da mal nicht irrt! Da draußen wirken Kräfte, von denen Ihr nicht die geringste Ahnung habt! Wie habt Ihr nur glauben können, Eure Mission würde ein Spaziergang? Wie konntet Ihr so vermessen sein? Andere, größere Männer, als Ihr einer seid, sind an geringeren Aufgaben kläglich gescheitert. Die
Flor de la Mar
ist verloren.
Ihr
habt sie verloren! Und mit ihr all das Gold der Mexikaner. Es ist verloren für die Welt, und es wird für immer verloren bleiben. Und nur Ihr, Amman Sachs von Hohensax, werdet Euch dafür zu verantworten haben! Ihr werdet die Last dieser Verantwortung noch mit all ihren schrecklichen Auswirkungen zu spüren bekommen, glaubt mir. Solche unermesslichen Schätze verliert man nicht einfach und geht dann ungestraft seiner Wege. Mich mag die Heilige Inquisition bedrohen – Euch aber drohen der Zorn und Strafe des größten Kaufmannshauses der Erde und des mächtigsten Königs der Welt. Über Eurem Kopf, mein lieber Sachs, schwebt ein Damoklesschwert, das Euch ohne Zweifel vernichten wird!«
    Der Faktor ließ seine Rede mit einem hämischen Lachen ausklingen. Dann warf er dem Agenten einen letzten funkelnden Blick zu, drehte sich um und verließ eilends das Kontor. Sachs blieb schweigsam, aber deutlich weniger betroffen in dem dunklen, schweren Hauptraum der Fuggerfaktorei zurück, als es nach den Worten de Alcácers hätte der Fall sein müssen.

7.
    Noch einmal schaute Sachs sich in dem düsteren Kontor um, betrachtete die dunklen Karteischränke, das hohe Schreibpult und den verräterischen Stuhl. Letzterer erinnerte ihn an die Notiz, die er eben in aller Eile eingesteckt hatte. Nun kramte er sie noch einmal aus dem Hemdsärmel hervor, um sie ein weiteres Mal zu lesen.
    Sollte er den Zettel dorthin zurücklegen, wo er ihn her hatte? Das Papier war jetzt sichtbar zerknittert; seine Entdeckung würde sich ganz sicher nicht mehr verheimlichen lassen. Nun – dann konnte er diesen sicher noch wertvollen Beweis ebenso gut auch gleich ganz einstecken, entschied der Fugger-Agent und faltete den Zettel diesmal sorgfältig zusammen, um ihn zwischen seinen übrigen Papieren in der unter dem Wams verborgenen Brusttasche zu deponieren.
    Was gab es hier jetzt noch für ihn zu tun? Nichts, entschied Amman Sachs. Er suchte seine kleine Kammer im rückwärtigen Bau der Faktorei auf, um seine noch verbliebenen Sachen zu packen. Mehr als in einen leichten Beutel ging, war es eh nicht, sah man von den kleinen Stücken ab, die von dem Goldschatz stammten und die er in Veracruz vorsorglich an sich genommen hatte.
    Doch er würde den Faktor noch einmal sprechen müssen, denn er brauchte ein Pferd, um seine bevorstehende Reise möglichst schnell hinter sich bringen zu können. Am besten, er nahm eines der Tiere, die unter seiner Kammer in den Ställen der Faktorei stets für Boten des Kaufmannshauses bereitstanden.
    Mit schnellen Schritten sprang Sachs die schmalen hölzernen Treppen hinunter und eilte über die dunklen Flure, um sich dieser letzten unangenehmen Pflicht zu entledigen. Ohne Anmeldung stürzte er erneut ins Hauptkontor, wo er sicher war, de Alcácer antreffen zu können – und erschrak heftig, als er schwungvoll durch die geöffnete Tür eintrat: Der Faktor von Lissabon war tatsächlich in der Schreibstube, aber er war nicht allein. Bei ihm standen zwei spanische Soldaten, wie Sachs an den glänzend polierten eisernen Harnischen erkannte. Und ein weiterer, in kostbare Gewänder gekleideter Mann,

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