Der Spion, der mich jagte - Green, S: Spion, der mich jagte - The Spy Who Haunted Me
doch sie war verschlossen.
»Lasst mich erst mal etwas Gefühl in meine Finger zurückbringen, dann mache ich euch das Schloss in einer Minute auf«, sagte Honey.
Ich rüstete hoch und trat die Tür ein. Mein goldener Fuß riss die Tür aus den Angeln und ließ sie mehrere Meter in den Laden hineinfliegen. Ich rüstete wieder ab. Die anderen sahen mich an. Sie hatten sich noch nicht daran gewöhnt, mich in der Rüstung zu sehen, und an all die Dinge, die ich dann tun konnte. Gut. Das hielt sie respektvoll und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Vielleicht dachten sie dann zweimal darüber nach, bevor sie sich gegenseitig umbrachten. Honey sah beinahe neidisch aus, dass ich so etwas Nützliches besaß und sie nicht. Immerhin hatte es ihr gelbes Tauchboot um Längen geschlagen. Walker sah nachdenklich aus. Peter hielt Abstand und versuchte so zu tun, als starre er nicht auf den Torques an meinem Hals.
Im Laden griffen wir uns die dicksten Mäntel, die wir finden konnten, und nahmen sie den Schaufensterpuppen ab. Wir wickelten uns dick darin ein und stöhnten beinahe vor Vergnügen. Dann verbrachten wir einige Zeit damit, auf und ab zu laufen, die pelzigen Arme um uns geschlungen, während die Wärme langsam in unsere frierenden Körper zurückkehrte. Wir fluchten und schnitten Grimassen, als das Gefühl beißend in unsere tauben Extremitäten zurückkehrte. Als wir unsere Hände wieder fühlen konnten, schnappten wir uns alte Mützen, schwere Lederhandschuhe und lange Wollschals. Wir waren zwar nicht mehr draußen im bitterkalten Wind, aber dennoch dampfte unser Atem auch hier in der feuchtkalten Ladenluft. Walker schlug vor, die Möbel zu zerschlagen, um ein Feuer zu machen, aber ich musste ablehnen. Ich wollte nichts tun, was auf uns aufmerksam machte. Noch nicht. Peter hatte sich selbst unter dem dicksten Mantel begraben, den er hatte finden können, zusammen mit einer viel zu großen Pelzmütze und einem halben Dutzend Halstüchern. Die Farbe war langsam in sein Gesicht zurückgekehrt und das Eis auf seinen Wimpern war geschmolzen. Er bemerkte, wie ich ihn ansah, und sah mürrisch zurück.
»Mir ist immer noch kalt«, sagte er gedämpft durch seinen hochgezogenen Schal. »Und ich habe echt Hunger.«
»Außerdem siehst du total unmodisch aus«, meinte Honey. Unglaublicherweise hatte sie einen weißen langen Pelzmantel gefunden, der genauso aussah wie der, den sie in Arkansas zurückgelassen hatte. Und einen passenden weißen Pillbox-Hut, weiße Handschuhe und weiße Lederstiefel. Irgendwo lag ein nackter Eisbär zitternd in seiner Höhle und verfluchte die Menschheit.
Walker sah smart, aber leger aus, was in altrussische Schneiderkunst gehüllt nicht ganz einfach war, ging diese doch eher Richtung Kraft statt auf Qualität. Er sah auf die altmodische Registrierkasse mit messingfarbenen Tasten, die auf dem Tresen stand, und runzelte die Stirn.
»Meinen Sie, wir sollten ... etwas hier lassen? Als Bezahlung? Sonst fühlt sich das so nach Stehlen an.«
»Für wen sollten wir es zurücklassen?«, fragte Honey. »Es ist niemand mehr da.«
»Das ist wirklich komisch«, sagte Peter aus den Tiefen seines überdimensionalen Pelzmantels. »Als wären alle einfach aufgestanden und gegangen. Vielleicht haben sie ja ein paar Konservendosen dagelassen. Gibt's auch einen Dosenöffner in dieser Rüstung, Drood?«
»Wie können Sie schon wieder Hunger haben?«, fragte Walker. »Sie hatten doch erst vor ein paar Stunden ein Stück wunderbaren, verkohlten Biber.«
»Ich versuche angestrengt, das zu vergessen«, erwiderte Peter. »Hört zu, ich bin so hungrig: Wenn wir jetzt in dieser Stadt auf ein Monster treffen, werde ich es töten, häuten und es komplett aufessen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Ehrlich, wir sollten verdammt schnell ein Monster finden, weil ihr Jungs zunehmend appetitlich ausseht!«
Mit der neuen Wärme kam auch unsere Kraft wieder zurück, und wir gingen hinaus auf die Straße. Eine Richtung schien so gut zu sein wie jede andere. Ich fragte mich immer noch, wonach wir hier suchen sollten, was das besondere Rätsel war, wegen dessen Alexander King uns hergeschickt hatte. »Wonach genau suchen wir eigentlich?«, fragte Walker.
Ich zuckte mit den Achseln, auch wenn man das unter meinem schweren Mantel kaum sehen konnte. »Wenn wir da sind, wo ich denke, dass wir sind, dann sind wir relativ weit von der Gegend entfernt, in der der Tunguska-Meteor eingeschlagen ist. Also nehme ich an, wir sind
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